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Der Chef: Nu wächst mir die Arbeet bald übern Kopf! Uns
überloofen die Herrschaften, und wer macht bet Jeschäft — die
Firma Mors!
Mar8 miü Mor5.
M NoveWAne.
In seiner Schneehütte sitzet
Gemütlich der Eskimo,
Sein rohes Seehundsfleisch schmaust er
Und seinen Tran trinkt er froh.
Und durch das eisige Fenster
Blickt er hinaus auf das Meer,
Dort tummeln in großen Heiden
Sich Seehund und Walroß umher.
Und zu der zottigen Gattin
Behaglich der Eskimo spricht:
„Die fleisch- und fettlosen Tage,
Die gibt es bei uns so bald nicht!"
Als König Albert erfuhr, welchen Zwang der Vierverband bei ct-
ivaigen Friedensverhandlungen auf ihn ausüben wolle, sagte er nach-
denklich: Halten mich eigentlich mit dem Vierverband zarte Bande der
Freundschaft umspannt, oder bin ich nur — schief gewickelt?
Der Vierverband verzichtet jetzt großmütig auf Konstantinopel. Und
dabei hätte ihm der Mantel des Propheten doch so gut „gepaßt"!
Vom deutschen Ende klingt ringsum So sterben wir, so sterben wir,
Die gern.geglaubte Sage- So sterbeu wir alle Tage.
Der gesinnungstüchligste Patriot weit und breit ist ohne Zweifel
der Postagent Zwiebele, der beim Frankieren von Briefen und Paketen
Tag für Tag die Germania rückwärts beleckt.
Kein Wunder, daß das Schuhwerk immer teurer wird: es wird ja
schon längst gewuchert, was das Leder hält.
Ihr getreuer Säge, Schreiner und Landstürmer.
Götterdämmerung.
Es träumten die alten Germanen
Von einer schrecklichen Zeit,
Wie alle die Götter und Menschen
Gerieten in rasenden Streit;
Wie alle die blühenden Länder
Wcilhin überströmt mit Blut,
Und dennoch der Kampf nicht wollt' enden.
In unauslöschlicher Wut.
Und wie dann das Meer von Feuer,
Das Limmel und Erde verschlang.
Gewütet, bis endlich gekommen
Der völlige Weltuntergang;
Und wie eine grünende Insel
Alsbald aus dem Chaos entstand.
Die bot einem neuen Geschlechte
Ein freies und glückliches Land.
Es haben die alten Germanen
Solch Unheil niemals geseh».
Doch ihre düsteren Träume
Sehn wir in Erfüllung gehn;
Des Krieges Furien toben
Weithin von Lande zu Land,
Und Reiche stürzen zusammen.
Die alte Welt steht in Brand.
Wie soll das alles wohl enden?
Und wie wird die Zukunft sein?
So fragt sich die bebende Menschheit
Und blickt in die Zukunft hinein.
Ach, dort ist alles so dunkel.
Noch kein erlösendes Licht —
Die Insel, von der die Alten
Geträumt, wir sehen sie nicht! A. Tttus.
Im russischen Winter.
Und ob's im Dsten schneit und stürmt
Und kineift in Wangen und Dhren, —
Ls bleibt der russische Liegesbericht
Gleichmäßig „unverfroren".
Lieber Jacob!
Wat de Jtaljener sind, die kennen sich noch
immer nich drieber einig werden, ob se nu
eejenllich de Deitschen den Krieg erklären
sollen oder nich. Die eenen sind dajejeu, de
andern sind dafor. Diese letzteren meenen
ivahrscheinlich, det et ehrenvoller is, von eenen
natierlichen Feind vertobakt zu werden, als
det eenem 'n stammverwandter Fremd dem
Stuhl vor de Türe, setzt — wat nemlich Ca-
dorna'n seine Heerscharen in't südliche Tirol
passiert is, wo se die unter det österreichische
Joch seifzenden italjenschen Brudervölker er-
lösen wollen, aber bei dieses Jeschäft kcene
Jejenliebe nich finden, sondern villemehr je-
beten werden, sich woanderst hin zu bemiehen-
Un jeder muß doch schließlich selber am besten
wissen, wat er zu seine Seligkeit nötig hat.
