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Zur siamesischen Kriegserklärung an Deutschland.

Sir Hughes: England braucht dringend die in den siamesische» Häfen liegenden deutschen Schiffe.
Der König von Siam: Ich kann sie aber nicht wegnehmen lassen, ohne die Neutralität zu brechen.
Sir Hughes: Na, zum Teufel, dann erklären Sie doch Deutschland den Krieg, und das Geschäft
ist gemacht.

vonheidnischerVerstockt-
heit erzählen, und wur-
den wieder frohen Mu-
tes. Nur stärkere Mittel
mußte man anwenden,
dann würde es schon
gehen.

Allgemeines Seufzen
und Wehklagen ging im
Dorf los und pflanzte
sich von einem Ende der
Ortschaft zum andern
fort. Wo sich die Lehner-
Maria mit dem Kind
zeigte, drehten sich die
Weiber nach ihr um,
holten einen tiefen Seuf-
zer aus dem Grund ihrer
frommen Seele» und lie-
ßen verlauten: „Arms,
arms Kindle! Wirscht
schon nu sterb'n, weil d'
net taast bischt!"

Dieser gottgefällige
Wunsch war das neue
Feldgeschrei im „heiligen
Krieg vonAueregg",und
er hallte häßlich wieder
in den Ohren der Lehner-
Maria. Welche Mutter
könnte auch ruhig hören,
daß von der Möglichkeit
des Sterbens bei ihrem
Kind gesprochen wird!

Es tvaren schwere
Stunden, die von der
Lehner-Maria durchge-
halten werden mußten,
und sie freute sich sehr
auf den Besuch ihres
Mannes. Dem berichtete
sie getreulich von dem
Kriegszustand, der in
dem sonst so stillen Dorf
herrschte, und bereitete
ihm mit der Erzählung
eine vergnügte Stunde.

Dann pflogen beide Kriegsrat und kamen über-
ein, es sei das Vernünftigste, auf die gute
Aueregger Luft zu verzichten.

Die Nachricht, daß die Lehner-Maria ab-
reisen werde, schlug wie ein Blitz in die kampf-
erhitzten Gemüter der Aueregger Weiber. Alles
war verloren! Der ganze Kreuzzug um die
Seele des Lehner-Kindes war umsonst gewesen,
wenn der Schlag nicht noch im letzten Augen-
blick gelang. So rafften denn die Führerinnen
des „heiligen Krieges" ihren ganzen Mut zu-
sammen und beschlossen, die Lehner-Maria auf
die Bahn zu begleiten, obwohl die Gesellschaft
des Mannes nicht recht geheuer schien. Aber
der war gar nicht so arg, kein Leutefresser
und Religionsspötter, sondern ein freundlicher,
umgänglicher Mensch, der einen ganz verlegen
machen konnte mit seinen Reden.

Alle Versuche, das Gespräch auf die Taufe
zu bringen, schlugen fehl. Der Mann lenkte
die Rede auf andere Dinge und sprach vom
Wetter, von den Ernteaussichten und ähnlichen
Harmlosigkeiten. An» Bahnhof blieb gerade
noch Zeit zu einem kurzen Abschied, denn der
Zug stand schon fahrbereit, und zudem zog

im Westen bedrohlich ein Gewitter herauf.
Unverrichteier Sache kehrten die tapferen
Kämpferinnen um und schritten bekümmerten
Herzens den Feldweg nach Aueregg zurück.
Mitten auf freiem Feld brach das Gewitter
loZ, und im Laufschritt, bis auf die Haut durch-
näßt, erreichten die Auereggerinnen eine kleine,
einzelstehende Hütte.

Der Himmel halte ein Einsehen gehabt und
ihnen zum guten Beschluß die heißersehnte
Taufe selbst verabreicht, die ihrer Meinung
nach allerdings dem Lehner-Kind notwendiger
gewesen wäre.

So endete der „heilige Krieg von Aueregg"
mit dem seltsamen Ergebnis, daß statt eines
Kinderkopfes drei Weiberröcke naß wurden.

Berliner Markthallengespräch.

„Weeste eejentlich, wat Frühjemiese is?"

„Na, selbstverständlich bet Jemiese, bet zu-
erst kommt, wie Spinat, Kohlrabi und so."

„Quatsch! Frühjemiese is det Jemiese, wo man
sich, um et zu kriegen, schon morgens janz früh
anstelle» muß und nachher doch keens kriegt!"

Lieber wahrer Zacobl

Was man heutzutage
nicht alles erlebt und er-
lauscht: Ats ich kürzlich
in der Bahn fahre, sitzen
imNachbarteilzweiFeld-
graue, die zur Front zu-
rückkehren. Im Mittel-
punkt ihrer Unterhaltung
stehen die Veränderun-
gen und Verordnungen,
mit denen die Menschen
in der Heimat fortwäh-
rend beglückt werden.
„Das Tollste aber war,"
sagte der eine, „als wir
eines Abends in corpore
die schöne Rosa besuchen
wollten, fragt uns das
Mädel, ob wir auch Be-
zugscheine hätten-!"

Der kleine Fritz betet
allabendlich: LieberGott,
mache, daß Vater nicht
mit in den Krieg braucht,
oder wenn er schon mit
muß, dann sorge, daß er
in ein Kontor hinter der
Front kommt; du wirst
sehen, er schreibt eine
sehr schöne Handschrift!

CarUas.

Konservativer Seufzer.

„Man niag sich noch
so sehr umgucken ... die
einzige standfeste Mon-
archie, wo es noch nicht
demokratisch hergeht, ist
nachgerade die Hölle!"

<£>ie Erbtante.

Als Landsturmmann
Meyer auf Urlaub nach
Haus kam und in die Geschäftsbücher sah,
tröstete ihn seine Frau: „Na, wenn Tante
Ludolfine mal die Augen zumacht. . ."

„Da kannste lange warten," knurrte Meyer,
„ehe die neugierige Schraube nich ganz genau
weiß, wie der Krieg geendet hat, denkt se an
so etivas nich!"

Krieg und Kino.

Das große Detektivstück war zu Ende, und
die Dame mit dem breiten Hut vor mir neigte
sich zu ihrer Freundin: „Kommt nu endlich
det Drama: „Bewahrte Unschuld?"

„Nee, erst kommen Frontbilder."

„Jott, dieser elende Krieg! Aber da heeßt's
eben durchhalten!"

verbessertes Zitat.

„Uichts Schön'res weiß ich mir an Sonn- und
Feiertagen,

Als kein Gespräch von Urieg und Uriegs-
geschrei."
 
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