Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
9345

Das jdeal des Herrn v. Hesidevrand.

„Sic müssen doch zugebeu, mein lieber Bethmann, daß die Schafe das
ruhigste und glücklichste Dasein der Welt führen."

„Das wohl, aber doch nur so lange, bis ihnen das Fell über die Ohren
gezogen wird." . ,

Hobelfpane. "T

Wer hat sein Volk belogen.
Wer hat die Welt betrogen.
Wer hat's getan?
Suchomlinow!

Wer hat den Krieg entfacht.
Alles in Brand gebracht,
Wer hat's getan?
Suchomlinow!

Hoch steht ein Galgen da,
Vor ganz Europia,

Wer hängt daran?
Suchomlinow!

England „kauft" keine Völker, sondern ist ein verschwiegenes Leih-
amt, wo Völker „versetzt" werden können.

Will der Mißmut dich umspinnen, Schlägt auch deine Bauchhaut Falten,
Gib dem Arger keine Statt: Bleib vergnügter Enthusiast:

Diesen Krieg wird der gewinnen. Leicht ist alles durchzuhalten,

Der die besten Nerven hat. Wenn du nervus rerum hast.

Heutzutage brauchen die Zeitungen keine Rätselecke mehr; „etwas
zum Kopfzerbrechen" finden die Leser in genügendem Umfang in den
Berichten von der Front. ,

Krieg bis zum Ende! mancher schrie!

Die Völker listig zu betören.

Das heißt: Vom Kriege sollen sie,

Doch nichts vom Ende hören.

Die Zeitungen kohlen unentwegt über Krieg und Frieden. Einige
Zentner Preßkohlen für den Winter wären mir lieber.

Ihr getreuer Säge, Schreiner und Landstürmer.

Patrouille zurück!" war die Tat eines halben
Augenblicks. Er schlug beinahe lang hin, als
er mir lebendig und in diese malerische Na-
tionalverpacküng wiedersah. Ich mußte mir
zunächst revierkrank melden, aber wen» mein
Bein und meine Uniform auSgeflickt sind, mache
ich wieder Dienst.

'In diese baldige Erwartung grüße ich Dir
inzwischen als Dein treuer Freund

August Säge jun., Garde-Grenadier.

Nachschrift. Wenn Du Dir als Universal-
erbe gegen mir erkenntlich bezeigen willst, ffo
kannst Du dieses in die taktvollste Weise ver-
mittelst eine umgehende Kiste „Feuerzauber
unsortiert" besorgen.

Am Isonzo!

Nächtlich am Isonzo halle»

Donner, Blitze», Keulen, Klagen,

Und die blutgetränkten Wellen
Menschenlos zu Grabe tragen.

Lautes Fluchen, wildes Schreien
Ächzend durch die Masse schallt.

Aller Menschheit tiefster Jammer
Bon den Wänden widerhallt.

Nächtlich am Isonzo bauen
Sich die Leichen Lauf zu Lauf,
Völkerhaß und Lerrscherwille
Räumen mit der Menschheit auf.

Keine Kugel kennt Erbarmen
In der Völker heißem Streit —
Müller auf dem Erdenrunde!

Wem zu Liebe? Wem zu Leid? P. R.

Lieber Jacob!

De janze Welt zerbricht sich dem Kopp, wie
man mit de jroße Zeit Schicht machen un den
Frieden zustande bringen kennte. Aber keenen
is et jelungen, de richtije Methode zu finden.
Da erscheint der Herrenhäusler Jraf Roon uff
de pollitische Bildfläche, un ivat keen Verstand
der Verständijen sieht, det hat dieser Jrafskopp
im Handumdrehen raus. Sein Rezept is janz
eenfach und heeßt: „Keene Verständijung nich,
keene Verhandlungen »ich, keene Friedenskonfe-
renz nich — sondern: völlijes Niederschlage»
aller Jegner un denn jeden eenzeluen den Frie-
den diktieren!" Ja, ja, die Hitze! Da kommt
manches unverhoffte in manchen Schädel aus!
Aber bis det Niederschlagen aller Jegner — det
er man keenen von die viertehalb Dutzend ver-
jißt! — von den Jrafen Roon besorgt un der
Frieden diktiert is, wird et vielleicht heilsam
sind, dem Jrafen selber wat Niederschlagendes
zu diktieren.

Ooch in de innerliche Polletik jibt et Rebusse
zu leesen, un ooch hier wird von de maß-
jebenden Stellen allens ohne Schwierigkeiten
befingert, objleich man et manchmal nich for
menschenmöglich halten mechte. Zum Beispiel
det mit den Tabak, der »ich da is. Dunne-
mals, wie uns de Holländer welchen schicken
wollten, ließ de deitsche Rejierung 'n Jnfuhr-
verbot los, un jetz, wo wir jerue wat von
haben mechlen, revanchieren sich de Holländer
mit '» Ausfuhrverbot. Der Erfolg war in
beede Fälle der jleiche: wir bekamen nischt
zu roochen. Um diesem Jbelstnude abzuhelfen,
wurden von jeriebene Nazjonalökonomen ver-

schiedene Mittel vorjeschlajen, die nischt nitzteu.
Aber jetz weeß de Tante Voß zu meldest, des
de Obrigkeit beschlossen haben soll, eenfach det
Roochen zu verbieten! Damit is een stanz,
voller Fingerzeig zu de Leesung sämtlicher
Probleme jeebnet! Nächsten Winter kömmt
eenfach 'n Verbot von det Kartoffeleffen Ust
der Fleeschjenuß wird von de Sittenpollezei
uff 't strengste verfolgt werden. Denn entbehrt
keene Seele mehr de fehlenden Eisbeene mit
Pellkartoffeln. WeNn denn' noch det Stiebel-
tragen un de reinen Hemde» unter Strafe je-
stellt werben, denn kann keen. verstockter En;
tenterich nich mehr behaupten,- det wir in
Deitschland an irjend wat Mangel leiden tun!

Eene nicht mindere Meisterleistung mar ooch
de jlicklich vollzogene Neiorjentierung. Det
Preisrätsel hieß: Wie kannste in Deitschland
'» parlamentaresche Rejierungsform infiehren,
ohne det det Parlament irjendwat mitzuredeil
hat? Diese Harmonie zu erzielen schiene jeden
menschlichen Kaptus unmeeglich, aber wat
Michaelis is, der hat mit de Friedensreso-
luzjon vom 19. Juli die Schose trotzdem bei
fummelt. Der Reichstag faßte seinen feier-
lichen Entschluß, denn er hat det unbestrittene
Recht, in det Konzert de erste Jeige zu spielenf
de Rejierimg heert ihui beistimmend zu, er-
jreift denn ihre Fleete tut pfeift druff! Uff
diese eensache kinstlerische Weise is der scheenste
Jleichklang herjestellt und der jute deitsche
Michel in, Schlaf,jehtzdelt!

Womit ick verbleibe mit ville Jrieße Dem
jelreier Jotthilf Rauke.

an 'n Jörlitzer Bahnhof jleich links.

Nedattionsschlub 3. September 1917.
 
Annotationen