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Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 33.1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.6705#0271
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. 9144

Nacht und Tod.

Mit sternenklaren Augen sah die Nacht hinab
auf die Welt. Tausend schöne Träume schickte
sie als gute Sendboten hinunter in die Geister-
ivelt der schlafende» Menschen. Doch alle kehr-
ten unverrichteter Sache zurück zu ihrer Ge-
bieterin und gaben traurigen Bericht. Böse
Träume hielten die Geister der schlafenden
Menschen gefangen, und tiefe Seufzer stiegen
aus ihren gequälten Herzen empor. Da stieg
die Nachl, in tiefschwarze Schleier gehüllt,
selbst hinab in die dunklen Gassen. Wieder
und immer wieder hob sie ihren Wolkenfächer
und schaute durch spärlich erleuchtete Fenster
in manches enge Kämmerlein. Dann schickte
sie den eiligen Nachlboten Sausewind zu ihrem
Freund Schlaf und gebot ihn zu sich.

„Was willst du, Gebieterin?" fragte dieser.

„Gehe hin zu jenem Mütterlein in der Dach-
kammer dort und gib ihr Ruhe!"

„Umsonst, ich habe es schon versucht. Die
Arme vergeht vor Kummer, ihre Söhne sind
dahin."

„Dann hole deinen nächsten Verwandten!
Der kann helfen."

Sterbenöes ^lahr.

von Karl vröger.

Sie Blätter taumeln müö vom /Ist,

Ser weiße Nebel steigt -

Su spürst nicht Ruhe, fühlst nicht Rast,

Su trägst die Lust wie schwere Last
Und schreitest tief geneigt.

wohl brennt noch manches Blatt am Baum
Und leuchtet her wie Blut -
Doch morgen steht im stillen Raum
Nur dürres Holz, darin kein Traum
vom Sommerlicht mehr ruht.

Bald liegt die Eröe eingeschneit,
die Wälder starren stumm -
Ser wind bläst über Einsamkeit,

Er stngt ein Lied von Treu und Leid
Und treibt sich schluchzend um.

Sie Blätter taumeln müö vom /Ist,

Ser weiße Nebel steigt -
Su bist ein trüber Wintergast,
du ahnst, was du verloren hast
Und schreitest tief geneigt.

o

Der Schlaf ging, der Tod kam.

„Walte deines Amtes und gib der Armen
Ruhe und Frieden!"

„Pah," lachte der Tod, „mit solchen Neben- '
fachen kann ich mich jetzt nicht aufhalten. Habe
jetzt größere Aufträge auszuführen. Komm,
sieh her!"

Grimmig zeigte er mit dem Knochenfinger
auf die dunkle Stadt. „Siehst du dort die vie-
len hellerleuchteten Arbeitssäle? Da schaffen
Tausende mit fleißiger Hand Munition für
mich. Wenn du regierst und wenn der neue
Tag am Ruder ist,-— Munition immerzu!
Und hörst du das Rasseln der Propeller? Mein
Flugzeug wartet, die Maschine des Todes! Auf
Wiedersehen, Gevatterin."

Fort war der Würger. Sein grelles Lachen
schrie durch die Stille. Da hallten auch schon
schwere dumpfe Schläge, und Schmerzens-
schreie erfüllten die Luft.

In den Augen der Nacht verlosch der Glanz.
Unzählige Tränen vergoß sie über das tiefe Leid
der Menschen. Regen peitschte an die Fenster,
und die Nacht jagte alle ihre Stürme hinab auf
die Welt der Menschen. In deren Gebraus
erstürben die letzten Klagetöne. L. P.

Weshalb England siegen muß.

Mr. Beefsteak: Mit einer richtige» Sommerfrische wnr's diesmal
wieder nichts. Deutschland muß doch zerschmettert werden.

Mrs. Plumpudding: Ja, das schöne Thüringen, den Rhein und
Süddeutschland entbehren wir nun schon seit drei Jahren.

Mr. Beefsteak: Und dazu die gute deutsche Küche und Bedienung!
Es geht nichts über einen deutsche» Oberkellner.

Mrs. Plumpudding: Wie dumm sind doch die Deutschen, daß sie ans
ihren schönen Gegenden nicht ein großes englisches Restaurant machen.
 
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