9916 .
Zwe! Finanzminister als Boxer Zur M°-Li!-r
„Sein oder Nichtsein!" sagte Grzbcrgcr, da versetzte er seinem Gegner Lelfferich einen gewaltigen Stoß in die Magengrube.
„Herr Rothschild, ich bin nicht nur der Cho-
chem von Sandez, ich bin auch der Melech
von Sandez, und mein Begehr ist, daß ich
als König Euer Gast sein will. . .
Rothschild machte sich eine Ehre daraus,
daß er den Chochem bewirtete; er behielt ihn
zwei Wochen, und Schleime und seine Frau
lebten in Herrlichkeit und Freuden. Auch seiner
Frau gefiel dieses Lebe». Als es Rothschild
langweilig wurde, lud er seinen Gast auf
Grünschild ab, der der König der Börse war.
Auch hier wurde Schlojme und seine Frau
die ersten Tage geehrt, um dann an Blau-
schild und an die anderen kleineren Könige
weitergegeben zu werden.
Schlojme erzählte überall seine Weisheiten,
die nach und nach seinen Gastgebern auf die
Nerven fielen; feiner Frau sagte er aber ganz
stolz: „Nu, Saraleben, was sagst du dazu?
Nu, Hab' ich's nicht sertiggebracht, unter den
Königen als König zu leben? Nu, Saraleben,
wie tust du dich fühlen hier?"
Und Sara antwortete: „Nu, mei Gott, wie
soll ich mich fühlen? Weiß ich doch, daß dn
e Chochem bist, sonst hältst du doch nicht mich
zur Frau genommen, und jetzt seh ich auch,
du kenntest auch e Melech sein, denn soviel
Verstand, wie die anderen haben, hast du
auch...." * .
Schlojme war stolz darauf, daß er mit seiner
Frau bei den Königen an einem Tische saß;
daß er in demselben Bette schlief, in das sich
„auch ein Rothschild" legen konnte. Seine Gast-
geber kielten ihn anfangs in Ehren, als sie
ober hörten, daß er immerfort die gleichen
Weisheiten verzapfte, wußten sie nicht, was
mit ihm anzufangen sei. Man wollte ihm nicht
weh tun und in ihm die Gemeinde von Sandez
nicht beleidigen, denn schließlich ist Sandez
doch eine große Gemeinde, und er ist doch
immer der Räbbe von Sandez. Da beschlossen
die Könige in Wien unter sich, daß sie Schlojme,
mit Geschenken bedacht, nach Hause schicken
wollten. So geschah es.
Als Schlojme wieder in Sandez war, packte
er die Geschenke aus, und in einem schönge-
bundenen Buche fand er einen Zettel, auf dem
geschrieben war:
„Schlojme Räbbe, Ihr seid e Chochem in
Sandez, aber nicht in Wien; Ihr seid e Melech
unter die Juden in Sandez, aber hier in Wien
seid Ihr nur e gewöhnlicher Jud. . . . Zeigt
niemandem diesen Zettel, sonst beweist Ihr
nur, daß wir recht haben, daß Ihr weder e
Chochem noch e Melech seid..., sondern nur
e gewöhnlicher Schnorrer.
* ^ *
DiesistdieErzählungvonderReiseSchlojme,
dem Chochem und Melech von Sandez, nach
Wien. __
„Reichsbürgerrat"
Mensch, beguck dir die Statuten:
So was fehlte nämlich noch!
.hör, wie sie zur Sammlung tuten
Aus dem großen huhnerloch.
Wer hinein soll? Alle, alle.. .
Auch der Arbeiter soll Herl
Ja, es war 'ne Riesenfalle,
Wenn sie nicht so dämlich war.
Warum macht man's nicht im kleinen
Auf demselben Postament,
And.bemüht sich mal, zu einen
Alles, was sich „Meyer" nennt?
Wer da sucht, der wird auch finden,
„ai" und „ey" und „ei" und „ay",
And zum schönen Strauße binden
Die geeinte Meierei.
