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Das preußische Wahlrechts-Weihnachtsgeschenk.
Nun ja, die Sache war kein Bettel
And nur die Loffnung etwas trist:
Sie stand schon lange auf dem Zettel
Der Wünsche, die man nie vergißt.
Wie haben diesen sie geknüttelt.
Als wär's der schmählichste Verrat,
And ach, wie oft sein Laupk geschüttelt
Lat streng der weise Vater Staat.
Das Wahlrecht frei und gleich —- in Preußen?
Ihr seid wohl, Kinder, etwas kraus?
Das heißt den Staat zusammenschmeißenl
Meint ihr, das hielte Preußen aus?
Die Tanne ist noch nicht gewachsen.
Die solchen, Gaben leuchten kann.
Ein gleiches Wahlrecht? Was für Faxe»!
Nee, diesen Wunsch verkneift euch man.
And nun, es brennen schon die Bäume,
And das Präsent, es liegt bereit.
Zuweilen mausern kühne Träume
Sich, wie es scheint, zur Wirklichkeit.
Man ist fürwahr beinah geblendet.
And mancher sagt gerührt und weich:
Nein, was hier Vater Staat gespendet.
Das ist zu viel, das ist zu reich!
And eilig regen sich die Lände
Auf eine sehr geschäft'ge Art.
Was, meint ihr, wird daraus am Ende?
Nicht jede Land ist gut und zart!
So manche Gabe wird zerbrochen,
Eh alle Kerzen recht in Glanz.
Merkt auf, was die Erzürnten kochen,
And haltet euer Wahlrecht ganz! Pa».
-o -
Lob des Ersatzes.
Der Ersatzmittel-Auskunfksstelle
find bereits über 10000 Ersatzmittel
benannt worden.
O Mensch, nun mache nicht
mehr mies, — bewundre ehr-
furchtsvoll und lies, — was
sozusagen über Nacht — die
Weisheit an den Tag ge-
brächt. — Dich mochten
Träume schon umschwirr'»,—
da schwitzte noch die Denker-
stirn, — bis sie, berührt vom
Lauch des Lichts, — schon
wieder etwas schuf — aus
nichts.
So manchem, der ein Esel
war, — ward es in diesen
Zeiten klar, — wie sehr er
doch im Geist erstarkt, — und
er bereicherte den Markt —
um einen Würfel zur Bouil-
lon — aus Salz und Säge-
spänen — bon! — und fand,
daß dieses in der Tat — ihn
wunderbar gekräftigt hat.
Den andern ließ es auch
nicht ruh»; — er sprach: Ich
wär' ein dummes Luhn, —
erfände ick) nicht eins zwei
drei — ein gutgclegtes Lüh-
nerei. — O Wunder! Denn
was er erfund, — es war
wahrhaftig gleichfalls rund —
und färbte gelb, ja, dieses
sehr, — verlangst du von dem
Ei noch mehr?
And Seife, Fett, Gewürz
und öl, — und Kaffee, Essig,
Tee und Mehl, — und Leder,
Schnur und Leinewand — ent-
sprossen aus genialer Land.
— And schimpfte mancher
auch: Ersatz! —Breit nahm's
des Arbilds leeren Platz —
in bunter Reih' und ohne
Zahl, — gefeiert und begrüßt
manchmal.
Einst war der Tabak sehr
in Brauch, — nun schau:
Waldkräuter dampfen auch!
— And du begreifst sehr in-
tensiv: — Es ist halt alles
relativ! — Sofern du klug
und willig bist — und der
Ersatz nicht billig ist, — suchst
du nicht nach der Echtheit
Spur... — Was ist, mein
Freund, ist auch Natur!
_^_ Pec.
Lieber Wahrer Jacob!
• Meine nicht mehr im jüng-
sten Alter stehende Cousine
überraschte mich kürzlich ganz
unerwarteterweise mit ihrer
Verlobungsanzeige.Aufmeine
verwunderte Frage: Warum
so schnell auf einmal? meinte
die Heiratslustige: „Ja, weißt
du, ich befürchte, daß nach
dem Kriege Männer nur noch
auf — Bezugscheine zu haben
sind!" _,, Kh.
