Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
9353

Theorie und Praxis.

„Den Nationen muß ihr Selbstbestimmungsrecht erhalten bleiben?

„Den Speck kannst du billig haben, lieber Japs, — wenn du den Rüssen
nur ein wenig helfen würdest, die Mittelmächte zu verhauen."

m ftobelfpäne. r»

Es war die alte Kriegskunst
Vortrefflich ausgedacht,

Man trieb die Elefanten
Gepanzert in die Schlacht.

Heut statt des Elefanten
Bringt man den Tank herfür.

Ein ungeschlacht und häßlich
Beschaffnes Eisentier.

Ästhetischer war immer
Das Altertum; der Tank,

Der wechselt keine Stoffe
Und hat doch mehr Gestank.

Nach den neuesten Verletzungen der dänischen und holländischen
Neutralität nennt sich England nicht mehr der Beschützer der kleinen
Staaten, sondern der — Beschießer.

An der Börse hat's einen mächtigen Krach gegeben wegen der Be-
sürchtung eines baldigen — Friedensschlusses.

Als „traurige Gesellen" riefst du alle an.

Die mit den Völkern die Verständigung suchen;

Ei ei, das war nicht klug, Herr Stresemann,

Man wird's gelegentlich dir auf-dein Konto buchen.

„Nu kriegen wir Sachsen geene Wahlreform nich", schreibt mein
Freund Rieke aus Dresden, „man ferchtet sich vor de sächs'sche Re-
publik, un das will der Geenig nich haben."

Ihr getreuer Säge, Schreiner und Landstürmer.

Freie Bahn dem Tüchtigen.

Die geheime» Diplomaten
Lüstern sind nach großen Taten, —
So band einst Äerr Zimmermann
Mit dem Mhliputzli an.

Als der Plan nun mißgeriet
Sang Leer Z. das schöne Lied:

Ich muß mich verflüchtigen,

Freie Bahn dem Tüchtigen!

Schlimmer roch's in Buenos Aires
Nach dem Diplomaten-Geseires;

Der Gestank zieht durch die Welt,
Daß sie fast in Ohnmacht fällt.
Packt den Grafen von Luxburg,

Der kein Schüler des Lykurg,

Soll sich schnell verflüchtigen,
Freie Bahn dem Tüchtigen!

Lieber Jacob!

Weeßte, wat'n Familjenbad is? Ick jloobe
et seit Jahren zu wissen, denn ick halte druff,
det meine Familje sich jeden ersten Sonnabend-
abend im Monat baden tut. Erst klettere icke
in de Wanne, dann meine Olle, un dann nach
de Anzienuität Fritze, Paule, Maxe, Mieze,
Rieke, Kläre un zum Schluß der kleene Aujust.
Dieser hat als Jingster de letzte Nummer,

iveil det soll det kräftigste Bad sind. Ick hielt
diese Jnstruxion for'n richtijet Familjenbad,
habe mir aber darin bitterlich jetäuscht. Denn
letzten Sonntag mußte ick uff unabänderlichen
Schicksalsspruch meiner Ollen mit ihr un de
janze Nachkommenschaft nach Heringsdorf
machen. Morjens iveg, abends wieder retour:
Verjniejen is anders!

An den Ort der Tat anjelangt, wollte ick
'ne jeschlechtliche Teilung vornehmen un mit
Fritzen, Paulen un Maxen in't Herrenbad
jehen, während meine Olle mit Miezen, Rieken,
Klären un den kleenen Aujust det Damenbad
besuchen sollte. Aber de Olle bestand uff je-
meinsames Familjenbad, un ick mußte, wie
immer, jehorchen. Wir pumpten uns an de
Kasse de vorjeschriebene Badekostiemierung un
lagerten uns malerisch am Strande lang, wo
wir natierlich sofort de Oogen des Publikums
mit Wohljefallen uff uns lenkten. Ick befand
mir daher zuerst in jehobene Stimmung, aber
det dicke Ende kam jleich nach. Wir konnten
nich ewig uff't Trockne verweilen', sondern
mußten schließlich in See stechen. Un det war
der schreckliche Oogenblick, wo mein Vater-
stolz jammervoll zusammenbrach. Et herrschte
scheener Seejang, un alle vertrauten sich det
seichte Element mit Wonne an. Bloß der kleene
Aujust wyr weder durch Schmeicheleien noch

durch Drohungen dazu zu bewejen. Er drillte
wie'» jestochenet Pensionsschwein un schlug
mit sämtliche Jliedmaßen um sich. De janze
Zuschauerschaft beiderlei Jeschlechts war Zeuge
dieser Familjenszene, un ick schämte mir in de
tiefste Seele. Aber et kam noch besser. Meine
Olle, die zwee Pfund Birnen jekooft hatte,
versuchte det Kind vermittels dieser in die
Fluten zu locken, un det jelang ihr ooch leider.
Der liebe Kleene lief, von Freßbejier jetrieben,
nach jede vorjehaltene Birne 'n Ende tiefer
in't Wasser, un wie er sich uff diese Weise det
zweete Pfund jlicklich in'n Leib jeschlagen hatte,
schlug ooch de erste Welle ieber ihm zusammen.
Aber in diesen pletzlichen Oogenblick iebten
der Schreck ieber det kalte Wasser un der reich-
liche Obstjenuß ihren jemeinsamen Einfluß uff
Aujust'n seine Verdauungsorjanisation aus,
na un die Wirkung will ick Dir lieber nich
näher ausmalen! Du kannst Dir die Blamasche
vorstellen, in die wir det Heringsdorfer Fa-
miljenbad verließen, un ick leistete den leider
verspäteten Eid: „Eenmal an nie wieder!"
De Familjenbäder in unsere häusliche Wanne
sind billijer, kräftijer un wenijer beschämend
for meinen Vaterstolz!

Womit ick verbleibe mit ville Jrieße Dein
jelreier Jotthilf Rauke,

an 'n Jörlitzer Bahnhof jleich links.

D

rie ungeheure Preissteigerung besonders des Papiers und der Farben zwingt uns, von Nr. 815
]<m eine kleine Erhöhung des Abonnementspreises eintreten zu lassen. Das Jahresabonnement
ab viertes Quartal 1917 beträgt M.3.8V, das Postabonnement vierteljährlich 95 Pfennig (ohne
Bestellgeld). Die einzelne Nummer kostet 15 Pf. Der geringe Aufschlag von 5 Pf. für die Nummer ist
dringend, da der bisherige Preis bei weitem die Kosten nicht deckte. Wir erwarten von unseren verehrten
Lesern, daß sie uns ausnahmslos auch fernerhin treu bleiben werden. Der Verlag des Wahren Zaeob.
 
Annotationen