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Business^
Und Noah schickte abermals eine Taube aus, und siehe da, sie kam mit einem Ölzweig wieder,
zum Zeichen, dass auch die American Oil Company jetzt wieder Geschäfte machen wollte. Denn
Noah war ein gerechter Mann.
S" der Stadt trenn len
sich die Eheleute. Der
Bauer begab sich zum
Aufkäufer, die Bäuerin
auf den Markt.
An einem kleinen Gast-
hof am Tor trafen sie
sich wieder.
„So!" sagte die Frau
Knubbe siegsgewiß. „Nu
wies mal her, Klaus!"
Klans Knubbe holte
seine Papierscheine aus
der Tasche und zählte
sechsnndneunzig Mark
auf — ein Betrag, der
dem festgesetzten Höchst-
preis für das Kalb ent-
sprach.
Mutter Knubbe aber
lächelte triumphierend
und mit „So! so! und
so!" trumpfte sie ihrem
Manne einen Hundert-,
einen Fünfzig-, einen
Zivanzig- und einen
Fünfmarkschein vor die
Nase.
„Wat seggst dli nu,
Knubbe? Un dat füll
ick in de Bratkartüffeln
slagn?" . . .
Bauer Knubbe schüt-
telt noch heute den Kopf.
Seine Weltanschauung
ist für immer zerrüttet.
- ...— Pec.
Nur eine Fabel?'
Eine seltsame Bewe-
gung ging durch das
Reich der Tiere. Der
König hielt eine außer-
ordentliche Tagung, zu
der von jeder Gattung
ein Vertreter enlboie»
war. Im Vollgefühl seiner Würde saß König
Löwe auf seinem Thron, und alle, vom Ele-
fanten bis hinab zum winzigste» Mäuslei»,
waren n», ihn versammelt, die noch nie da-
gewesene Botschaft zu höre».
Totenstille herrschte, als, geleitet vo» der
Leibivache des Königs, ein Mensch in de» Kreis
trat und also anhub: „Erhabener König, edles
Volk der Tiere, höret meine Bitte! Aus zahl-
losen Wunden blutet das Menschengeschlecht.
Raub und Mord, Lug, Trug und Verrat sind an
der Tagesordnung. Jahrtausende alte Kultur
haben sie in Scherben geschlagen, um sich ani
Aas des Nächsten zu mästen. Der Mensch, der
sich vermaß, die Krone der Schöpfung zu sein,
ist in Schlamm und Unrat versunken. Nehmt
mich, ich bitte euch, in eure Gemeinschaft airf,
ich schäme mich, ein — Mensch zu sein!"
Da ging ein unwilliges Gemurmel durch
die Versammlung. Verächtlich wandten sich
alle ab, nur der Fuchs und die Hyäne machten
Miene, dem Flehenden zu Hilfe zu kommen.
Sie waren aber bald zum Schweigen gebracht,
und als es zur Abstimmung kam, siehe da —
nicht eine weiße Kugel fiel zugunsten des Bitt-
stellers in die Urne. B m.
Die Schiffe im Hafen.
Von Paul En^erling^
Die grauen Wellen im Hafen schäumen.
Die stillen Schiffe im Hafen träumen.
Die Segler und Dampfer in der Runde
Träumen von ihrer Erlösungsstunde.
Da werden die schlossen Segel sich blähn.
Da werden die schwarzen Rauchfahnen wehn.
Da werden die Schiffe langsam und schwer
Wenden den Kiel zum freien Meer.
Die Flagge am Grohmastwird wieder flattern—
Die Wimpel werden im Winde knattern —
Sie werden die Meere bei Tag und Nacht
Durchfurchen mit ihrer friedlichen Fracht.
Sie werden wieder die Länder verbinden.
Die Völker werden sich wieder finden:
Manch schwielige Matrosenhand
Drückt eine andre im »Feindesland«.
... Die Ketten rasseln am Bollwerkspfahl.
Die Schiffe träumen allzumal.
Bei jeder Stunde neuem Schlag
Träumen sie vom Erlösungstag.
Zeichen der Zeit.
Rach einer wahren
Begebenheit.
