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Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 33.1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.6705#0256
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9129

ln schweren Sorgen.

„Was hast denn, lkaverl?"

„I hob träumt, daß der Landjäger unsre Kartoffeln beschlagnahmt hat und
daß i nur zwei Mark fnffzig für den Zentner kriegt Hab!"

ftobelfpäne. eT

Und meint der Zar der Reußen
Mit seinem Kronschatz spielt,

Er hat die rechte Freude
Dabei noch nie gesuhlt.

Wohl hat er Diamanten
Und Perlen ohne Zahl,

Die funkeln und die blitzen
Im schönsten Feuerstrahl.

Doch fehlt in diesem Schatze
Ihm stets daS „Goldne Horn", —
Und das wird er nicht kriegen.
Daher sein großer Zorn.

Die Russen und Rumänen hatten sich schon darauf gefreut, eine
Siegesbowle aus ungarischem Tokaierwein zu brauen, — jetzt haben
sie mit ungarischem „Bitterwasser" vorlieb nehmen müssen.

In der deutschen Armee wird sehr viel auf Frömmigkeit gehalten.
Sogar in den Krieg hat jedes Regiment seine Kapelle niitnehmen müssen.

All die Gelehrten preisen
Alt-Hellas, das sich frei
Mit vielem Mut gehalten
Von Persertyrannei.

Und wie's zu Land und Meere
Der Perser Schate» schlug
Die klassischen Geschichten,

Wir hörten sie genug.

Wenn Griechenland von heute
Doch seine Dränger schlüg!
Dann wollten wir's bejubeln
Und preisen seinen Sieg.

Die Vorwärts-Redaktion treibt jetzt einen sehr gesundheitsfördern-
den Sport, sie — müllert.

Ihr getreuer Säge, Schreiner und Landstürmer.

Bukarester Elegie.

ES, es, es und cs.

Es ist c>» harter Schluß,

Daß, daß, daß und daß.

Daß ich aus Ungarn mutz.

O heißgeliebter Vicrvcrband,

Reich schleunigst mir die Rctterhand:

Ich soll, statt annektieren.

Mich retirieren.

Du, du, du und du.

Du heil'gcr Ruffcnzar.

D», du, du und du.

Du zahltest gut in bar.

Nun zahl du auch mit Munition
Und mancher guten Division:

Man will mich massakrieren
Und ausquarticrcn.

So, so, so und so.

So dachte ich mir's nicht.

Das, das, das und das.

Das ist wie'» Weltgericht.

Man feiert statt in Budapest
Das Sicgesfest in Bukarest.

Vorbei das Schwadronieren —

Wir retirieren.

Kino International.

Neuestes Wochenprogramm.

In den Klauen von U 53.

Erschütterndes Drama von deutscher Nieder-
tracht und Tücke.

Der rasende Boxer Lloyd George.

Urkomisch! Zum Totlachen!

Präsidenten-Nennen in Amerika.

Hochinteressanter Sporlfilm.
Rumänische Nationaltänze.

1. Der Eiertanz. Getanzt von Bratianu.

2. Der Schwertertanz.

Nur noch kurze Zeit!!!

And willst du nicht mein Bruder sein...

Im Nanien der Freiheit und der Rechte der
kleinen Völker hat der Vierverband an Griechen-
land folgende neue Forderungen gestellt:

Erstens: Die Akropolis wird Schießbahn
für die Artillerie der Entente.

Zweitens: Venizelos und Sarrail werden
zu Nationalheiligen Griechenlands ernannt.

Drittens: Die der Sympathie für Deutsch-
land verdächtigen Abortfrauen in Athen wer-
den durch ententesreundliche ersetzt.

Viertens: Nach der griechischen Weinernte
werden die „großen Rosinen" nach wie vor für
die Entente reserviert.

Fünftens: Die griechische Regierung unter-
schreibt den Protest gegen die Verletzung der
— belgischen Neutralität.

Sechstens: Der König und die ihm ergebene
Armee haben sofort Selbstmord zu begehen!

Lieber Jacob!

Nu kenne ick mir bald uich mehr aus! Neilich
lese ick in eene entschieden nazjonale Zeitung
eenen Artikel, wo jesagt wird, det de Miese-
petrigkeit, die jewisse Teile der deitschen Be-
velkerung crjriffen haben soll, jauz un jar
pollezeiwidrig is, indem det wir in eene knollig
jroße un scheene Zeit leben tun, wo jeder Tag
eejentlich von Rechts wejen als een Feier-
tag festlich bcjangen werden sollte. Obwohl
ick nu leider weder Schweineproduzent, noch
Armeelieferant nich bin, so nahm ick mir
trotzdesto diese Uffmunterung zu Herzen un
bemiehte mir, mir als Festjenossen zu stehlen,
un wenn ick abends aus de Fabrike zu Hause

kam, denn jodelte ick erst 'ne janze Weile, bevor
det ick mir an meine Milfixsuppe ranwagte.
Un ooch meine Olle nebst de iebrije werte
Familje suchte ick an de alljemeene Lustigkeet
der jejenwärtijen Weltlage teilnehmen zu lassen-

Zwee Dage fiehrte ick det aus, aber am
dritten las ick, ebentfalls in een ajrarisches
Unterwasserorjan, eenen Artikel, der sich drieber
beschwerte, det det Berliner Volk janz un jar
in verjniejungssichtije Jemeinheit un Nieder-
trächtigkeit dahinvejetiert un damit beweist,
det et uff de unterste Kulturstufe stehen tut.
Zur Strafe sollten nu alle Lokale un Theater
jeschlossen un dafor morjens un abends ejal
Kriegsbetstunden abjehalten un de Trauer-
jlocken jeleitet werden. Na, da schlage eener
lang hi» un stehe lurz wieder uff! Wat sollen
wir armen Berliner denn eejentlich anfangen,
wen» wir et de Ajrarjer recht machen wollen?
Is uns mies zumute, denn sind wir undank-
bar jejen die uns von de eiropäische Diplo-
matie bescherten Wohltaten, un suchen wir
uns nach de Arbeet mal 'n bißken zu zerstreien,
denn sollen jleich Betstunden for uns abjehalten
un de Flocken jeleitet werden, weil wir uff de
unterste Kulturstufe stehen! Kannste mir vil-
leicht 'n Rat jeden, wie ick mir aus diese see-
lische Bredouille erretten kann? Bis dahin
habe ick mir fest entschlossen, keene saure Jurke
nich mehr zu koofen, die in een Ajrarjerblatt
injewickelt is, denn ick will mir meine natier-
liche Jemietsstimmung nich ejal verwirren un
verekeln lassen!

Womit ick verbleibe mit ville Jrieße Dein
jetreier Jotthilf Rauke,

an 'n Jörlitzer Bahnhof jleich links.

Redakttonsschluß 30. Oktober Isis.
 
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