Diesen letztjenannten Weisheitsspruch kann
man in die jejenwärtije jroße Zeit auch noch
bei andere Völker beobachten. Allerdings wat
wir Deitsche nötig haben, det derfen wir ja
nich sagen, weil det dem Burgfrieden jefähr-
den kennte. Aber unsere Feinde sind in diese
Hinsicht offener un nehmen keen Feijenblatt
nich vor de Futterluke. De Franzosen erklären
janz ricksichtslos, det se Elsaß-Lothringen, de
Rheinprovinz, de Pfalz un eenen Fetzen von
Baden nötig haben, un de Russen brauchen
unbedingt Oslpreißen, Schlesien un Konstan-
tinopel mit de umliejenden Dörfer. Von wejen
de Engelländer wiegte ick mir bis jetz noch
ini Zweifel, weil die doch man bloß sor det
Jlick un de Freiheit der anderen Völker kämp-
fen tun — aber nu scheint et mir doch, det
ooch sie nich janz bedirsnislos sind un ihnen
ooch wat fehlt. Denn abjesehen von unsere
Kolonien un von die lumpijen zweehundert
Milljarden, die se von Deitschland als Kriegs-
entschädijung verlangen wollen, las ick »ei-
lich in de Zeilung, det de englische Rejierung
eene janze Kompagnie spiritistesche Medien
ausjeristet hat, die an de Front jehen un de
zwangsweise ausjehobenen Freiwillijen zur
Tapferkeit hipnotisiereu sollen. Also fehlt de
Engelländer vor allem de Kurasche, die se
sich jetz uff iebernatierlichem Wege verschaffen
wollen.
Wat aber unfern allerneisten Feind Portu-
jal anbetrefst, so haben wir schon '» paar
Dage vor de Kriegserklärung erfahren, wat
dem vonnöten is. Indem det der portujie-
sesche Jesandtschaftssekretär in eene hiesije
Apotheke fimshnndert Pulle» von det Sifilis-
heilmittel Salvarsan uffkoofen wollte, die ihm
aber zu seinen Kummer nich jeliesert wurden.
Also, wie jesagt, jeder muß selber am besten
wissen, wat er zu eene jlorreiche Kriegsfieh-
rung nötig hat, un ick bedaure de Portujiesen
von Herzen, det ihnen jleich bei Beginn des
Feldzuges jerade det Allernotweudigste ver-
weigert worden is. Det is ee» mulmijes Vor-
zeichen, un et sollte mir nich wundern, wenn
die janze Schafe ooch bei diesen Feind be-
lemmert aussällt!
Womit ick verbleibe mit ville Jrieße Dein
jetreier Jotthilf Rauke,
an 'n Jörlitzer Bahnhof jleich links.
Der Chef: Nu wächst mir die Arbeet bald übern Kopf! Uns
überloofen die Herrschaften, und wer macht bet Jeschäft — die
Firma Mors!
Mar8 miü Mor5.
M NoveWAne.
In seiner Schneehütte sitzet
Gemütlich der Eskimo,
Sein rohes Seehundsfleisch schmaust er
Und seinen Tran trinkt er froh.
Und durch das eisige Fenster
Blickt er hinaus auf das Meer,
Dort tummeln in großen Heiden
Sich Seehund und Walroß umher.
Und zu der zottigen Gattin
Behaglich der Eskimo spricht:
„Die fleisch- und fettlosen Tage,
Die gibt es bei uns so bald nicht!"
Als König Albert erfuhr, welchen Zwang der Vierverband bei ct-
ivaigen Friedensverhandlungen auf ihn ausüben wolle, sagte er nach-
denklich: Halten mich eigentlich mit dem Vierverband zarte Bande der
Freundschaft umspannt, oder bin ich nur — schief gewickelt?
Der Vierverband verzichtet jetzt großmütig auf Konstantinopel. Und
dabei hätte ihm der Mantel des Propheten doch so gut „gepaßt"!
Vom deutschen Ende klingt ringsum So sterben wir, so sterben wir,
Die gern.geglaubte Sage- So sterbeu wir alle Tage.
Der gesinnungstüchligste Patriot weit und breit ist ohne Zweifel
der Postagent Zwiebele, der beim Frankieren von Briefen und Paketen
Tag für Tag die Germania rückwärts beleckt.
Kein Wunder, daß das Schuhwerk immer teurer wird: es wird ja
schon längst gewuchert, was das Leder hält.
Ihr getreuer Säge, Schreiner und Landstürmer.
Götterdämmerung.
Es träumten die alten Germanen
Von einer schrecklichen Zeit,
Wie alle die Götter und Menschen
Gerieten in rasenden Streit;
Wie alle die blühenden Länder
Wcilhin überströmt mit Blut,
Und dennoch der Kampf nicht wollt' enden.
In unauslöschlicher Wut.
Und wie dann das Meer von Feuer,
Das Limmel und Erde verschlang.
Gewütet, bis endlich gekommen
Der völlige Weltuntergang;
Und wie eine grünende Insel
Alsbald aus dem Chaos entstand.
