DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.6705#0126
i- . 8990
Der cüle Zolin Bull.
„So, meine lieben Ire» hätte ich nun beruhigt! Jetzt tan» ich mich
wieder meinen anderen schönen Aufgaben widmen, für Völkerrecht
und Menschlichkeit kämpfen und die Welt vom deutschen Barbaren-
tum befreien!"
^ lioDelfpänc. r©
Geht's fort so mit den Steuern,
Ich denk' daran mit Graus,
Heißt's bald! Ist nichts im Beutel,
So kan» auch nichts heraus.
Wie ist doch diese Lehre
So einfach und so schlicht,
Doch mancher weise Staalsmanit
Begreift sie dennoch nicht.
Eint wettvölle Etsindutig ist letzthin einent
unserer berühmtesten Chemiker gelungen, näm-
lich die Umwandlung vöN mit Kriegsverord-
nungen bedrucktem Papier in Futter. Bei
der Menge des vorhandenen Rohstoffs ist damit der Futterknappheit
endgültig ein Ziel gesetzt.
Wie fühlte England einst gesichert sich
Im eignen Land; nichts konnte es gefährden.
Nun sieht's den Irrtum ein. Ja, sicherlich
Wird Irland noch zu Englands „Jrrland" werden.
Eine Verlustanzeige: Wer weiß etwas von unseren angestammten
Landesvätern? Für zweckdienliche Angabe» entsprechende Belohnung!
Die vereinigten Völker Serbiens und Montenegros.
Ihr getreuer Säge, Schreiner und Landstürmer.
Kultursortschritt.
£>cvr Göh von Berlichingen war
Der Rittersmann geheißen.
Der einst verlor die rechte Land
Und eine trug von Eisen.
Schnallt' er nicht an die Eisenhand,
So blieb er ganz gemütlich
Zu Laus bei seiner sanften Frau
Und tat am Wein sich gütlich.
Doch mit der Eisenfaust betrieb
Sein Landwerk frech er weiter.
Als Straßenräuber tat er sich
.Lervor und Leckenreiter.
Und die berühmte Eisenhand
Gereichte nicht zum Segen,
Denn sie ward für das Vaterland
Ein Fluch auf manchen Wegen.-
Leut' kehret aus dem Feld zurück
So mancher Leid nach Lause,
Der draußen seine Land verlor
Im wilden Schlachtgebrause.
Auch ihm weiß die verlorne Land
Man trefflich zu ersetzen.
Und, ihr Gebrauch ermöglicht wird
Ihm wie dem Ritter Götzen.
Doch wird er nicht zum Straßenraub
Umher im Lande schweifen.
Er wird ein nützliches Gewerb'
Mit neuer Land ergreifen.
Und auch ein sanftes Weib kann er
In dieser Zeit noch kriegen-
Wie ist doch die Kultur hinauf
Loch über',« Götz gestiegen. Laus Flur.
Treffende Auskunft.
„Wie geht denn Meyern sein Jeschäft?"
„Pilzartig."
„Wieso?"
„Na, er wuchert!"
Das Schlafgemach.
Bei einerüaussuchunginderWohnung eines Schlächtcr-
mcisters wurden im Schlafzimmer der „gnädigen Frau",
zum Teil zwischen Bett- und Leibwäsche versteckt, ge-
wattige Mengen von Flcischwaren gefunden.
Tritt näher. Liebste, und betrachte
Froh überrascht und still beglückt.
Wie zeitgemäß, gcfchmack- und stilvoll
Ich dir dein Schlafgemach geschmückt!
Bratwürste zieren rings die Wände,
Von Schweincschwarten ein Feston
Schwebt, untermischt mit Hammelbeinen,
Graziös und freundlich am Plafond.
Der Smyrnateppich deckt de» Bode»,
Doch unter ihm, o welche Lust!
Nuhn fächerförmig ausgebreitet
Speckseiten, Talg und Rinderbrust.
Kot'lctts umrahmen deinen Spiegel,
Und dort, im stillverschwiegnen Eck,
Steht hoch und schlank die Pyramide
Von Kalbsgcschling und Kuttclfleck.
Mit Nieren füllt' ich dir das Hemde,
Und aus der Spitzenhose, schau.
Grüßt uns, gepökelt und geräuchert.
Der blanke Schinken einer Sau! —
Doch ach, dieweil d» schaust und staunest.
Klopft an das Tor die Polizei,
Und stört mein holdes Märchcnwunder,
Und alles, alles ist vorbei! Lehmann.
Lieber Jaeob!
Der Weltkrieg mog seine unanjenehinen
Schattenseiten haben, bet ivill ich »ich leijnen:
aber bet er belehrend uff de Belker inwirkt,
bet is eene unbestreitbare Tatsache. Ick meene
nid), bet er dem unjebild'ten Hansen de Oogen
effent ieber dem Sejen der birjerlichen Jesell-
schaftsordnung u» ieber de Fälle von Weis-
heit, mit die de eiropäischen Belker diploma-
tisch jelenkt lverden. Nee, ick denke mehr an
de wissenschaftlich interessierten Kreise, wie
zum Beispiel wir zwee beede, die durch dem
Krieg zahlreiche belehrende Nffschlisse erhalten.
