9275 —
Das Wunderschwein.
nobelfpäne. r®
Im ivunderschönen Monat Mai,
Als die Granaten sprangen.
Auch da ist dem Ententerich
Kein Talglicht aufgegangen.
Und doch im ivundcrschönen Mai
Wächst in den Herzen, den bangen,
Bon allen Menschen im Erdenkreis
Ein heißes. Friedensverlangen.
Warum die Völker vom Militarismus
nichts mehr wissen wollen? Weil durch ihn
die Länder — „verheert" werden.
Wenn's Mailüfterl weht
Von Osten — o Graus —
Bringt's sibirische Grüße
Dem Nikolaus.
Würde in der Welt nur die Wahrheit gedruckt, hätten wir jetzt keine
Papiernot. »
Ist der Maimonat kühl und naß,
Schießt Herr Nivelle ohn' Unterlaß.
Ist der Mai aber trocken und warm.
Schießt er weiter, daß Gott erbarm.
Doch wie er's mag im Mai probieren, —
Nie wird Nivelle uns „nivellieren".
Richter: Sie sind angeklagt, die Erlaubnis, ein Schwein zu schlachten,
übertreten und gleichzeitig ein zweites Schwein geschlachtet und das Fleisch
sofort verkauft zu haben. Sind Sic sich der Strafbarkeit dieser Handlung
bewußt?
Bauer: Nee, Herr Richter, ick bünn unschullig. Mien Swien hett acht
Been un twec Köpp hatt, un dafür kann ick doch nicht
Die „ewige Wonnegans" soll umgedichtet werden. Sie paßt nicht
mehr als Nationalhymne. Der ergebenst Unterzeichnete machte den Vor-
schlag, den Sozialistenmarsch als Nationalhymne zu akzeptieren. Der
Vorschlag hat Aussicht auf Annahme.
Ihr getreuer Säge, Schreiner und Landstürmor.
noch beinahe geschmeichelt! Also mache Dir
darüber weiter keine dämlichen Gedanken,
sondern verlasse Dir vielmehr auf dem gebil-
deten Geschmack Deines Bräutigams
August Säge jun., Garde-Grenadier.
Nachschrift. Wenn Du mir zum Nachfüllen
der obigen leeren Feldflasche etwas schicken
solltest, so bitte ich Dich, eine Photographie
von Dir beizupacken, damit ich mir durch
Deine liebe Fassade von die hier gebotenen
Anblicke erholen kann.
Kleines Lexikon.
Wils»,. — Rettungsstation für schiffbrüchige Exi-
stenzen.
Nikolaus — der Letzte.
• Neutral — der ileberempfindliche.
Siegfried — bis hierher »nd nicht weiter.
Batocki — wart ei» Weilchen.
U — englischer Schreckcnsausruf.
Sterling — die Ueberzeugung.
Miljukow — der Eicrtänzcr.
Schorlemer — nichts gelernt und nichts vergeffen.
Lieber Jacob!
Ick muß Dir wat beichten, aber um Jottes
willen det et meine Olle nich erfährt, ver-
stehste! Also ick habe mir letzten Sonnabend
besoffen jehabt. Mein Freind Edeward war
»ff Urlaub von Döberitz hier un verleitete
mir nach seine Stammdestille, wo er von wejen
de kiehle Witterung un in de Freide des
Wiedersehens mehrere Lagen Jrock spendierte.
Ick bin ja sonst nich so, aber ivenn et nischt
kostet un jerne jejeben wird, denn mach ick
ooch mit. Also schon nach eene Stunde waren
wir beede knille, im Edeward stierte ejal in
sein Jlas, >vo noch 'ne Neeje drinne war.
Denn jriff er tiefsinnig zu dem Mostrichtopp,
der uff'n Tisch stand, un schmierte eenen jroßen
Löffel voll in seinen Jrock, kleckerte 'n biske»
Pfeffer un Salz druff, jab noch 'ne klenne
Handvoll Zijarrenasche zu, riehrte det Janze
um un sagte in Jrabeston zu mir: „Jotthilf,"
sagte er, „zahlste ’n Daler, wenn ick det aus-
saufe?" Ick fiehlte mir moralisch verflichtst,
mir von wejen Edeward'n seine jastfreind-
liche Jrocklagen zu revanschieren, bejahte die
däinliche Frage un legte drei Markscheine uff'n
Disch. Edeward erjriff det Jlas, schauderte
eenmal zusammen, kniff seine Schweineritzen
zu un jagte det frauenhafte Jemisch mit eenen
Zug runter. Denn nahm er die drei Mark-
scheine, schauderte wieder un — schenkte se
den Stift, der uns dem Jrock kredenzt jehabt
hatte! Dieses Verfahren imponierte mir in
meinen anjeroochten Jeisteszustand un mir
packte der Ehrjeiz, det ick mir nich lumpen
lassen wollte. Also riehrte ooch icke mir in
meene Neeje dieselbe Mixtur zusammen un
fragte Edeward'n: „Wat zahlste, wenn ick det
jenehinije?" „Zwee Daler " rief der Esel,
un schon hatte ick dem Dreck runter, un de
zwee Daler schenkte ick — wat Edeward kann,
det kann ick noch allemal — ebenfalls den
heftig jrienenden Stift.
