9011
Der öeprellte.
„Evviva Italia irredenta!“
„Oh, maladetta Tedeschi!“
J+al i cn
ftobelfpäne. tT
Nun hat die Welt gesehen,
Was solch ein Weltkrieg ist,
lind Schauder ivard empfunden
Genug zu dieser Frist.
Die von des Weltkriegs Schauern
Zu wenig noch gewußt
Zu einem neuen haben
Sie sicher keine Lust.
Und aus der Völker Herzen
Dringt der Verheißung Wort
Hervor und tönet: „Friede!"
Und pflanzt sich immer fort.
Die Kriegszielerörterung soll, wie wir hören, demnächst freigegeben
werden. Damit jedoch kein Mißbrauch damit getrieben wird, wird man
eine Reichs-Kriegszielerörterungskarte einführen.
Daß man dem Wechselkurs zuliebe einheimische Lebensmittelvorräte
ins Ausland verkauft, ist ja ganz schön. Populärer wäre es aber doch,
wenn hierin ein — Kurswechsel einträte.
Es hamstert ringsum jung und alt,
Schleppt Kilogramm ans Kilogramm
In still verborgne Kammern. Bald
Macht man aus Deutschland — „Hamsterdam".
Der Klügere gibt nach, sagte Helsferich; da erklärte er sich damit
einverstanden, 750 statt 480 Millionen Steuern zu nehmen, auch wenn
sein Programm dadurch etivas geändert wird.
Ihr getreuer Säge, Schreiner und Landstürmer.
Wenn — dann!
Im Reich den Diktator, den wollen wir
Mit großem Jubel begrüßen.
Wenn er des Wuchers Schlange zertritt.
Mit eher» geschienten Füßen;
Wenn er den Vorrat im Lande wird
Erst einmal ganz richtig schätzen.
So wird ihm die dankbare Nachwelt gern
Ein prächtiges Denkmal setzen;
Wenn er die Vorräte für das Volk
Erst machen wird einmal flüssig.
So wird des Löbens und Preisens man
So leicht wohl nicht überdrüssig;
And wenn er hineingreift mit starker Land
In all die Winkel und Ecken,
Wo von der gierigen Lamsterbrut
Die Vorräte überall stecken;
And wenn er nicht Zeitungen sondern Brot
And Fleisch wird konfisziere».
Der darbenden Maffe mit rechtem Maß
And ohne Verzug zuzuführen —-
Ja, da»n wird er sein der rechte Mann,
Der keine Rücksicht genommen
And der noch grade zur rechten Zeit
Dem Volke zu Lilfe gekommen.
Es soll der Diktator im Deutschen Reich
Besorgen des Lungers Stillung, —
Wir stehen und wir lauschen gespannt
And harren auf die Erfüllung. La»s Flux.
Die Entente.
Man tadelt uns ganz ohne Grund!
Wir sind voll milder Toleranz:
So hacken wir dem Griechenhund
Aus Mitleid — stückweis ab den Schwanz.
Das Kriegsernährungsamt.
Um die Lebensmittelversorgung einheitlich
zu regeln, hat der Bundesrat eine neue Be-
hörde, das Kriegsernährungsamt, geschaffen.
In dieser Behörde sollen nicht nur Beamte,
sondern auch bewährte Männer aus allen
Klassen der Bevölkerung Mitwirken, und es
steht daher zu befürchten, daß das Amt kein
regelrechtes bureankratisches Gepräge tragen
wird. Um diesem Übelstand wenigstens äußer-
lich abzuhelfen, wird es nötig sein, die be-
treffenden Mitarbeiter nach Möglichkeit mit
würdeverleihenden Titeln zu versehen. Als
solche schlagen wir vor:
„Wurstsekretär", „Kartoffelreferendar",
„Graupenassessor", „Schinkenrat", „Obernudel-
rat", „Vortragender Kohlrat", „Wirklicher Ge-
heimer Schmalz- und Butterrat" und „Durch-
wachsener Speckpräsidenl." Lehmann.
Splitter.
Bei deni herrschende» Olmangel ist es kein
Wunder, daß der berühmte „Tropfen demo-
kratischen Ols" jetzt so selten gefunden wird.
Lieber Jacob!
Wat der Redakteer Karl Stadelmann in
Neustadt a. H. is, dem is et zu lausig erjangen.
Also der Mann is leidend, un weil det Kriegs-
brot bekanntlich sehr hijienische Wirkungen aus-
ieben tut, so sollte er ville Stullen präpeln un
der Arzt hatte ihn een Attest ausjestellt, wo
er von den Kommunalverband Zusatzbrot-
karten druff bekam. Aber leider fehlte et ihn
an de neetije Butter, weil der Kommunal-
verband for de richtije Zufuhr oder de rich-
tije Verteilung nich jeniejend jesorgt hatte.
