Zweite Beilage des wahren Jacob Nr.785
Wenn das Eisen mich mäht,
Wenn mein Atem vergeht.
Sollt stumm unterm Rasen mich breiten:
Laßt das Wortegespiel,
's war kein Held, der da fiel,
's war ein Opfer verlorener Zeiten.
's war einer, der nie
Rach Bölkerblut schrie,
's war ein Bürger erst kommender Zeiten.
Wenn das Eisen mich mäht.
Wenn mein Atem vergeht.
Sollt stumm unterm Rasen mich breiten.
Zosef Luitpold.
Vermächtnis.
Religion.
Wer Wissenschaft und Kunst besitzt,
Der hat auch Religion. Goethe.
Wer Wissenschaft und Kunst besitzt.
Ist nicht voll Güte schon; —
Er hat wohl Schmuck, der glänzt und blitzt.
Allein nicht Religion.
Doch, wen das Lerz zu Taten stählt
Aus Liebe, sonder Lohn,
Ob Wissenschaft und Kunst ihm fehlt.
Der hat doch Religion.
And wer zu Kunst und Wissenschaft
Ein edles Lerz gesellt, —
Wer Gutes, Licht und Schönheit schafft.
Ist göttlich und ein Leld. Robert Seidel.
es es
Madeleine.
Skizze von Johannes Ebert, im Felde.
Mitten im Sommer ivar es. Früh. Die
Sonne lachte in die frische, grüne Natur.
Bunte Blumen und Blätter schüttelten die
Tauperlen wie gleißendes Silber ab. Fröhlich
trillerte die Lerche ihr Lied, als wäre kein
Krieg. . . .
Bayerische Jäger marschierten durch den
Wald. Meist junge Männer aus den Bergen.
Gar lustig klang ihr Lied von der „Annemarie"
durchs weite Land. Ein fröhliches Volk.
„Morgen, Sepperl, aufi geht's zur Alm,"
ruft einer in die Hinteren Gruppen.
„Grüß d' Gott, oller Haderer, gehn mer
z'semma," brummt es nach vorn.
Wie tief im Frieden... als wäre kein Krieg_
Im Dorfe macht das Bataillon Rast. Die
Zivilbevölkerung läuft neugierig zusammen.
Kinder schwatzen gebrochenes Deutsch. Drüben,
an einem Strauch mit wilden Rosen steht ein
junges Mädchen. Schüchtern schant sie mit
ihren großen Augen dem Leben der Jäger zu.
Einer geht auf sie zu. Er bittet um Wasser.
Wein bringt sie. Mit Behagen schaut der
Jäger in den Steinkrug.
„Dank schö', wia hoaschst denn?"
„Madeleine," flüstert der schwarzbraune
Lockenkopf und schaut den Jäger mit den
klugen Augen tief an.
„Madeleine," wiederholt er. Das hat er
noch nicht gehört.
„An die Gewehre!"
„B'hüat d' Gott, Madeleine."
Es geht fort. Zum Dorfe hinaus. 'Durch
den Wald.
„Madeleine," sagt der Jäger leise vor sich
hin. Erst spät ain Tag hat er den Morgen
vergessen. Er hat mit seinen Kameraden wie-
der gesungen:
„Vielleicht scharrt man schon morgen ein
Das ganze Bataillon. ..."
Die Jäger sind weiter marschiert. Immer
vorwärts in das Land der Feinde. Durch viele
Dörfer. Keine Rast ist mehr gekommen. . . .
Die Sonne ist purpurrot dem Westen zu-
gesunken. Der Jäger ist auf Posten gezogen.
Treue Wacht hat er gehalten. In der Nacht
hat es oft hell aufgeblitzt bei den Feinden, zu
denen auch Madeleine gehörte. . . .
Lieber Jacob!
Unser Feldwebel weiß immer alles viel besser.
Neulich marschieren wir zu unserem neuen
Standort. Bei Zcville ist Halt. Ich vergleiche
eifrig auf meiner Karte die Entfernung nach
Aville, unserm Endziel.
„Na, wie weit ist es?" fragte er.
„Acht Kilometer in der Luftlinie, Herr Feld-
webel," antwortete ich.
„Ach, Unsinn!" erhalte ich zum Bescheid.
„Da wird es sicher noch einen näheren Feld-
weg geben!"