Det ick mir in de Jeojrafie jemals sonne tief-
jreifenden Kenntnisse erwerben ivirde, wie ick
se infolje unserer zwee Dutzend Kriegsschau-
plätze jetz jlicklick) besitze, det hätte ick in meinen
janzen Leben »ich jehofft! Ick befinde mir in
de Schampanje, mang de Vojesen, an de eng-
lische Ostkiste un in det innerlichste Rußland
ebenso zu Hause, wie in de unaussprechlichsten
Balkan-Nester un an det ferne Ufer vorn
Eufrat.
Ferner hat mir der Krieg ooch in det Stu-
dium der Nazjonaleekonoinie mächtig vertieft,
indem det er mir uff det rätselhafte Verhält-
nis hinjewiesen hat, in det der Preis eener
Ware zu de Koofkraft des Käufers un zu det
Anjebot des Verkäufers stehen tut. Nämlick)
zuerst is allens da, aber ick habe keene Knöppe
nick), um et zu koofen, sintemalen et nämlich
ville zu teier is. Nachher wird uff eenmal der
Heeckistpreis erlassen un ick kennte »u det Eis-
been erschwingen, — aber in denselben Oogen-
blick is et ooch schon ivie durch eenen ieber-
natierlichen Zauber von der Bildfläche spurlos
verschwunden un for keen Jeld in keenen Laden
nich mehr zu haben! Dieses nazjonaleekono-
mische Sckiauspiel wiederholt sick) in jeden vor-
konnnenden Falle un et muß ihm woll een sehr
tiefes un komplexiertes Jesetz zu Jrunde liefen,
wo ick bis jetz noch nich hinter de Leesung je-
kominen bin. Ick jloobe aber, ivenn mal de
Jelehrten eene strenge wissenschaftliche Unter-
suchung in jewisse Ställe itn Vorratskammern
anstelle» wirden, denn kennten se am Ende
det Rätsel leesen un de Nazjonaleekonomie
um eene sehr wertvolle Entdeckung bereichern.
Un anjesichts von den oogenblicklichen jänz-
lichen Mangel an Speckseiten wäre dieses
ivissensd)aftliche Resultat ooch for die unje-
lehrte Masse der Bevölkerung sehr simpathisch!
Womit ick verbleibe mit ville Jrieße Dein
jetreier Jotthilf Rauke,
an 'n Jörlitzer Bahnhof jleich links.
itzedaktionsschluß 15. Mat ISIS.
Der cüle Zolin Bull.
„So, meine lieben Ire» hätte ich nun beruhigt! Jetzt tan» ich mich
wieder meinen anderen schönen Aufgaben widmen, für Völkerrecht
und Menschlichkeit kämpfen und die Welt vom deutschen Barbaren-
tum befreien!"
^ lioDelfpänc. r©
Geht's fort so mit den Steuern,
Ich denk' daran mit Graus,
Heißt's bald! Ist nichts im Beutel,
So kan» auch nichts heraus.
Wie ist doch diese Lehre
So einfach und so schlicht,
Doch mancher weise Staalsmanit
Begreift sie dennoch nicht.
Eint wettvölle Etsindutig ist letzthin einent
unserer berühmtesten Chemiker gelungen, näm-
lich die Umwandlung vöN mit Kriegsverord-
nungen bedrucktem Papier in Futter. Bei
der Menge des vorhandenen Rohstoffs ist damit der Futterknappheit
endgültig ein Ziel gesetzt.
Wie fühlte England einst gesichert sich
Im eignen Land; nichts konnte es gefährden.
Nun sieht's den Irrtum ein. Ja, sicherlich
Wird Irland noch zu Englands „Jrrland" werden.
Eine Verlustanzeige: Wer weiß etwas von unseren angestammten
Landesvätern? Für zweckdienliche Angabe» entsprechende Belohnung!
Die vereinigten Völker Serbiens und Montenegros.
Ihr getreuer Säge, Schreiner und Landstürmer.
Kultursortschritt.
£>cvr Göh von Berlichingen war
Der Rittersmann geheißen.
Der einst verlor die rechte Land
Und eine trug von Eisen.
Schnallt' er nicht an die Eisenhand,
So blieb er ganz gemütlich
Zu Laus bei seiner sanften Frau
Und tat am Wein sich gütlich.
Doch mit der Eisenfaust betrieb
Sein Landwerk frech er weiter.
Als Straßenräuber tat er sich
.Lervor und Leckenreiter.
Und die berühmte Eisenhand
Gereichte nicht zum Segen,
Denn sie ward für das Vaterland
Ein Fluch auf manchen Wegen.-
Leut' kehret aus dem Feld zurück
So mancher Leid nach Lause,
Der draußen seine Land verlor
Im wilden Schlachtgebrause.
Auch ihm weiß die verlorne Land
Man trefflich zu ersetzen.
Und, ihr Gebrauch ermöglicht wird
Ihm wie dem Ritter Götzen.
