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mehr zu Ende sprechen.
Eine donnernde Lach-
salve unterbrach den un-
glücklichen Redner. Es
war ein Erfolg, um
den jeder Komiker
Herrn v. Kohling be-
neidet hätte.
Er stand maßlos ver-
blüfft vor seinen Zu-
hörern, die sich noch im-
mer vor Lachen wälzten,
und begriff langsam, daß
die Macht der Gewohn-
heit ihn zu einer Riesen-
dummheit v erführt hatte.
Endlich, als der erste Dis-
kussionsredner zu Wort
kam, folgte er der
Mahnung seiner Par-
teifreunde, vom Schau-
platz seiner Tätigkeit zu
verschwinden.
Mit hochgeklapptem
Kragen und tief in die
Stirn gedrücktem Hute
flüchtete Herr v. Koh-
ling durch die dunklen
Tassen der Kreisstadt,
und er war froh, als
er seinen Wagen an-
gespannt vorfand. „Rur
schnell fort," schrie er
dem Kutscher zu. „Die
Bande hier verdient mich
gar nicht."
Und er schwor sich
im stillen zu, sich nie
mehr zum „Volk" herab-
zulassen.
5chuiarre Diamanten.
Deutschland hatgenug
Kohlen im Keller; sie
müssen nur 'raufgeholt
werden!
Leoneavallo und Mascagni.
Furchtbare Drohung.
»Mir werden in den Friedensbedingungen von Deutschland verlangen müssen, daß es in
einem Zeitraum von dreißig Zähren von der Aufführung Magnerscher Opern absehen muß
und dafür nur noch unsere Kompositionen aufführen darf.--
Mich ärgert jeden
Sonntag mein Ofen: ich
bin mit dem Rauchen
so sparsam und der Lump
raucht auf meine Kosten.
Kohle ist Jndustriefut-
.ter. Man soll aber die
Henne, die einem die
Lohntüten legt, nicht
hungern lassen.
Vom Himmel hört
man niemals, daß er
geheizt sei; dagegen hat
der Teufel stets Kohle».
Der geniert sich aber
auch nicht, seinen Bedarf
selbst zu holen.
Nach dem Alter und
Wert gibt es fünf Sor-
ten Kohlen: Anthrazit,
Steinkohle, Jurakohle,
Braunkohle und Streik-
kohle; letztere hat das
besondere Kennzeichen,
daß sie nicht da ist, wenn
man sie braucht.
Sucht man nach einem
Ersatzstoff voll aufge-
speicherter Kraft, so gibt
es freilich einen, der heißt
Dynamit, aber der hat's
wieder zu eilig, dem
Menschen zu dienen.
Neulich saß ich beim
Ofen, damit mir die
murmelnde Kohle ein
Märchen erzähle, aus
uralten Zeiten, wie's die
Dichter gern tun. Aber
sie log mir nur vor: ich
sei satt!
Der Brummer.
Kaspar Kubiak war ein treu« Sohn des
Zentrums; als er starb, saß der Pfarrer nach
Erledigung des Kirchlichen noch einige Zeit
als Parteifreund am Bett des Verstorbenen.
Frau Kubiak schluchzte.
Mittlerweile erhob sich ein Summen im Zim-
mer wie von einem Propeller, und ein fetter
Brummer prallte sechs-, siebenmal gegen die
Scheibe des Fensters, wie's eben Brummer-
art ist.
„Offnen Sie das Fenster, liebe Frau," sagte
der Pfarrer: „unsres KasparS unsterbliche
Seele will heimkehren in die ewige Heimat!"
Börsenbericht.
Moses Seligmann kehrte in zerknittertem
Zustand heim. „Ihr habt euch wieder um die
Kurse gehauen, ihr Amalekiter!" rief seine
Frau. Moses knurrte: „Ich bin unschuldig,
Sara! Ich Hab' bloß so getan, als wollt' ich
mich auf die Gegenpartei stürzen; da hielt
mich der Pardubitzer am Rock fest. .Los-
lassen!' schrie ich: .Binnen fünf Sekunden los-
lassen, sonst platz' ich vor Wut wie ä Hand-
granate.' Kaum hört das der Schubjak, da
packt er mich siebenmal fester und schmeißt
mich ins feindliche Lager!"