Dies auch Hilst zu Deutschlands Hebung,
Drum frischauf zur kühnen Tat,
Dienen wird er zur Belebung
Solch «in großer Meierrat. t
Der Artist
Ein Romanschriftsteller nimmtseinezu Besuch
gekommene Schwiegermutter in sein Arbeits-
zimmer, setzt sich feierlich in Positur und be-
ginnt förmlich: „Ich muh dir leider, so schwer
es mir wird, die Mitteilung machen, daß ich
mit deiner Tochter unmöglich länger zusam-
menleben kann. Wir werden uns scheiden
lassen."
Offenen Mundes und starren Blickes fährt
die Schwiegermutter vom Stuhl auf-
„Danke, danke, lieb- Schwiegcrmama, «4
genügt schon. Es war bloß ein Scherz. Weiht
du, ich brauche so eine Szene in meiner nenesten
Novelle, und da wollte ich mal sehen, wie
das auf dich wirkt."
Der rühmlichst bekannte Lügen-Reuter in
London läßt wieder einmal eine Art See-
schlange auf die Menschheit los. Er will wissen,
am Kongo sei ein lebendiger Brontosaurus ent-
deckt worden, der bereits menschliche Wohn-
stätten überfallen und Eingeborene verschlun-
gen habe. Eine Expedition sei bereits unter-
wegs, um die prähistorische Rarität zu Erlegen.
Man weiß nicht, was mau mehr bewundern
soll, die Geschäftstüchtigkeit Reuters, der sei-
nen Betrieb mit vorweltlichen Riesensauriern
weiterführt, nachdem ihm die Bären zum Auf-
binden infolge starker Inanspruchnahme wäh-
rend der Kriegsjahre ausgegangen sind, —
oder die Aufnahmefähigkeit seiner gutmütigen
Leser, die ihm immer noch alles glauben, u
Wenn die alliierten Sieger von der Aus-
lieferung des Kaisers absehen, aber auf der
der „kriegsschuldigen" Offizierebestehen bleiben,
so beweist das, daß man sich auch unter der
Kra der neuen Gerechtigkeit unter den Grund-
satz beugt, daß man die kleinen Gauner hängt
und die großen lausen läßt. b
Zwe! Finanzminister als Boxer Zur M°-Li!-r
„Sein oder Nichtsein!" sagte Grzbcrgcr, da versetzte er seinem Gegner Lelfferich einen gewaltigen Stoß in die Magengrube.
„Herr Rothschild, ich bin nicht nur der Cho-
chem von Sandez, ich bin auch der Melech
von Sandez, und mein Begehr ist, daß ich
als König Euer Gast sein will. . .
Rothschild machte sich eine Ehre daraus,
daß er den Chochem bewirtete; er behielt ihn
zwei Wochen, und Schleime und seine Frau
lebten in Herrlichkeit und Freuden. Auch seiner
Frau gefiel dieses Lebe». Als es Rothschild
langweilig wurde, lud er seinen Gast auf
Grünschild ab, der der König der Börse war.
Auch hier wurde Schlojme und seine Frau
die ersten Tage geehrt, um dann an Blau-
schild und an die anderen kleineren Könige
weitergegeben zu werden.
Schlojme erzählte überall seine Weisheiten,
die nach und nach seinen Gastgebern auf die
Nerven fielen; feiner Frau sagte er aber ganz
stolz: „Nu, Saraleben, was sagst du dazu?
Nu, Hab' ich's nicht sertiggebracht, unter den
Königen als König zu leben? Nu, Saraleben,
wie tust du dich fühlen hier?"
Und Sara antwortete: „Nu, mei Gott, wie
soll ich mich fühlen? Weiß ich doch, daß dn
e Chochem bist, sonst hältst du doch nicht mich
zur Frau genommen, und jetzt seh ich auch,
du kenntest auch e Melech sein, denn soviel
Verstand, wie die anderen haben, hast du
auch...." * .
