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Mächtig lauern rings die Schatten,

Deutschland liegt in Schutt und Scherben,

Not sich und Verzweiflung gatten,

Uns noch tiefer zu verderben.

Unlust birgt im Schoß die Bände,

Raublust lungert allerwegen —

Liner bitterbösen wende
Geht's mit Riesenschritt entgegen!

In der Arbeit liegt's begründet,
Kraft der Zauste, Kraft im Seifte,
Daß dein Volk fich wiedersindet,

Das durch jähen Sturz entgleiste!
Nicht durch tatlos Jammern, Gaffen,
Nicht durch wildes Aufbegehren —
Nur durch nimmermüdes Schaffen
Rannst dem Untergang du wehren!

willst du so in Nacht versinken,

In dem Elend dieser Zeiten?

Soll nicht dir auch wieder blinken
Hoffnungsstrahl aus fernen weiten?
Soll nicht dir ein Morgen dämmern
In dem Rlagen, in dem Sagen? —
Mutzt dein Schicksal selber hämmern,
Deutschland, wie in sruhern Tagen!

Aus, zu neuer Tat, Germanen!

Latzt die Hämmer wieder dröhnen,

Latzt sie brausen, eure Bahnen,

Latzt die Hebel ächzen, stöhnen!

Rettungslos im Sumpf verschwindet,

wer sich zagend selbst verloren —

wer sich trotzig wiederfindet,

wird der Welt auss neu' geboren! srnst «laar

Arbeit, die Retterin

hoffnungslos die trüben Tage,

Nichts, was uns noch könnte retten!
herzbewegend schallt die Rlage,

Rasselnd klirren unsre Retten.

Unser Letztes geht verloren
Durch die Zeinde, durch die Schieber —
Deutschland, einst so auserkoren,

Liegt apathisch, wie im Zieber!

Völkcrvertötznung

Warum hassen wir einander,

Wir, die Völker und Nationen?

Könnten wir nicht wie die Lämmer
Friedlich beieinander wohnen?

Sind wir all' nicht eines Blutes?

Sind wir Brüder nicht und Schwestern?
Warum hangen wir sozähe
An dem unheilvollen Gestern?

Alle nährt die gleiche Lrde, ^

Allen scheint die gleiche Sonne,

Allen blüht das gleiche Schicksal:
vieles Leid und wenig Wonne!

Sollen wir das Leid vermehren
Durch Bedrückung und Beschwerden?
Gibt's des Unheils und des Kummers
Nicht genug auf unsrer Erden?

Woll'n wir lieber nicht die Freude
Und die karge Lust vermehren,

Daß die Herzen noch in Trübsal
Glückbeseligt davon zehren?

Selbst sich schädigt, wer da Unrecht
Zufllgt seinen fremden Brüdern —

Wird durch Haß und durch Gemeinheit
Tief sich unters Vieh erniedern!

Darum Neid hinweg und Zwietracht!
Lernt vergessen, was uns trennte!

Legt als Brüder, ihr Nationen,

Einend ineinand die Hände!

Unsrer Würde ift’& zuwider,

Woll'n wir rechte Menschen heißen,
Länger noch dem Baal zu frönen.

Der stch nennet: Blut und Eisen! e.n.

Er ist besser dran

In dem pominerschen Dorfe M. wird, ivie
überall, viel heimlich geschlachtet.

Kürzlich trifft der Pastor den Bauer Kunze
und sagt: „Was machen Sie bloß, Kunze! Sie
haben schon wieder ein Schwein um die Ecke
gebracht. Und mit welchem Geschrei! Das
schallte heut in aller Frühe durchs ganze Dorf."

„Jä, Herr Paster," erividert Kunze, Sei
hevben gaud reden. Wenn Sei dat daun, laten
S' eenfach mit de Klocken lüden, damit keen
Mensch dat Schriegen Hort." p

Die Armen!

(Gotheln ermahnt zur Schonung der Millionäre)

Herr Golhein zieht die Stirne kraus:
»Die Zeiten sehen lausig aus:

Besonders trifft des Lebens Leere,

Ach, unsre armen Millionäre.