Die ganze Neue Welt wird reich,
Die ganze Alte Welt wird arin,
Und darum dieser große Krieg—
Kulturziel — ja — daß Gott
»Immer dasselbe! Nur hak es die Namen gewechselt!« erbarm!
Nach achtzehnhundert Jahren.
^4,
O^oO 00-00"*-
OXcut6 vom 15üd)ermartt
0ooH>00-oo-§-
Verlag der Buchhandlung Vorwärts, Berlin.
„In Freie» Stunden". Eine Wochenschrift. Romans und Erzählungen für das
arbeitende Voll. 2l. Jahrgang, 1. Halbjahrsband. Enthaltend unter anderem:
Das tägliche Prot. Roman von Eiara Viebig, illustriert von Zosef Tambergcr-
sowie zahlreiche andere Erzählungen. 820 S. Preis in Leins» gebunden 5 Mt.,
in Halbfranz 0 Mk.
Verlag für Sozialwiffenschaft G.m. b.H., Berlin.
Paul Unibreit, Die deutsche» Gewerkschaften im Weltkrieg. Sozialwtssen-
fchaftliche Bibliothek. I. Baud. 12» S. Preis drosch. 1,80 Mk., gebd. 2 Mk.
Paul Hirsch, Ausgaben der deutsche» Gemeiudepolitik nach dem Kriege.
Sozialwissenschaftliche Bibliothek. 2. Band. 100 S. Preis drosch. 1,60 Mk., ge.
blinden 2 Mk.
R. Er Berow, Tic große russische Revolution. Mit Illustrationen und Porträts.
Sozialwissenschaftliche Vtbltolhek. 3. Band. I10 S. Preis 2,80 Mk.
nach Ihrer Wahl aus u. iUustr. Geschenkiiste,
wenn Sie unsere ICO schönen Künstler-u Gelegenheits-Postkarten E
i. Bekanntenkreise verkauf. Senden Sie uns Ihre Adresse, -S:e erhalt.,
sofort die Karten. Nach Verkauf schicken Sie unsM.lO.SOu.daraufF
send, wir Ihnen die prachtv. Remontoiruhr nebst Kette U.Ring. (bür s
die Uhr 3 Jahre reelle Garant.) Tägl.viele Dankschreiben. Bestellers
muss s. Beruf angeben. An Personen unter 16 Jahren lief, wir nicht, tr
t Walter Schmidt ÄCo.f
Berlin W 30/84.
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Das preußische Wahlrechts-Weihnachtsgeschenk.
Nun ja, die Sache war kein Bettel
And nur die Loffnung etwas trist:
Sie stand schon lange auf dem Zettel
Der Wünsche, die man nie vergißt.
Wie haben diesen sie geknüttelt.
Als wär's der schmählichste Verrat,
And ach, wie oft sein Laupk geschüttelt
Lat streng der weise Vater Staat.
Das Wahlrecht frei und gleich —- in Preußen?
Ihr seid wohl, Kinder, etwas kraus?
Das heißt den Staat zusammenschmeißenl
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Nein, was hier Vater Staat gespendet.
Das ist zu viel, das ist zu reich!
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furchtsvoll und lies, — was
sozusagen über Nacht — die
Weisheit an den Tag ge-
brächt. — Dich mochten
Träume schon umschwirr'»,—
da schwitzte noch die Denker-
stirn, — bis sie, berührt vom
Lauch des Lichts, — schon
wieder etwas schuf — aus
nichts.
So manchem, der ein Esel
war, — ward es in diesen
Zeiten klar, — wie sehr er
doch im Geist erstarkt, — und
er bereicherte den Markt —
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spänen — bon! — und fand,
daß dieses in der Tat — ihn
wunderbar gekräftigt hat.
Den andern ließ es auch
nicht ruh»; — er sprach: Ich
wär' ein dummes Luhn, —
erfände ick) nicht eins zwei
drei — ein gutgclegtes Lüh-
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was er erfund, — es war
wahrhaftig gleichfalls rund —
und färbte gelb, ja, dieses
sehr, — verlangst du von dem
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Zahl, — gefeiert und begrüßt
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