—. 9388
Die Schlacht um den Frieden.
Von den Alpen bis zur Adria
flutet das graue Heer.
Haubitzen donnern Viktoria
über das blaue Meer.
Llralte Walstatt sucht die Schlacht
zum letzten Kampfgefild,
aus Blut und Dunkel steigt mit Macht
manch leuchtendes Heldenbild.
König Laurin schlief im Marmorgestein
wohl über Jahr und Tag.
In sein Dolomitenschloß herein
wetterte Bombenschlag.
Jetzt bindet er seinen Sturmhelm fest,
und Herren Dietrich Bern zur Seit'
bricht er aus seinem Felsennest
in lombardische Lande weit.
Nun fechten sie bald den letzten Gang
auf Herrn Etzels blutigem Plan
und stimmen nach grimmigem Schlachtgesang
eine sriedsame Weise an.
Die Stürmerschar auf jütischem Feld
schreitet zum letzten Gericht,
daß sie dem Frieden der ganzen Wett
eine breite Gaffe bricht. Karl Bröger.
Frühere Bundesbrüder.
Der erste Schritt.
Der erste Schrill auf neuer Bahn,
Der erste Schritt, er ist getan.
Und scheint er sehr bedächtig auch.
Dies ist des Landes so der Brauch;
Wir springen nicht wie Lasen
Dreist in den jungen Tag hinein —
Er will erst gut berochen sein
Mit philosoph'schcn Nasen.
Scharf weht der Wind von rechts. And links
Erhebt die demokrat'sche Sphinx
Ihr zukunftsschwangres Rätselhaupt,
Das manchem Mann die Ruhe raubt.
Wohin? Woher wir kamen?
Zurück in alte Finsternis?
Nie mehr! Rur dies ist ganz gewiß:
Zn neuen Ufern! Amen!
Auch dies ist klar: Man kann nach zween
Richtungen nicht auf einmal gehn.
Wer trotzdem sich darum bemüht.
Fällt aus den Podex, wie man sieht.
Ei» Weiser lenkt die Schritte,
Wird ihm der neue Pfad auch schwer.
Zuvörderst mal so ungefähr
Behutsam nach der Mitte.
And fragst du dennoch: wie und wo?
Erkenne hier das Embryo
Des neuen Tags, der unbeirrt
Am Lug und Listen wächst und wird.
Vertrau: es kommt noch besser!
Denn was uns Mutter Zeit gebiert.
Sucht sich den Weg! Das abortiert
Kein Teufel und Prvfesser! Pan.
Feldpostbriefe.
LXXXV
Lieber Maxe! Bei die plötzliche telegraphische
Unterbrechung meines Erholungsurlaubs in
Berlin wußte ich noch nicht, wohin die Reise
gehen sollte. Inzwischen aber wirst Du wohl
aus die fabelhaften deutschen Erfolge im Sü-
den schon mit Recht gemutmaßt haben, daß
ich mir an die italienische Front befinde. Und
Du hast in diesen Falle'richtig geraten, denn
ich Halle mir wirklich in die venezianische
Ebene auf, wo ich meinen Sturmhelm mit
Siegeslorbeeren bekränze, die hierzulande wild
wachsen, ohne daß die eingeborenen Armeen
für ihnen eine Verwendung haben.
Die Reise war sehr angenehm. Trotz die
neuesten Verkehrsverteuerungen ging alles
gratis vonstatten, und auf einmal befanden
wir uns unter den weltberühmten ewigen
blauen Himmel, den wir zuerst für Mumpitz
erachteten, weil wir gleich bei die Ausschiffung
von einen Platzregen begrüßt wurden, der uns
bis auf die Plautze durchnetzte. Aber in eine
Viertelstunde schien die Sonne so klar, als
wie wenn überhaupt niemals was gewesen
war. Mit die hiesige Zinilbevölkerung ist es
ganz genau so. Sie brüllt eine Weile ganz
barbarisch, rollt mit ihre Glubschaugen und
fuchtelt mit die Vorderflossen in die Atmo-
sphäre umher, aber nach fünf Minuten ist sie
wieder ganz menschenähnlich und frißt quietsch-
fidel ihre Polente, womit sie aber nicht wie
wir Berliner die Polizei verstehen, sondern
etwas Genießbares. Nämlich eine gelbe Mehl-
pampe, die sie ebenso mit die Finger zu sich
nehmen wie die Makkaroni. Diese letztgenann-
ten zerschneiden sie nicht vorher, sondern sie
schlucken sie in die ganze Lebenslänge auf ein-
mal hinunter. Manchmal schlingen sie noch
an das letzte Ende, während ihnen das erste,
mit Erlaubnis zu sagen, schon beinahe wieder
hinten heraushängt. Aber wenn auch das Essen
seine Schwierigkeiten hat, so ist es doch sehr
gut. Und über die Getränke laß mir lieber
schweigen, um Dir nicht neidisch zu machen.