Die bot einem neuen Geschlechte
Ein freies und glückliches Land.
Es haben die alten Germanen
Solch Unheil niemals geseh».
Doch ihre düsteren Träume
Sehn wir in Erfüllung gehn;
Des Krieges Furien toben
Weithin von Lande zu Land,
Und Reiche stürzen zusammen.
Die alte Welt steht in Brand.
Wie soll das alles wohl enden?
Und wie wird die Zukunft sein?
So fragt sich die bebende Menschheit
Und blickt in die Zukunft hinein.
Ach, dort ist alles so dunkel.
Noch kein erlösendes Licht —
Die Insel, von der die Alten
Geträumt, wir sehen sie nicht! A. Tttus.
Im russischen Winter.
Und ob's im Dsten schneit und stürmt
Und kineift in Wangen und Dhren, —
Ls bleibt der russische Liegesbericht
Gleichmäßig „unverfroren".
Lieber Jacob!
Wat de Jtaljener sind, die kennen sich noch
immer nich drieber einig werden, ob se nu
eejenllich de Deitschen den Krieg erklären
sollen oder nich. Die eenen sind dajejeu, de
andern sind dafor. Diese letzteren meenen
ivahrscheinlich, det et ehrenvoller is, von eenen
natierlichen Feind vertobakt zu werden, als
det eenem 'n stammverwandter Fremd dem
Stuhl vor de Türe, setzt — wat nemlich Ca-
dorna'n seine Heerscharen in't südliche Tirol
passiert is, wo se die unter det österreichische
Joch seifzenden italjenschen Brudervölker er-
lösen wollen, aber bei dieses Jeschäft kcene
Jejenliebe nich finden, sondern villemehr je-
beten werden, sich woanderst hin zu bemiehen-
Un jeder muß doch schließlich selber am besten
wissen, wat er zu seine Seligkeit nötig hat.
Diesen letztjenannten Weisheitsspruch kann
man in die jejenwärtije jroße Zeit auch noch
bei andere Völker beobachten. Allerdings wat
wir Deitsche nötig haben, det derfen wir ja
nich sagen, weil det dem Burgfrieden jefähr-
den kennte. Aber unsere Feinde sind in diese
Hinsicht offener un nehmen keen Feijenblatt
nich vor de Futterluke. De Franzosen erklären
janz ricksichtslos, det se Elsaß-Lothringen, de
Rheinprovinz, de Pfalz un eenen Fetzen von
Baden nötig haben, un de Russen brauchen
unbedingt Oslpreißen, Schlesien un Konstan-
tinopel mit de umliejenden Dörfer. Von wejen
de Engelländer wiegte ick mir bis jetz noch
ini Zweifel, weil die doch man bloß sor det
Jlick un de Freiheit der anderen Völker kämp-
fen tun — aber nu scheint et mir doch, det
ooch sie nich janz bedirsnislos sind un ihnen
ooch wat fehlt. Denn abjesehen von unsere
Kolonien un von die lumpijen zweehundert
Milljarden, die se von Deitschland als Kriegs-
entschädijung verlangen wollen, las ick »ei-
lich in de Zeilung, det de englische Rejierung
eene janze Kompagnie spiritistesche Medien
ausjeristet hat, die an de Front jehen un de
zwangsweise ausjehobenen Freiwillijen zur
Tapferkeit hipnotisiereu sollen. Also fehlt de
Engelländer vor allem de Kurasche, die se
sich jetz uff iebernatierlichem Wege verschaffen
wollen.
Wat aber unfern allerneisten Feind Portu-
jal anbetrefst, so haben wir schon '» paar
Dage vor de Kriegserklärung erfahren, wat
dem vonnöten is. Indem det der portujie-
sesche Jesandtschaftssekretär in eene hiesije
Apotheke fimshnndert Pulle» von det Sifilis-
heilmittel Salvarsan uffkoofen wollte, die ihm
aber zu seinen Kummer nich jeliesert wurden.
Also, wie jesagt, jeder muß selber am besten
wissen, wat er zu eene jlorreiche Kriegsfieh-
rung nötig hat, un ick bedaure de Portujiesen
von Herzen, det ihnen jleich bei Beginn des
Feldzuges jerade det Allernotweudigste ver-
weigert worden is. Det is ee» mulmijes Vor-
zeichen, un et sollte mir nich wundern, wenn
die janze Schafe ooch bei diesen Feind be-
lemmert aussällt!
Womit ick verbleibe mit ville Jrieße Dein
jetreier Jotthilf Rauke,
an 'n Jörlitzer Bahnhof jleich links.