Der Rangstreit.
Unter den Tieren war wieder einmal ein
Rangstreit ausgebrochen. Der Löwe, der Adler,
der Bär, der Wolf und der Fuchs stritten um
den Vorrang; der eine berief sich auf seine
Kraft, der andere auf seine Kühnheit, der
Fuchs auf seine Schlauheit und so fort. Da
es zu keiner Einigung kam, wollte man den
Menschen als Schiedsrichter anrusen, trotz-
dem man wußte, daß er übergenug mit seinen
Kriegen zu tun hatte.
„O, Mensch, welches Tier schätzt du jetzt
am meisten?" fragte ein alter Rabe, dem die
Zunge gelöst war.
„Das Schwein!" entschied der Mensch.
Auch ein Republikaner.
Kürzlich fragte ich Herrn Knöpfte, eine
schwäbische Demokratengröße, wie er sich zur
württembergischen Republik stelle. „Ha no,"
sagte der Wackere, „die Republik ist schon
recht. Warum mußten sie aber deswegen un-
seren guten alten König absetzen?!"
Drei Erwählte.
Ein Blauer: „Ich bin stolz aus das Ge-
wicht, nicht aus die Zahl meiner Stimmen,
denn mit ihnen in der Tasche bin ich wieder
ein parlamentarischer schwerer Junge!"
Ein G elber: „Wirhebe» Deutschland nach
wie vor in den Sattel, reiten wird es schon
können — auf unserem Parteikarussell!"
Ein Schwarzer: „Offenbar hält der liebe
Gott die Welt immer noch nicht für gestraft
genug, sonst hätte er nicht mich in die National-
versammlung geschickt!"
mehr zu Ende sprechen.
Eine donnernde Lach-
salve unterbrach den un-
glücklichen Redner. Es
war ein Erfolg, um
den jeder Komiker
Herrn v. Kohling be-
neidet hätte.
Er stand maßlos ver-
blüfft vor seinen Zu-
hörern, die sich noch im-
mer vor Lachen wälzten,
und begriff langsam, daß
die Macht der Gewohn-
heit ihn zu einer Riesen-
dummheit v erführt hatte.
Endlich, als der erste Dis-
kussionsredner zu Wort
kam, folgte er der
Mahnung seiner Par-
teifreunde, vom Schau-
platz seiner Tätigkeit zu
verschwinden.
Mit hochgeklapptem
Kragen und tief in die
Stirn gedrücktem Hute
flüchtete Herr v. Koh-
ling durch die dunklen
Tassen der Kreisstadt,
und er war froh, als
er seinen Wagen an-
gespannt vorfand. „Rur
schnell fort," schrie er
dem Kutscher zu. „Die
Bande hier verdient mich
gar nicht."
Und er schwor sich
im stillen zu, sich nie
mehr zum „Volk" herab-
zulassen.
5chuiarre Diamanten.
Deutschland hatgenug
Kohlen im Keller; sie
müssen nur 'raufgeholt
werden!
Leoneavallo und Mascagni.
Furchtbare Drohung.
»Mir werden in den Friedensbedingungen von Deutschland verlangen müssen, daß es in
einem Zeitraum von dreißig Zähren von der Aufführung Magnerscher Opern absehen muß
und dafür nur noch unsere Kompositionen aufführen darf.--
Mich ärgert jeden
Sonntag mein Ofen: ich
bin mit dem Rauchen
so sparsam und der Lump
raucht auf meine Kosten.
Kohle ist Jndustriefut-
.ter. Man soll aber die
Henne, die einem die
Lohntüten legt, nicht
hungern lassen.