Also schrieb Stadelmann in sein Blatt eenen
impulsiven Artikel un jab de städtische Obrig-
keit feste eens uff de Kohlriebe. Aber kaum
war dieser Artikel erschienen, so sagte der
Kommunalverband von Neustadt a.H.: „Aha,
mein Junge, det wollen wir dir eklig ankreiden!
Wenn du uns in de Butter spuckst, hängen
wir dir dem Brotkorb höher!" Iln er entzog
ihn selbijen Tages de Zusatzkarten. Da sitzt
nu Stadelniann wieder uff'n Proppen: vor-
her hatte ihn de Butter zu det Brot jefehlt
un jetz fehlt ihn det Brot zu de Butter! Eene
richtige Stulle kriegt er uff keene Weise nich
zusammen, un der Mann wälzt sich aus een
Schlamassel ins andere. Aber so schmerzhaft
mir dieses Schicksal ooch beriehrt, so muß ick
doch sagen: Stadelmann'n is Recht jeschehen.
Woso tadelt er de städtische Obrigkeet, wenn
se 'ne Dummheit beseht, un verjreift sich fre-
ventlich an den Burgfrieden? Der Burgfrieden
erfordert jebieterisch, det jede Kommunalver-
waltung so viele Dummheeten besehen darf,
wie ihr irgend meeglich is! Det is een Natur-
jesetz, un da soll sich keener jejen ufslehnen!
Nu könnte der unieberlegte Untertanenver-
stand sich aber villeicht denken: Mir werden
de Butterstullen entzogen, wenn ick 'ne Dumm-
heet der Kommunalverwaltuug tadle, also
mißte ick von Rechts wejen 'ne Extrastulle als
Prämie kriejen, wenn ick eene obrigkeitliche
Dummheet lobe! Un ick jede zu, det dieses
een notwendijer Akt ausjleichender Jerechtig-
keit wäre. Aber ooch in diesen Fall, wie so oft
ins menschliche Leben, scheilert leider det Ideal
an de praktische Unmeeglichkeit: denn so ville
Butterstullen jibt et in janz Deitschland nich,
wie zu diese Prämiierung notwendig wären!
Womit ick verbleibe mit ville Jrieße Dein
jetreier Jotthilf Rauke,
an 'n Jörlitzer Bahnhof jleich links.
9iedalttonSsch>uß 29. Mai i»Ui.
Der öeprellte.
„Evviva Italia irredenta!“
„Oh, maladetta Tedeschi!“
J+al i cn
ftobelfpäne. tT
Nun hat die Welt gesehen,
Was solch ein Weltkrieg ist,
lind Schauder ivard empfunden
Genug zu dieser Frist.
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Zu wenig noch gewußt
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Sie sicher keine Lust.
Und aus der Völker Herzen
Dringt der Verheißung Wort
Hervor und tönet: „Friede!"
Und pflanzt sich immer fort.
Die Kriegszielerörterung soll, wie wir hören, demnächst freigegeben
werden. Damit jedoch kein Mißbrauch damit getrieben wird, wird man
eine Reichs-Kriegszielerörterungskarte einführen.
Daß man dem Wechselkurs zuliebe einheimische Lebensmittelvorräte
ins Ausland verkauft, ist ja ganz schön. Populärer wäre es aber doch,
wenn hierin ein — Kurswechsel einträte.
Es hamstert ringsum jung und alt,
Schleppt Kilogramm ans Kilogramm
In still verborgne Kammern. Bald
Macht man aus Deutschland — „Hamsterdam".
Der Klügere gibt nach, sagte Helsferich; da erklärte er sich damit
einverstanden, 750 statt 480 Millionen Steuern zu nehmen, auch wenn
sein Programm dadurch etivas geändert wird.
Ihr getreuer Säge, Schreiner und Landstürmer.
Wenn — dann!
Im Reich den Diktator, den wollen wir
Mit großem Jubel begrüßen.
Wenn er des Wuchers Schlange zertritt.
Mit eher» geschienten Füßen;
Wenn er den Vorrat im Lande wird
Erst einmal ganz richtig schätzen.
So wird ihm die dankbare Nachwelt gern
Ein prächtiges Denkmal setzen;
Wenn er die Vorräte für das Volk
Erst machen wird einmal flüssig.
So wird des Löbens und Preisens man
So leicht wohl nicht überdrüssig;
And wenn er hineingreift mit starker Land
In all die Winkel und Ecken,
Wo von der gierigen Lamsterbrut
Die Vorräte überall stecken;
And wenn er nicht Zeitungen sondern Brot
And Fleisch wird konfisziere».