Nächsten Morjen besuchte mir Edeward un
sagte voll tiefe Beschämung: „Wat war denn
det nu eejentlich, Jotthilf? Jeder von uns
zwee beede hat 'n halbes Jlas Dreck jesoffen
un der Stift hat dafor drei Daler jekriegt!"
„Wat det war?" rief ick, indem ick mir an
meinen Brummschädel jriff; „diese jrandiose
Dämlichkeit von jestern Abend war nischt
weiter wie een Simbol von die jejenwärtije
jroße Zeit! Wir beede Schafsköppe sind de
kriegfiehrenden Mächtejruppen — un zwar bist
du de Entente, denn du bist mit deine zwee
Daler noch doller rinjeschliddert wie ick mit
eenen — die sich jejenseitig de firchterlichslen
Scheißlichkeiten beibringen, un der Stift is
de neitrale Welt, die det Janze jarnischt an-
jeht, die aber dem Verdienst davon einsackt!"
„Ja, aber", wandte Edeward entschuldigend
ein, „wir beede haben det doch im knippel-
dicksten Zustand der Besoffenheit veriebt!".
„Meenste denn, olle Droomlade," schrie ick
ihm freindschaftlich an, „det de oogenblickliche
Menschheit nichtern is? Die is besoffener wie
wir beede am jestrijen Sonnabend!" „Haste
nich 'n Rollmops?" lenkte Edeward ab, dem
katzenjämmerlich zu Jemiete war. Et fanden
sich noch zwee ins Spind un wir vertilgten sie
mit dem Wunsche, det ooch de besoffene Mensch-
heit recht bald detKaterfriehstück des Friedens
jenießen un det der Rollmops der Ernichte-
rung denn nich jar zu sauer aussallen mechte!
Womit ick verbleibe mit ville Jrieße Dein
jelreier Jotthilf Rauke,
an 'n Jörlitzer Bahnhof jleich links.
(^eldpostbestellungen + +
iTaus den Wahren Jacob
werden gegen Einsendung von 1 Mark für
10 Nummern jederzeit angenommen und
pünktlich ausgeführt durch die
Expedition des Wahren Jacob, Stuttgart.
Um genaue und deutliche Angabe der Feldpostadresfen
wird gebeten.
RedakttonSschluf! i4. Mai 1917. ,
Das Wunderschwein.
nobelfpäne. r®
Im ivunderschönen Monat Mai,
Als die Granaten sprangen.
Auch da ist dem Ententerich
Kein Talglicht aufgegangen.
Und doch im ivundcrschönen Mai
Wächst in den Herzen, den bangen,
Bon allen Menschen im Erdenkreis
Ein heißes. Friedensverlangen.
Warum die Völker vom Militarismus
nichts mehr wissen wollen? Weil durch ihn
die Länder — „verheert" werden.
Wenn's Mailüfterl weht
Von Osten — o Graus —
Bringt's sibirische Grüße
Dem Nikolaus.
Würde in der Welt nur die Wahrheit gedruckt, hätten wir jetzt keine
Papiernot. »
Ist der Maimonat kühl und naß,
Schießt Herr Nivelle ohn' Unterlaß.
Ist der Mai aber trocken und warm.
Schießt er weiter, daß Gott erbarm.
Doch wie er's mag im Mai probieren, —
Nie wird Nivelle uns „nivellieren".
Richter: Sie sind angeklagt, die Erlaubnis, ein Schwein zu schlachten,
übertreten und gleichzeitig ein zweites Schwein geschlachtet und das Fleisch
sofort verkauft zu haben. Sind Sic sich der Strafbarkeit dieser Handlung
bewußt?
Bauer: Nee, Herr Richter, ick bünn unschullig. Mien Swien hett acht
Been un twec Köpp hatt, un dafür kann ick doch nicht
Die „ewige Wonnegans" soll umgedichtet werden. Sie paßt nicht
mehr als Nationalhymne. Der ergebenst Unterzeichnete machte den Vor-
schlag, den Sozialistenmarsch als Nationalhymne zu akzeptieren. Der
Vorschlag hat Aussicht auf Annahme.
Ihr getreuer Säge, Schreiner und Landstürmor.
noch beinahe geschmeichelt! Also mache Dir
darüber weiter keine dämlichen Gedanken,
sondern verlasse Dir vielmehr auf dem gebil-
deten Geschmack Deines Bräutigams
August Säge jun., Garde-Grenadier.
Nachschrift. Wenn Du mir zum Nachfüllen
der obigen leeren Feldflasche etwas schicken
solltest, so bitte ich Dich, eine Photographie
von Dir beizupacken, damit ich mir durch
Deine liebe Fassade von die hier gebotenen
Anblicke erholen kann.
Kleines Lexikon.
Wils»,. — Rettungsstation für schiffbrüchige Exi-
stenzen.