Noch gestern war'n sie auf der Höh',

Das heißt auf hohem Portemonnaie.
Run naht der böse Steuermann'

And packt die Millionäre an.

Der Steuersatz ist arg erhöht.

Der Millionär wird ausgeflöht.

Die schönste Auster nimmer schmeckt.

Er trinkt fortan nur deutschen Sekt.

Er zählt die Häupter seiner Lieben,
Statt zwölf Millionen sind's nur sieben.
Was fängt nun dieser arme Mann
Mit diesem schäb'gen Reste an??«

Herr Gothein hat mich tief erschreckt
And warmes Mitgefühl erweckt.

Wie gut — denk ich in meinem Sinn —
Daß ich kein Millionäser bin! Mmini

Lieber Wahrer Jacob!

In einer Berliner Stadtverordnetensitzung
äußerte ein II. S.P.-Stadtrat: „Das Zimmer
ist voller Wanzen. Dieselben müssen desinfi-
ziert werden." ^ Br.

Ein wohlhabendes Schieberehepaar besucht

eine Bildergalerie, Der Saaldiener erklärt
ihnen die Bilder und sagt:

„Und hier sehen die Herrschaften Perseus
und Andromeda."

„Dem Perseus sehe ick; aber wo is det
Dromedar?" *

Einem Herrn, der des öfteren einen Toten-
gräber auf einem KirchhosSgelände beim Aus-
heben alter Gräber beobachtete, fiel es auf,
daß der Mann an den Kopfenden der allen
Gräber jeden Spaten Erde genau durchsuchte.
Er fragte deshalb den Arbeiter: „Alterchen,
weshalb durchsucht Ihr denn die Erde so ge-
nau?" Worauf der Alte antwortete: „Ja,

Herr, sehen Sie mal, das Gold ist knapp, und
da suche ich nach Goldplomben, die sich die
Menschen bei Lebzeiten haben machen lassen."

Ni. ■<* rillt ft

Der Philosoph von Amerongen

„Majestät! Hier ist schon wieder ein Hul-
digungstelegramm von der Deutschnatioualen
Partei eingelaufen!"

„Legen Sie's zu den übrigen. Ich bin beim
fünfzehnten Kognak und kenne keine Parteien
mehr, ich kenne nur Deutsche. Bon denen will
ich aber partout nichts mehr wissen."

■k

Wilhelm II. überschätzt sich noch immer: er
hält sich für den gerissensten Deutschen seines
Jahrhunderts, aber er ist nur der ausgerissenste!

•k

Jeder von uns Proletariern trägt schwer
unter seinem Anteil an den Kriegsschulden;
und doch möchte wohl keiner in „Seiner" Haut
stecken', der einen so großen Anteil an der
Kriegsschuld zu tragen hat.

Glossen

Unser Arbeitsziel ist das Vertrauen der
Völker zu uns. Bei der Entente, die im Wege
steht, werden wir schwerlich Vertrauen er-
zielen, wohl aber Mißtrauen, ob ihre Kraft
- ausreicht, den Weg länger zu sperren.
k

Mancher Deutsche ist zur Sorge ums Ge-
nieinwohl nicht fähig: ihn muß erst die Angst
vor der gemeinen Not packe»!

k

Der Bolschewismus sollte sich nach Oste»
wenden; die Erde ist rund, und er kann auf
dem Weg Amerika auch entdecke».



„Freiheit, Republik, Achtstundentag!" sind
seit dem 9. November errungen; nun wollen
die Sechsstundenschichtbringer zwar nur eine
Errungenschaft köpfen...vielleicht aber köpfen
sie mehr! ^

Nätediktatur zieht Junkerdiktntur nicht nach
sich, sondern wird von ihr vorwärtsgeschoben.

*

Wer keinen Anfang zur Demokratisierung
des Wirtschaftslebens mitmachen will —- der-
geht auch darauf aus, ihr ein Ende zu mache»!
 
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