Doch wird er nicht zum Straßenraub
Umher im Lande schweifen.
Er wird ein nützliches Gewerb'
Mit neuer Land ergreifen.
Und auch ein sanftes Weib kann er
In dieser Zeit noch kriegen-
Wie ist doch die Kultur hinauf
Loch über',« Götz gestiegen. Laus Flur.
Treffende Auskunft.
„Wie geht denn Meyern sein Jeschäft?"
„Pilzartig."
„Wieso?"
„Na, er wuchert!"
Das Schlafgemach.
Bei einerüaussuchunginderWohnung eines Schlächtcr-
mcisters wurden im Schlafzimmer der „gnädigen Frau",
zum Teil zwischen Bett- und Leibwäsche versteckt, ge-
wattige Mengen von Flcischwaren gefunden.
Tritt näher. Liebste, und betrachte
Froh überrascht und still beglückt.
Wie zeitgemäß, gcfchmack- und stilvoll
Ich dir dein Schlafgemach geschmückt!
Bratwürste zieren rings die Wände,
Von Schweincschwarten ein Feston
Schwebt, untermischt mit Hammelbeinen,
Graziös und freundlich am Plafond.
Der Smyrnateppich deckt de» Bode»,
Doch unter ihm, o welche Lust!
Nuhn fächerförmig ausgebreitet
Speckseiten, Talg und Rinderbrust.
Kot'lctts umrahmen deinen Spiegel,
Und dort, im stillverschwiegnen Eck,
Steht hoch und schlank die Pyramide
Von Kalbsgcschling und Kuttclfleck.
Mit Nieren füllt' ich dir das Hemde,
Und aus der Spitzenhose, schau.
Grüßt uns, gepökelt und geräuchert.
Der blanke Schinken einer Sau! —
Doch ach, dieweil d» schaust und staunest.
Klopft an das Tor die Polizei,
Und stört mein holdes Märchcnwunder,
Und alles, alles ist vorbei! Lehmann.
Lieber Jaeob!
Der Weltkrieg mog seine unanjenehinen
Schattenseiten haben, bet ivill ich »ich leijnen:
aber bet er belehrend uff de Belker inwirkt,
bet is eene unbestreitbare Tatsache. Ick meene
nid), bet er dem unjebild'ten Hansen de Oogen
effent ieber dem Sejen der birjerlichen Jesell-
schaftsordnung u» ieber de Fälle von Weis-
heit, mit die de eiropäischen Belker diploma-
tisch jelenkt lverden. Nee, ick denke mehr an
de wissenschaftlich interessierten Kreise, wie
zum Beispiel wir zwee beede, die durch dem
Krieg zahlreiche belehrende Nffschlisse erhalten.
Det ick mir in de Jeojrafie jemals sonne tief-
jreifenden Kenntnisse erwerben ivirde, wie ick
se infolje unserer zwee Dutzend Kriegsschau-
plätze jetz jlicklick) besitze, det hätte ick in meinen
janzen Leben »ich jehofft! Ick befinde mir in
de Schampanje, mang de Vojesen, an de eng-
lische Ostkiste un in det innerlichste Rußland
ebenso zu Hause, wie in de unaussprechlichsten
Balkan-Nester un an det ferne Ufer vorn
Eufrat.
Ferner hat mir der Krieg ooch in det Stu-
dium der Nazjonaleekonoinie mächtig vertieft,
indem det er mir uff det rätselhafte Verhält-
nis hinjewiesen hat, in det der Preis eener
Ware zu de Koofkraft des Käufers un zu det
Anjebot des Verkäufers stehen tut. Nämlick)
zuerst is allens da, aber ick habe keene Knöppe
nick), um et zu koofen, sintemalen et nämlich
ville zu teier is. Nachher wird uff eenmal der
Heeckistpreis erlassen un ick kennte »u det Eis-
been erschwingen, — aber in denselben Oogen-
blick is et ooch schon ivie durch eenen ieber-
natierlichen Zauber von der Bildfläche spurlos
verschwunden un for keen Jeld in keenen Laden
nich mehr zu haben! Dieses nazjonaleekono-
mische Sckiauspiel wiederholt sick) in jeden vor-
konnnenden Falle un et muß ihm woll een sehr
tiefes un komplexiertes Jesetz zu Jrunde liefen,
wo ick bis jetz noch nich hinter de Leesung je-
kominen bin. Ick jloobe aber, ivenn mal de
Jelehrten eene strenge wissenschaftliche Unter-
suchung in jewisse Ställe itn Vorratskammern
anstelle» wirden, denn kennten se am Ende
det Rätsel leesen un de Nazjonaleekonomie
um eene sehr wertvolle Entdeckung bereichern.
Un anjesichts von den oogenblicklichen jänz-
lichen Mangel an Speckseiten wäre dieses
ivissensd)aftliche Resultat ooch for die unje-
lehrte Masse der Bevölkerung sehr simpathisch!
Womit ick verbleibe mit ville Jrieße Dein
jetreier Jotthilf Rauke,
an 'n Jörlitzer Bahnhof jleich links.
itzedaktionsschluß 15. Mat ISIS.