Egal Wein und von die feinsten Sorten!
Allerdings sehr schwer, weshalb auch die Fla-
schen mit Stroh bepolstert sind, damit sie keine
schweren Verwundungen erzielen, wenn man
sie sich in die baldige Besoffenheit gegenseitig
auf die Kohlrübe haut. Zuerst konnten wir den
Wein nicht herunterkriegen und ekelten uns,
weil immer große Fettaugen auf die Ober-
fläche schwammen. Aber nachher sahen wir,
daß die Flaschenhälse mit Ol gefüllt sind, das
vorher abgegoffen werden muß. Man schwupst
es einfach auf die Erde, woraus Du ersehen
kannst, in was für ein fettiges Land wir hier
leben. Ja, mein lieber Maxe, da leckert Dir
die Schnauze! Das Schlimme ist aber, daß
man für alles, was man sich kaufen muß,
falsches Geld herauskriegt. In einigen Län-
dern haben sie Goldwährung, in anderen
Silberwährung oder Doppelwährung, in Ita-
lien aber scheint die falsche Währung einge-
führt zu sein.
Im übrigen sind die hiesigen Italiener gar
nicht so schwarz, wie inan nach die in Berlin
früher herumziehenden Gipsfiguri-Jungens
glauben möchte. Sie sehen ins Gesicht meistens
so aus wie wir, und das soll, wie unser Kor-
poralschaftsführer, der Herr Sergeant Leh-
mann, uns instruierte, daher kommen, daß
sich hier schon in das verflossene Altertum
Die Schlacht um den Frieden.
Von den Alpen bis zur Adria
flutet das graue Heer.
Haubitzen donnern Viktoria
über das blaue Meer.
Llralte Walstatt sucht die Schlacht
zum letzten Kampfgefild,
aus Blut und Dunkel steigt mit Macht
manch leuchtendes Heldenbild.
König Laurin schlief im Marmorgestein
wohl über Jahr und Tag.
In sein Dolomitenschloß herein
wetterte Bombenschlag.
Jetzt bindet er seinen Sturmhelm fest,
und Herren Dietrich Bern zur Seit'
bricht er aus seinem Felsennest
in lombardische Lande weit.
Nun fechten sie bald den letzten Gang
auf Herrn Etzels blutigem Plan
und stimmen nach grimmigem Schlachtgesang
eine sriedsame Weise an.
Die Stürmerschar auf jütischem Feld
schreitet zum letzten Gericht,
daß sie dem Frieden der ganzen Wett
eine breite Gaffe bricht. Karl Bröger.
Frühere Bundesbrüder.
Der erste Schritt.
Der erste Schrill auf neuer Bahn,
Der erste Schritt, er ist getan.
Und scheint er sehr bedächtig auch.
Dies ist des Landes so der Brauch;
Wir springen nicht wie Lasen
Dreist in den jungen Tag hinein —
Er will erst gut berochen sein
Mit philosoph'schcn Nasen.
Scharf weht der Wind von rechts. And links
Erhebt die demokrat'sche Sphinx
Ihr zukunftsschwangres Rätselhaupt,
Das manchem Mann die Ruhe raubt.
Wohin? Woher wir kamen?
Zurück in alte Finsternis?
Nie mehr! Rur dies ist ganz gewiß:
Zn neuen Ufern! Amen!
Auch dies ist klar: Man kann nach zween
Richtungen nicht auf einmal gehn.
Wer trotzdem sich darum bemüht.
Fällt aus den Podex, wie man sieht.
Ei» Weiser lenkt die Schritte,
Wird ihm der neue Pfad auch schwer.
Zuvörderst mal so ungefähr
Behutsam nach der Mitte.
