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Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 33.1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.6705#0188
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-. 9061

Suchomlinow und Genossen.

„Mit der neue» Anleihe sicht cs übel uns, Majestät, — unter zehn Prozent wollen es die Amerikaner nicht machen."
„Warum konfisziert man denn nicht die unterschlagenen dreihundert Millionen unseres Suchomlinow?"

„Majestät, die sind verschwunden, — vermutlich zum zweitenmal gestohlen."

o

Epigramme.

Das Handels-Tauchboot.

ffib’s friedlich ist zu jeder Frist,

John Bull nicht viel zu Kümmern braucht.
Hauptsache für den Edlen ist,

Daß es für Deutschland etwas „taucht".

Reisezeit ldlb.

Mein Gott will rechte Gunst erweisen,

Den — läßt er überhaupt nicht reisen.

Denn anderswo schätzt man ihn nur,

Menn schnell er wieder fährt - retour.

poincarv.

Mit jeder neuen Rede wird
Lescheid'ner er und williger.

Lr gibt's, wie mancher Handelsmann,

Mit jedem Monat — billiger.

Innerer „RbniitznngsKrieg".

Im Trommelseuer der Petitionen

von Mirtschaftsverbänden und adligen Drohnen,

Beständig unterminiert, - nein nein,

Ich möchte nicht Herr vethmann sein. Paule.

Der Einbruch bei Lamsters.

„Denke nur," rief die Frau Rentier und
Hausbesitzer Pröppke, „Vetter Waldeinar hat
sich bei uns auf drei Tage zu Besuch einge-
laden!"

„Das ist ja nett," bruinmelte Pröppke hinter
seiner Zeitung.

„Wie gedankenlos.du doch bist! Wo soll
er denn bei uns logieren? Im Salon sind die
Konservenbüchsen alifgestapelt, im Herrenzim-

mer stehen die Mehlsäcke, die Eierkisten unb
das Obst, in unseren, früheren Speisezimmer
hängen die Würste, die Schinken >md die
übrigen Rauchwaren, anch die Schinalztöpfe
stehen dort. Nirgends ist auch nur das kleinste
Plätzchen frei "

Es klingelte.

Ein Ehepaar stand draußen, das sich die
leerstehende Wohnung ansehen wollte, die im
Parterre ausgeschrieben stand.

Frau Pröppke war die Liebenswürdigkeit
selbst r,nd führte die Herrschasle» hinunter.
Die Bewohner dcs Parterres waren aber ab-
ivesend, und die Fremden sch!uge»vor,Pröppkcs
Wohnung dafür anzusehen.

„Das ist ganz ausgeschlossen," schrie die
Hausbesitzerin erschreckt.

„Warum?"

„Weil mein Mann es nicht wünscht," sagte
sie hochnäsig. Sie konnte doch unmöglich sagen,
daß alle ihre Vorderräume mit Vorräten air-
gefüllt waren, und daß sie sich daher auf die
beiden HinterzimmerderWohnung beschränkten
und so auch im Kriege sich in Entsagung übten.

Die Fremden gingen empört davon.

Vor dem Hause stand Latten-Ede und kon-
statierte mit Wohlbehagen, daß die Jalousien
der ersten Etage immer noch geschlossen waren.
Die Bewohner waren also wohl in der Somnier-
srische. Da ließ sich mit den, Klamottenfritz zu-
sammen gewiß „ein Ding drehn". . . .

Rin Mitternacht glaubten Pröppkes in der
Vorderwohnung Geräusch zu hören. Aber sie
verkrochen sich unter die Bettdecken, und ihre
Zähne klapperten vor Angst. Erst als es wieder
Tag geivorden war, wagten sie sich nach vorne.

Beide schrieen mtf vor Entsetzen: wo waren
die strammen Würste, die duftenden Schinken
und Speckseiten, die teuren Konserven? Alles
war leer und öde. Glatt allsgeräumt standen
die drei Zimmer da.

Eiir Zettel verriet die Besucher; darauf stand
mit Bleistift: „Schönsten Dank für freundliche
Aufbewahrung! Es ivurde uns zwar schwer,
alles mitzunehmen, aber es ging. Ede."

Pröppke stürzte ans Telephon.

„Was nullst du?" fragte die Gattin.

„Die Polizei muß. herbei und die Einbrecher
feststelle». Die Kerle sollen die höchste Ge-
fängnisstrafe bekommest, die es gibt!" Und er
läutete an.

Aber die kluge Frau riß ihm das Hörrohr
aus der Hand und läutete ab. „Bist du ver-
rückt? Willst du, daß wir bestraft werden?"

„Wir?"

„Ja, weil wir unseren Vorratsbestand bei
der Aufnahme nicht angegeben haben!"

„Das ist ja eine gottverdammte Zwickmühle!"
Vernichtet sank er in einen Sessel. „O, dieser
Krieg!"

Frau Pröppke ging zum Grammophon und
nahm die patriotischen Platten ab; ihre Kriegs-
begeistcrung hatte ein Loch bekommen.

„Aber nun haben wir doch Platz für Walde-
mar!" meinte Pröppke.

Und das war ja nicht zu bestreite». . . .

Mißgeschick.

Sie: Du wolltest doch Wurst und Schinken
zum Abendbrot milbringen, Heinrich?

Er: Ja — der Geist war willig, aber das
Fleisch war knapp!
 
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