In diesen Tagen, bä
selbst die innerlich Ge^
festigsten der Hamsterei
verfallen, hatte in einem
Berliner Vorort eine
hochgeachtetePersönlich-
keit dem chronischen Fett-
und Fleischmangel in
ihrer Familie dadurch
abzuhelfen gesucht, daß
sie einen Brandbrief an
die Verwandtschaft im
gesegneten Westpreußen
loslies. Sie klopfte auch
nicht an verschlossene
Türen. Eine große Kiste
mit Wurst und Schinken,
Fleisch und Butter, Mehl
und Schmalz ward zu-
sammengepackt und dem
Spediteur übergeben.
Auf Anraten des Bitt-
stellers, der die breite Öf-
fentlichkeit scheute, hatte
nian die Sendung als
„Kohlrüben" deklariert.
Die Kiste ging denn
auch ihren Gang, freilich
nicht ohne daß die ver-
schiedenen Leute, die sich
amtlich mit der schiveren
Sendung zu befassen hat-
ten, die Köpfe darüber
schüttelten, was wohlein
Berliner mit soviel west-
preußischen Kohlrüben
anfangen wollte. Viel-
leicht blieb es auch nicht
beim Kopfschütteln. We-
nigstens als die Kiste in
die Hände des Empfän-
gers gelangt und von die-
sem eifervoll mit Stemm-
eisen und Zange geöffnet worden war — fand
er ein wohl sortiertes Lager von Kohlrüben
vor. Und beschiveren konnte er sich nicht ein-
mal, denn der Inhalt der Sendung deckte sich
genau mit der Deklaration auf dem Fracht-
brief, die ja nach seinen eigenen Angaben ge-
macht worden war! L-n.
W<3?
Amerikanisches.
Der Krieg schafft zwei Gattungen von Men-
schen, und zwar solche, die mit dem Schwert,
und andere, die mit der Kuponschere.arbeiten.
Die kleine Portion.
Wirt: Na, schmeckt's, mein Herr?
Gast: Den Mage» verdirbt man sich daran
allerdings nicht, aber die Augen!
Optische Täuschung.
„Sie, Ihr Mantel ist wohl schlecht gefüttert,
der schlottert Ihnen so um den Leib."
„Sie irren sich geivaltig, ich bin schlecht
gefuttert!"
Business^
Und Noah schickte abermals eine Taube aus, und siehe da, sie kam mit einem Ölzweig wieder,
zum Zeichen, dass auch die American Oil Company jetzt wieder Geschäfte machen wollte. Denn
Noah war ein gerechter Mann.
S" der Stadt trenn len
sich die Eheleute. Der
Bauer begab sich zum
Aufkäufer, die Bäuerin
auf den Markt.
An einem kleinen Gast-
hof am Tor trafen sie
sich wieder.
„So!" sagte die Frau
Knubbe siegsgewiß. „Nu
wies mal her, Klaus!"
Klans Knubbe holte
seine Papierscheine aus
der Tasche und zählte
sechsnndneunzig Mark
auf — ein Betrag, der
dem festgesetzten Höchst-
preis für das Kalb ent-
sprach.
Mutter Knubbe aber
lächelte triumphierend
und mit „So! so! und
so!" trumpfte sie ihrem
Manne einen Hundert-,
einen Fünfzig-, einen
Zivanzig- und einen
Fünfmarkschein vor die
Nase.
„Wat seggst dli nu,
Knubbe? Un dat füll
ick in de Bratkartüffeln
slagn?" . . .
Bauer Knubbe schüt-
telt noch heute den Kopf.
Seine Weltanschauung
ist für immer zerrüttet.
- ...— Pec.
Nur eine Fabel?'
Eine seltsame Bewe-
gung ging durch das
Reich der Tiere. Der
König hielt eine außer-
ordentliche Tagung, zu
der von jeder Gattung
ein Vertreter enlboie»
war. Im Vollgefühl seiner Würde saß König
Löwe auf seinem Thron, und alle, vom Ele-
fanten bis hinab zum winzigste» Mäuslei»,
waren n», ihn versammelt, die noch nie da-
gewesene Botschaft zu höre».
Totenstille herrschte, als, geleitet vo» der
Leibivache des Königs, ein Mensch in de» Kreis
trat und also anhub: „Erhabener König, edles
Volk der Tiere, höret meine Bitte! Aus zahl-
losen Wunden blutet das Menschengeschlecht.
