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9373 ►-

Eine brenzliche Forderung.

Lloyd George: Wenn Sie dem Wunsch der Russen Nachkommen und

die Geheimverträge vorlegen, dann verlieren Sie — — —
Poincarö (erschrocken-: —- — doch nicht Elsaß-Lothringen?
Lloyd George: Aber sicher!

MkovelMne. d

Ach, du bist nicht gut gebettet,

Lieber Doktor Michaelis,

Es umtobt dich Blitz und Donner,

Weil du weder kalt noch warm.

Heute scheinst du mehrheitsfreundlich.
Morgen kommt das Fragezeichen,

Wirst du linksum, rechtsum schwenken,
Willst vielleicht du alldeutsch sein?

Unsere Zeit verlangt Titanen,

Keine schwankenden Gestalten;

Endlich solltest du's erkennen:

Der Titane ist das Volk.

Als erster fährt Herr von Capelle — wie ein geölter Blitz ins
Schatlenreich. .

Herr Helff'rich ist ein kluger Kopf,

Im Reich unser Sprechminister,

Will immer was anderes als er soll,

Drum ein Stein des Anstoßes ist er.

Wenn alles ruft: es brennt, es brennt,

Greift er nicht zum Wasserkübel,

Nein, Ol ins Feuer der Racker gießt,

Und das ist immer vom Übel.

In Rußland ist eine Koalitionsregierung gebildet worden, die alles
wieder ins Blei bringen soll. Hoffentlich wird das Blei nicht zu Flinten-
kugeln verwendet, die den Bedürfnissen des Volkes abhelfen sollen.

Das Freundschaftsverhältnis zwischen England und Japan befestigt
sich mehr und mehr. Jetzt soll sogar der ganze Norden Australiens
wegen der Nähe Japans stark befestigt werden.

Ihr getreuer Säge, Schreiner und Landstürmer.

„Da war der Graf-"

Der sächsische Minister des Innern Graf Vitztuin hat
vor der Ersten Kammer in Dresden geäußert: „Das Volk
müsse endlich zu der Überzeugung kommen, daß der Krieg
ein göttliches Erziehungsmittel sei."

Da war der Graf von Bihkum,

Der sprach: Schockschwerenot!

Was murrt das Volk, was will der Plebs?
Hat er nicht Lohn und Brot?

Der Krieg, herrjemersch, ist doch mal
Bon Gott sehr brav gewählt.

Daß sich die Menschheit läuternd hebt
Und Kraft und Einsicht stählt.-

Mein lieber Herr von Vitztum,

Hält' Ew. Gnaden recht.

Dann war' das richtigste Rezept
Für's menschliche Geschlecht:

Wir führten Krieg und wieder Krieg
3n alle Ewigkeit,

Und kämpften uns durch Mord und Blut
Bis in die Seligkeit.

Wenn euer Gott im Sachsenland
Uns solche Nüsse knackt.

Dann passen wir und machen halt

'mal mit dem Teufel Pakt! . P. R.

Splitter.

Es sind jetzt sehr viele auf einen grünen
Zweig gekommen, denen ein Platz unter einem
Ast gebührt. -

Das Blut der Schlachtfelder schreit zum
Himmel; nicht aber bis zum siebenten, darin
so viele noch oder schon wieder leben.

Aus der Internationale.

Hielten sich nun wiederum von Bern
Nicht die Andern grollend, schmollend fern?
Stimmten wieder jene Weise an
Von der Politik des Scheidemann,

Die beharrlich man als schuldig nennt.
Wenn der Zwist die Proletarier trennt.

Liebe Brüder! Waren wir nicht prompt
In Stockholm, wohin ihr auch nicht kommt?
Murrend, scheltend nur hockt ihr zu Laus,
Der Beratung aber weicht ihr aus.

Unser Wort hingegen — ist's bekannt? —
Larrt bereit für euch wie unsre Land.

Wenn ihr sie nicht seht und es nicht hört —
Sagt, wer ist's denn, der den Frieden stört?
Wenn ein Riß noch durch die Völker geht.
Klopft an eure Brust, und dann versteht:
Scheidemann steht für die Eintracht hier.
Doch die „Scheide"männer, die seid ihr!

Pan.

Lieber Jacob! .

Wat ick immer jesagt habe: Wilson is 'ne
Seele von Mensch, un wenn er nich zufällig
det Pech hätte, Amerikaner zu sind, denn
wäre er sicher Mitjlied der deitschen Valer-
landspartei. Denn in sein Verständnis for de
internazjonale Lage kann er jetrost mit Kapp'n
und Tirpitz'n konkurrieren. Besonders jefal-
len hat mir seine letzte Rede, wo er klar un
deitlich erklärte, det er nich im Traum dran
dächte, sich in de innerlichen deitschen An-
jelejenheiten rinmengelieren zu wollen. Se
mißten man bloß alle ihre Minister sofort

entlassen, ihre Verfassungen nach amerika-
nisches Muster jrundsätzlich umändern un
noch 'n paar sonne Kleinigkeiten ausfiehren.
Det Elsaß-Lothringen jeräumt, Ostpreißen de
Russen ieberlassen, Hindenburg zum Rekruten-
drillen nach Stendal versetzt werden misse un
an det unschuldije, freventlich ieberfallene un
verhauene Rumänien 'ne hohe Kriegsentschä-
dijung zu zahlen sei, det hat er nich direkt
jesagt, aber selbstverständliche Sachen braucht
man nich extra zu erwähnen. Sv wat ver-
steht sich for jeden polliteschen D. U. un U. S.
am Rande.

Im iebrijen sehen wir jetz, det der Frieden
keen Jejenstand des täglichen Verbrauchs nich
is; denn diese werden von Monat zu Monat
leirer, der Frieden dajejen wird mit de Zeit
immer billijer. Vor Jahr un Dag wollte uns
de Entente alles abknöppen, wat wir haben,
un verlangte denn noch wat druffjezahlt. Heite
is se schon beinahe zufrieden, wenn se selber
nischt zu blechen braucht, un was Asquith is,
der mochte sich sojar mit'n reimietijes Je-
ständnis unserer Schuld bejniegen. 'n netter
Mensch! Da wir aber heefliche Leite sind, so
wollen wir uns nich vordrängeln, sondern
sagen zu ihm: „Nach Ihnen, Herr Engländer!"

So jestaltet sich de deitsche Friedensvaluta
immer jinstijer, un wenn de Menschheit nich
janz bestrampelt wäre, denn kennten wir de
sojenannte jroße Zeit noch vor Neijahr uff'n
Millhaufen sejen.

Womit ick verbleibe mit ville Jrieße Dein
jelreier Jotthilf Rauke.

an 'n Jörlitzer Bahnhof jleich links.

Redakttonsschlutz 15. Oktober 1917.
 
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