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Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 33.1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.6705#0082
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8955

Auf Lorchposten.

Von Joseph Kliche, im Felde.

Zum soundsovielten Male lagen sie nun
die Nacht hier draußen im Dreck. Zwischen
Dixmuiden und Nieuport, wo dem Feind die
schwarz und träge fließende Iser fortgenom-
meu und eine weit vorn im überschwemmten
Polder liegende unregelmäßige Fermenreihe
als Vorpostenstellung errungen worden war.

Die eine dieser Fermen, ziemlich exponiert
gelegen, war ihr Stutzpunkt. Von ihr aus

wurden sie jede Nacht einige hundert Meter
vorgeschoben, um die Ferme vor einer Über-
rumpelung zu schützen. Das war wichtig. Die
Ferme mußte auf alle Fälle gehalten werden.
Kam der Feind in ihren Besitz, so konnte von
dort aus ein Beobachter sehr gut das Artillerie-
feuer auf unsere Hauptstellung an der Iser
lenken. Schwere Verluste hätte dies gezeitigt.

So lagen sie nun jede Nacht auf einer der
kleinen Schlammiuselu, die hier und da aus der
Wasserfläche ragten, und spähten nach der
Richtung, in der der Feind vermutet wurde.

Als Unterlage diente ihnen ein vom fortwäh-
renden Regen ständig durchnäßter Strohsack,
den sie in einer der ersten Nächte herausge-
schleppt hatten, um nicht ganz und gar im
Schlamm liegen zu müssen.

In Abständen von zwanzig Metern lagen
sie auf dem Bauch, die Füße lang gestreckt,
das Gewehr schußbereit im Arm. Sie durften
sich nicht bewegen, nicht miteinander sprechen.
Vor ihnen ragten aus dem Wasser schmale
Wiesenstreifen. Auf diese» konnte der Feind
tFortsctzung Seite 8956.)

Einsam sinnen so die beiden Alten.

And die graue Stunde spinnt und spinnt.
Lind die Stube füllt sich mit Gestalten,
Die auf ewig ungeboren sind.

And der Sturmwind bläst die schrillen Lieder —
Schluchzt es nicht vorm Fenster weh und wild?...
Aus dem florumhüllten Rahmen nieder
Schaut ein lächelndes Soldatenbild. Ernst Preczang.
 
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