Vom Himmel hört
man niemals, daß er
geheizt sei; dagegen hat
der Teufel stets Kohle».
Der geniert sich aber
auch nicht, seinen Bedarf
selbst zu holen.
Nach dem Alter und
Wert gibt es fünf Sor-
ten Kohlen: Anthrazit,
Steinkohle, Jurakohle,
Braunkohle und Streik-
kohle; letztere hat das
besondere Kennzeichen,
daß sie nicht da ist, wenn
man sie braucht.
Sucht man nach einem
Ersatzstoff voll aufge-
speicherter Kraft, so gibt
es freilich einen, der heißt
Dynamit, aber der hat's
wieder zu eilig, dem
Menschen zu dienen.
Neulich saß ich beim
Ofen, damit mir die
murmelnde Kohle ein
Märchen erzähle, aus
uralten Zeiten, wie's die
Dichter gern tun. Aber
sie log mir nur vor: ich
sei satt!
Der Brummer.
Kaspar Kubiak war ein treu« Sohn des
Zentrums; als er starb, saß der Pfarrer nach
Erledigung des Kirchlichen noch einige Zeit
als Parteifreund am Bett des Verstorbenen.
Frau Kubiak schluchzte.
Mittlerweile erhob sich ein Summen im Zim-
mer wie von einem Propeller, und ein fetter
Brummer prallte sechs-, siebenmal gegen die
Scheibe des Fensters, wie's eben Brummer-
art ist.
„Offnen Sie das Fenster, liebe Frau," sagte
der Pfarrer: „unsres KasparS unsterbliche
Seele will heimkehren in die ewige Heimat!"
Börsenbericht.
Moses Seligmann kehrte in zerknittertem
Zustand heim. „Ihr habt euch wieder um die
Kurse gehauen, ihr Amalekiter!" rief seine
Frau. Moses knurrte: „Ich bin unschuldig,
Sara! Ich Hab' bloß so getan, als wollt' ich
mich auf die Gegenpartei stürzen; da hielt
mich der Pardubitzer am Rock fest. .Los-
lassen!' schrie ich: .Binnen fünf Sekunden los-
lassen, sonst platz' ich vor Wut wie ä Hand-
granate.' Kaum hört das der Schubjak, da
packt er mich siebenmal fester und schmeißt
mich ins feindliche Lager!"
Der Rangstreit.
Unter den Tieren war wieder einmal ein
Rangstreit ausgebrochen. Der Löwe, der Adler,
der Bär, der Wolf und der Fuchs stritten um
den Vorrang; der eine berief sich auf seine
Kraft, der andere auf seine Kühnheit, der
Fuchs auf seine Schlauheit und so fort. Da
es zu keiner Einigung kam, wollte man den
Menschen als Schiedsrichter anrusen, trotz-
dem man wußte, daß er übergenug mit seinen
Kriegen zu tun hatte.
„O, Mensch, welches Tier schätzt du jetzt
am meisten?" fragte ein alter Rabe, dem die
Zunge gelöst war.
„Das Schwein!" entschied der Mensch.
Auch ein Republikaner.
Kürzlich fragte ich Herrn Knöpfte, eine
schwäbische Demokratengröße, wie er sich zur
württembergischen Republik stelle. „Ha no,"
sagte der Wackere, „die Republik ist schon
recht. Warum mußten sie aber deswegen un-
seren guten alten König absetzen?!"
Drei Erwählte.
Ein Blauer: „Ich bin stolz aus das Ge-
wicht, nicht aus die Zahl meiner Stimmen,
denn mit ihnen in der Tasche bin ich wieder
ein parlamentarischer schwerer Junge!"
Ein G elber: „Wirhebe» Deutschland nach
wie vor in den Sattel, reiten wird es schon
können — auf unserem Parteikarussell!"
Ein Schwarzer: „Offenbar hält der liebe
Gott die Welt immer noch nicht für gestraft
genug, sonst hätte er nicht mich in die National-
versammlung geschickt!"