And fragst du dennoch: wie und wo?
Erkenne hier das Embryo
Des neuen Tags, der unbeirrt
Am Lug und Listen wächst und wird.
Vertrau: es kommt noch besser!
Denn was uns Mutter Zeit gebiert.
Sucht sich den Weg! Das abortiert
Kein Teufel und Prvfesser! Pan.
Feldpostbriefe.
LXXXV
Lieber Maxe! Bei die plötzliche telegraphische
Unterbrechung meines Erholungsurlaubs in
Berlin wußte ich noch nicht, wohin die Reise
gehen sollte. Inzwischen aber wirst Du wohl
aus die fabelhaften deutschen Erfolge im Sü-
den schon mit Recht gemutmaßt haben, daß
ich mir an die italienische Front befinde. Und
Du hast in diesen Falle'richtig geraten, denn
ich Halle mir wirklich in die venezianische
Ebene auf, wo ich meinen Sturmhelm mit
Siegeslorbeeren bekränze, die hierzulande wild
wachsen, ohne daß die eingeborenen Armeen
für ihnen eine Verwendung haben.
Die Reise war sehr angenehm. Trotz die
neuesten Verkehrsverteuerungen ging alles
gratis vonstatten, und auf einmal befanden
wir uns unter den weltberühmten ewigen
blauen Himmel, den wir zuerst für Mumpitz
erachteten, weil wir gleich bei die Ausschiffung
von einen Platzregen begrüßt wurden, der uns
bis auf die Plautze durchnetzte. Aber in eine
Viertelstunde schien die Sonne so klar, als
wie wenn überhaupt niemals was gewesen
war. Mit die hiesige Zinilbevölkerung ist es
ganz genau so. Sie brüllt eine Weile ganz
barbarisch, rollt mit ihre Glubschaugen und
fuchtelt mit die Vorderflossen in die Atmo-
sphäre umher, aber nach fünf Minuten ist sie
wieder ganz menschenähnlich und frißt quietsch-
fidel ihre Polente, womit sie aber nicht wie
wir Berliner die Polizei verstehen, sondern
etwas Genießbares. Nämlich eine gelbe Mehl-
pampe, die sie ebenso mit die Finger zu sich
nehmen wie die Makkaroni. Diese letztgenann-
ten zerschneiden sie nicht vorher, sondern sie
schlucken sie in die ganze Lebenslänge auf ein-
mal hinunter. Manchmal schlingen sie noch
an das letzte Ende, während ihnen das erste,
mit Erlaubnis zu sagen, schon beinahe wieder
hinten heraushängt. Aber wenn auch das Essen
seine Schwierigkeiten hat, so ist es doch sehr
gut. Und über die Getränke laß mir lieber
schweigen, um Dir nicht neidisch zu machen.
Egal Wein und von die feinsten Sorten!
Allerdings sehr schwer, weshalb auch die Fla-
schen mit Stroh bepolstert sind, damit sie keine
schweren Verwundungen erzielen, wenn man
sie sich in die baldige Besoffenheit gegenseitig
auf die Kohlrübe haut. Zuerst konnten wir den
Wein nicht herunterkriegen und ekelten uns,
weil immer große Fettaugen auf die Ober-
fläche schwammen. Aber nachher sahen wir,
daß die Flaschenhälse mit Ol gefüllt sind, das
vorher abgegoffen werden muß. Man schwupst
es einfach auf die Erde, woraus Du ersehen
kannst, in was für ein fettiges Land wir hier
leben. Ja, mein lieber Maxe, da leckert Dir
die Schnauze! Das Schlimme ist aber, daß
man für alles, was man sich kaufen muß,
falsches Geld herauskriegt. In einigen Län-
dern haben sie Goldwährung, in anderen
Silberwährung oder Doppelwährung, in Ita-
lien aber scheint die falsche Währung einge-
führt zu sein.
Im übrigen sind die hiesigen Italiener gar
nicht so schwarz, wie inan nach die in Berlin
früher herumziehenden Gipsfiguri-Jungens
glauben möchte. Sie sehen ins Gesicht meistens
so aus wie wir, und das soll, wie unser Kor-
poralschaftsführer, der Herr Sergeant Leh-
mann, uns instruierte, daher kommen, daß
sich hier schon in das verflossene Altertum