Der darbenden Maffe mit rechtem Maß
And ohne Verzug zuzuführen —-
Ja, da»n wird er sein der rechte Mann,
Der keine Rücksicht genommen
And der noch grade zur rechten Zeit
Dem Volke zu Lilfe gekommen.
Es soll der Diktator im Deutschen Reich
Besorgen des Lungers Stillung, —
Wir stehen und wir lauschen gespannt
And harren auf die Erfüllung. La»s Flux.
Die Entente.
Man tadelt uns ganz ohne Grund!
Wir sind voll milder Toleranz:
So hacken wir dem Griechenhund
Aus Mitleid — stückweis ab den Schwanz.
Das Kriegsernährungsamt.
Um die Lebensmittelversorgung einheitlich
zu regeln, hat der Bundesrat eine neue Be-
hörde, das Kriegsernährungsamt, geschaffen.
In dieser Behörde sollen nicht nur Beamte,
sondern auch bewährte Männer aus allen
Klassen der Bevölkerung Mitwirken, und es
steht daher zu befürchten, daß das Amt kein
regelrechtes bureankratisches Gepräge tragen
wird. Um diesem Übelstand wenigstens äußer-
lich abzuhelfen, wird es nötig sein, die be-
treffenden Mitarbeiter nach Möglichkeit mit
würdeverleihenden Titeln zu versehen. Als
solche schlagen wir vor:
„Wurstsekretär", „Kartoffelreferendar",
„Graupenassessor", „Schinkenrat", „Obernudel-
rat", „Vortragender Kohlrat", „Wirklicher Ge-
heimer Schmalz- und Butterrat" und „Durch-
wachsener Speckpräsidenl." Lehmann.
Splitter.
Bei deni herrschende» Olmangel ist es kein
Wunder, daß der berühmte „Tropfen demo-
kratischen Ols" jetzt so selten gefunden wird.
Lieber Jacob!
Wat der Redakteer Karl Stadelmann in
Neustadt a. H. is, dem is et zu lausig erjangen.
Also der Mann is leidend, un weil det Kriegs-
brot bekanntlich sehr hijienische Wirkungen aus-
ieben tut, so sollte er ville Stullen präpeln un
der Arzt hatte ihn een Attest ausjestellt, wo
er von den Kommunalverband Zusatzbrot-
karten druff bekam. Aber leider fehlte et ihn
an de neetije Butter, weil der Kommunal-
verband for de richtije Zufuhr oder de rich-
tije Verteilung nich jeniejend jesorgt hatte.
Also schrieb Stadelmann in sein Blatt eenen
impulsiven Artikel un jab de städtische Obrig-
keit feste eens uff de Kohlriebe. Aber kaum
war dieser Artikel erschienen, so sagte der
Kommunalverband von Neustadt a.H.: „Aha,
mein Junge, det wollen wir dir eklig ankreiden!
Wenn du uns in de Butter spuckst, hängen
wir dir dem Brotkorb höher!" Iln er entzog
ihn selbijen Tages de Zusatzkarten. Da sitzt
nu Stadelniann wieder uff'n Proppen: vor-
her hatte ihn de Butter zu det Brot jefehlt
un jetz fehlt ihn det Brot zu de Butter! Eene
richtige Stulle kriegt er uff keene Weise nich
zusammen, un der Mann wälzt sich aus een
Schlamassel ins andere. Aber so schmerzhaft
mir dieses Schicksal ooch beriehrt, so muß ick
doch sagen: Stadelmann'n is Recht jeschehen.
Woso tadelt er de städtische Obrigkeet, wenn
se 'ne Dummheit beseht, un verjreift sich fre-
ventlich an den Burgfrieden? Der Burgfrieden
erfordert jebieterisch, det jede Kommunalver-
waltung so viele Dummheeten besehen darf,
wie ihr irgend meeglich is! Det is een Natur-
jesetz, un da soll sich keener jejen ufslehnen!
Nu könnte der unieberlegte Untertanenver-
stand sich aber villeicht denken: Mir werden
de Butterstullen entzogen, wenn ick 'ne Dumm-
heet der Kommunalverwaltuug tadle, also
mißte ick von Rechts wejen 'ne Extrastulle als
Prämie kriejen, wenn ick eene obrigkeitliche
Dummheet lobe! Un ick jede zu, det dieses
een notwendijer Akt ausjleichender Jerechtig-
keit wäre. Aber ooch in diesen Fall, wie so oft
ins menschliche Leben, scheilert leider det Ideal
an de praktische Unmeeglichkeit: denn so ville
Butterstullen jibt et in janz Deitschland nich,
wie zu diese Prämiierung notwendig wären!
Womit ick verbleibe mit ville Jrieße Dein
jetreier Jotthilf Rauke,
an 'n Jörlitzer Bahnhof jleich links.
9iedalttonSsch>uß 29. Mai i»Ui.