Raub und Mord, Lug, Trug und Verrat sind an
der Tagesordnung. Jahrtausende alte Kultur
haben sie in Scherben geschlagen, um sich ani
Aas des Nächsten zu mästen. Der Mensch, der
sich vermaß, die Krone der Schöpfung zu sein,
ist in Schlamm und Unrat versunken. Nehmt
mich, ich bitte euch, in eure Gemeinschaft airf,
ich schäme mich, ein — Mensch zu sein!"
Da ging ein unwilliges Gemurmel durch
die Versammlung. Verächtlich wandten sich
alle ab, nur der Fuchs und die Hyäne machten
Miene, dem Flehenden zu Hilfe zu kommen.
Sie waren aber bald zum Schweigen gebracht,
und als es zur Abstimmung kam, siehe da —
nicht eine weiße Kugel fiel zugunsten des Bitt-
stellers in die Urne. B m.
Die Schiffe im Hafen.
Von Paul En^erling^
Die grauen Wellen im Hafen schäumen.
Die stillen Schiffe im Hafen träumen.
Die Segler und Dampfer in der Runde
Träumen von ihrer Erlösungsstunde.
Da werden die schlossen Segel sich blähn.
Da werden die schwarzen Rauchfahnen wehn.
Da werden die Schiffe langsam und schwer
Wenden den Kiel zum freien Meer.
Die Flagge am Grohmastwird wieder flattern—
Die Wimpel werden im Winde knattern —
Sie werden die Meere bei Tag und Nacht
Durchfurchen mit ihrer friedlichen Fracht.
Sie werden wieder die Länder verbinden.
Die Völker werden sich wieder finden:
Manch schwielige Matrosenhand
Drückt eine andre im »Feindesland«.
... Die Ketten rasseln am Bollwerkspfahl.
Die Schiffe träumen allzumal.
Bei jeder Stunde neuem Schlag
Träumen sie vom Erlösungstag.
Zeichen der Zeit.
Rach einer wahren
Begebenheit.
In diesen Tagen, bä
selbst die innerlich Ge^
festigsten der Hamsterei
verfallen, hatte in einem
Berliner Vorort eine
hochgeachtetePersönlich-
keit dem chronischen Fett-
und Fleischmangel in
ihrer Familie dadurch
abzuhelfen gesucht, daß
sie einen Brandbrief an
die Verwandtschaft im
gesegneten Westpreußen
loslies. Sie klopfte auch
nicht an verschlossene
Türen. Eine große Kiste
mit Wurst und Schinken,
Fleisch und Butter, Mehl
und Schmalz ward zu-
sammengepackt und dem
Spediteur übergeben.
Auf Anraten des Bitt-
stellers, der die breite Öf-
fentlichkeit scheute, hatte
nian die Sendung als
„Kohlrüben" deklariert.
Die Kiste ging denn
auch ihren Gang, freilich
nicht ohne daß die ver-
schiedenen Leute, die sich
amtlich mit der schiveren
Sendung zu befassen hat-
ten, die Köpfe darüber
schüttelten, was wohlein
Berliner mit soviel west-
preußischen Kohlrüben
anfangen wollte. Viel-
leicht blieb es auch nicht
beim Kopfschütteln. We-
nigstens als die Kiste in
die Hände des Empfän-
gers gelangt und von die-
sem eifervoll mit Stemm-
eisen und Zange geöffnet worden war — fand
er ein wohl sortiertes Lager von Kohlrüben
vor. Und beschiveren konnte er sich nicht ein-
mal, denn der Inhalt der Sendung deckte sich
genau mit der Deklaration auf dem Fracht-
brief, die ja nach seinen eigenen Angaben ge-
macht worden war! L-n.
W<3?
Amerikanisches.
Der Krieg schafft zwei Gattungen von Men-
schen, und zwar solche, die mit dem Schwert,
und andere, die mit der Kuponschere.arbeiten.
Die kleine Portion.
Wirt: Na, schmeckt's, mein Herr?
Gast: Den Mage» verdirbt man sich daran
allerdings nicht, aber die Augen!
Optische Täuschung.
„Sie, Ihr Mantel ist wohl schlecht gefüttert,
der schlottert Ihnen so um den Leib."
„Sie irren sich geivaltig, ich bin schlecht
gefuttert!"