Schlojme war stolz darauf, daß er mit seiner
Frau bei den Königen an einem Tische saß;
daß er in demselben Bette schlief, in das sich
„auch ein Rothschild" legen konnte. Seine Gast-
geber kielten ihn anfangs in Ehren, als sie
ober hörten, daß er immerfort die gleichen
Weisheiten verzapfte, wußten sie nicht, was
mit ihm anzufangen sei. Man wollte ihm nicht
weh tun und in ihm die Gemeinde von Sandez
nicht beleidigen, denn schließlich ist Sandez
doch eine große Gemeinde, und er ist doch
immer der Räbbe von Sandez. Da beschlossen
die Könige in Wien unter sich, daß sie Schlojme,
mit Geschenken bedacht, nach Hause schicken
wollten. So geschah es.
Als Schlojme wieder in Sandez war, packte
er die Geschenke aus, und in einem schönge-
bundenen Buche fand er einen Zettel, auf dem
geschrieben war:
„Schlojme Räbbe, Ihr seid e Chochem in
Sandez, aber nicht in Wien; Ihr seid e Melech
unter die Juden in Sandez, aber hier in Wien
seid Ihr nur e gewöhnlicher Jud. . . . Zeigt
niemandem diesen Zettel, sonst beweist Ihr
nur, daß wir recht haben, daß Ihr weder e
Chochem noch e Melech seid..., sondern nur
e gewöhnlicher Schnorrer.
* ^ *
DiesistdieErzählungvonderReiseSchlojme,
dem Chochem und Melech von Sandez, nach
Wien. __
„Reichsbürgerrat"
Mensch, beguck dir die Statuten:
So was fehlte nämlich noch!
.hör, wie sie zur Sammlung tuten
Aus dem großen huhnerloch.
Wer hinein soll? Alle, alle.. .
Auch der Arbeiter soll Herl
Ja, es war 'ne Riesenfalle,
Wenn sie nicht so dämlich war.
Warum macht man's nicht im kleinen
Auf demselben Postament,
And.bemüht sich mal, zu einen
Alles, was sich „Meyer" nennt?
Wer da sucht, der wird auch finden,
„ai" und „ey" und „ei" und „ay",
And zum schönen Strauße binden
Die geeinte Meierei.
Dies auch Hilst zu Deutschlands Hebung,
Drum frischauf zur kühnen Tat,
Dienen wird er zur Belebung
Solch «in großer Meierrat. t
Der Artist
Ein Romanschriftsteller nimmtseinezu Besuch
gekommene Schwiegermutter in sein Arbeits-
zimmer, setzt sich feierlich in Positur und be-
ginnt förmlich: „Ich muh dir leider, so schwer
es mir wird, die Mitteilung machen, daß ich
mit deiner Tochter unmöglich länger zusam-
menleben kann. Wir werden uns scheiden
lassen."
Offenen Mundes und starren Blickes fährt
die Schwiegermutter vom Stuhl auf-
„Danke, danke, lieb- Schwiegcrmama, «4
genügt schon. Es war bloß ein Scherz. Weiht
du, ich brauche so eine Szene in meiner nenesten
Novelle, und da wollte ich mal sehen, wie
das auf dich wirkt."
Der rühmlichst bekannte Lügen-Reuter in
London läßt wieder einmal eine Art See-
schlange auf die Menschheit los. Er will wissen,
am Kongo sei ein lebendiger Brontosaurus ent-
deckt worden, der bereits menschliche Wohn-
stätten überfallen und Eingeborene verschlun-
gen habe. Eine Expedition sei bereits unter-
wegs, um die prähistorische Rarität zu Erlegen.
Man weiß nicht, was mau mehr bewundern
soll, die Geschäftstüchtigkeit Reuters, der sei-
nen Betrieb mit vorweltlichen Riesensauriern
weiterführt, nachdem ihm die Bären zum Auf-
binden infolge starker Inanspruchnahme wäh-
rend der Kriegsjahre ausgegangen sind, —
oder die Aufnahmefähigkeit seiner gutmütigen
Leser, die ihm immer noch alles glauben, u
Wenn die alliierten Sieger von der Aus-
lieferung des Kaisers absehen, aber auf der
der „kriegsschuldigen" Offizierebestehen bleiben,
so beweist das, daß man sich auch unter der
Kra der neuen Gerechtigkeit unter den Grund-
satz beugt, daß man die kleinen Gauner hängt
und die großen lausen läßt. b