Wenn das Eisen mich mäht,
Wenn mein Atem vergeht.
Sollt stumm unterm Rasen mich breiten:
Laßt das Wortegespiel,
's war kein Held, der da fiel,
's war ein Opfer verlorener Zeiten.
's war einer, der nie
Rach Bölkerblut schrie,
's war ein Bürger erst kommender Zeiten.
Wenn das Eisen mich mäht.
Wenn mein Atem vergeht.
Sollt stumm unterm Rasen mich breiten.
Zosef Luitpold.
Vermächtnis.
Religion.
Wer Wissenschaft und Kunst besitzt,
Der hat auch Religion. Goethe.
Wer Wissenschaft und Kunst besitzt.
Ist nicht voll Güte schon; —
Er hat wohl Schmuck, der glänzt und blitzt.
Allein nicht Religion.
Doch, wen das Lerz zu Taten stählt
Aus Liebe, sonder Lohn,
Ob Wissenschaft und Kunst ihm fehlt.
Der hat doch Religion.
And wer zu Kunst und Wissenschaft
Ein edles Lerz gesellt, —
Wer Gutes, Licht und Schönheit schafft.
Ist göttlich und ein Leld. Robert Seidel.
es es
Madeleine.
Skizze von Johannes Ebert, im Felde.
Mitten im Sommer ivar es. Früh. Die
Sonne lachte in die frische, grüne Natur.
Bunte Blumen und Blätter schüttelten die
Tauperlen wie gleißendes Silber ab. Fröhlich
trillerte die Lerche ihr Lied, als wäre kein
Krieg. . . .
Bayerische Jäger marschierten durch den
Wald. Meist junge Männer aus den Bergen.
Gar lustig klang ihr Lied von der „Annemarie"
durchs weite Land. Ein fröhliches Volk.
„Morgen, Sepperl, aufi geht's zur Alm,"
ruft einer in die Hinteren Gruppen.
„Grüß d' Gott, oller Haderer, gehn mer
z'semma," brummt es nach vorn.
Wie tief im Frieden... als wäre kein Krieg_
Im Dorfe macht das Bataillon Rast. Die
Zivilbevölkerung läuft neugierig zusammen.
Kinder schwatzen gebrochenes Deutsch. Drüben,
an einem Strauch mit wilden Rosen steht ein
junges Mädchen. Schüchtern schant sie mit
ihren großen Augen dem Leben der Jäger zu.
Einer geht auf sie zu. Er bittet um Wasser.
Wein bringt sie. Mit Behagen schaut der
Jäger in den Steinkrug.
„Dank schö', wia hoaschst denn?"
„Madeleine," flüstert der schwarzbraune
Lockenkopf und schaut den Jäger mit den
klugen Augen tief an.
„Madeleine," wiederholt er. Das hat er
noch nicht gehört.
„An die Gewehre!"
„B'hüat d' Gott, Madeleine."
Es geht fort. Zum Dorfe hinaus. 'Durch
den Wald.
„Madeleine," sagt der Jäger leise vor sich
hin. Erst spät ain Tag hat er den Morgen
vergessen. Er hat mit seinen Kameraden wie-
der gesungen:
„Vielleicht scharrt man schon morgen ein
Das ganze Bataillon. ..."
Die Jäger sind weiter marschiert. Immer
vorwärts in das Land der Feinde. Durch viele
Dörfer. Keine Rast ist mehr gekommen. . . .
Die Sonne ist purpurrot dem Westen zu-
gesunken. Der Jäger ist auf Posten gezogen.
Treue Wacht hat er gehalten. In der Nacht
hat es oft hell aufgeblitzt bei den Feinden, zu
denen auch Madeleine gehörte. . . .
Lieber Jacob!
Unser Feldwebel weiß immer alles viel besser.
Neulich marschieren wir zu unserem neuen
Standort. Bei Zcville ist Halt. Ich vergleiche
eifrig auf meiner Karte die Entfernung nach
Aville, unserm Endziel.
„Na, wie weit ist es?" fragte er.
„Acht Kilometer in der Luftlinie, Herr Feld-
webel," antwortete ich.
„Ach, Unsinn!" erhalte ich zum Bescheid.
„Da wird es sicher noch einen näheren Feld-
weg geben!"