Nikolaus — der Letzte.
• Neutral — der ileberempfindliche.
Siegfried — bis hierher »nd nicht weiter.
Batocki — wart ei» Weilchen.
U — englischer Schreckcnsausruf.
Sterling — die Ueberzeugung.
Miljukow — der Eicrtänzcr.
Schorlemer — nichts gelernt und nichts vergeffen.
Lieber Jacob!
Ick muß Dir wat beichten, aber um Jottes
willen det et meine Olle nich erfährt, ver-
stehste! Also ick habe mir letzten Sonnabend
besoffen jehabt. Mein Freind Edeward war
»ff Urlaub von Döberitz hier un verleitete
mir nach seine Stammdestille, wo er von wejen
de kiehle Witterung un in de Freide des
Wiedersehens mehrere Lagen Jrock spendierte.
Ick bin ja sonst nich so, aber ivenn et nischt
kostet un jerne jejeben wird, denn mach ick
ooch mit. Also schon nach eene Stunde waren
wir beede knille, im Edeward stierte ejal in
sein Jlas, >vo noch 'ne Neeje drinne war.
Denn jriff er tiefsinnig zu dem Mostrichtopp,
der uff'n Tisch stand, un schmierte eenen jroßen
Löffel voll in seinen Jrock, kleckerte 'n biske»
Pfeffer un Salz druff, jab noch 'ne klenne
Handvoll Zijarrenasche zu, riehrte det Janze
um un sagte in Jrabeston zu mir: „Jotthilf,"
sagte er, „zahlste ’n Daler, wenn ick det aus-
saufe?" Ick fiehlte mir moralisch verflichtst,
mir von wejen Edeward'n seine jastfreind-
liche Jrocklagen zu revanschieren, bejahte die
däinliche Frage un legte drei Markscheine uff'n
Disch. Edeward erjriff det Jlas, schauderte
eenmal zusammen, kniff seine Schweineritzen
zu un jagte det frauenhafte Jemisch mit eenen
Zug runter. Denn nahm er die drei Mark-
scheine, schauderte wieder un — schenkte se
den Stift, der uns dem Jrock kredenzt jehabt
hatte! Dieses Verfahren imponierte mir in
meinen anjeroochten Jeisteszustand un mir
packte der Ehrjeiz, det ick mir nich lumpen
lassen wollte. Also riehrte ooch icke mir in
meene Neeje dieselbe Mixtur zusammen un
fragte Edeward'n: „Wat zahlste, wenn ick det
jenehinije?" „Zwee Daler " rief der Esel,
un schon hatte ick dem Dreck runter, un de
zwee Daler schenkte ick — wat Edeward kann,
det kann ick noch allemal — ebenfalls den
heftig jrienenden Stift.
Nächsten Morjen besuchte mir Edeward un
sagte voll tiefe Beschämung: „Wat war denn
det nu eejentlich, Jotthilf? Jeder von uns
zwee beede hat 'n halbes Jlas Dreck jesoffen
un der Stift hat dafor drei Daler jekriegt!"
„Wat det war?" rief ick, indem ick mir an
meinen Brummschädel jriff; „diese jrandiose
Dämlichkeit von jestern Abend war nischt
weiter wie een Simbol von die jejenwärtije
jroße Zeit! Wir beede Schafsköppe sind de
kriegfiehrenden Mächtejruppen — un zwar bist
du de Entente, denn du bist mit deine zwee
Daler noch doller rinjeschliddert wie ick mit
eenen — die sich jejenseitig de firchterlichslen
Scheißlichkeiten beibringen, un der Stift is
de neitrale Welt, die det Janze jarnischt an-
jeht, die aber dem Verdienst davon einsackt!"
„Ja, aber", wandte Edeward entschuldigend
ein, „wir beede haben det doch im knippel-
dicksten Zustand der Besoffenheit veriebt!".
„Meenste denn, olle Droomlade," schrie ick
ihm freindschaftlich an, „det de oogenblickliche
Menschheit nichtern is? Die is besoffener wie
wir beede am jestrijen Sonnabend!" „Haste
nich 'n Rollmops?" lenkte Edeward ab, dem
katzenjämmerlich zu Jemiete war. Et fanden
sich noch zwee ins Spind un wir vertilgten sie
mit dem Wunsche, det ooch de besoffene Mensch-
heit recht bald detKaterfriehstück des Friedens
jenießen un det der Rollmops der Ernichte-
rung denn nich jar zu sauer aussallen mechte!
Womit ick verbleibe mit ville Jrieße Dein
jelreier Jotthilf Rauke,
an 'n Jörlitzer Bahnhof jleich links.
(^eldpostbestellungen + +
iTaus den Wahren Jacob
werden gegen Einsendung von 1 Mark für
10 Nummern jederzeit angenommen und
pünktlich ausgeführt durch die
Expedition des Wahren Jacob, Stuttgart.
Um genaue und deutliche Angabe der Feldpostadresfen
wird gebeten.
RedakttonSschluf! i4. Mai 1917. ,