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Kalte Saison-1920
Der Winter naht mit kalken Tagen,
Für dies Jahr hast du ausgeschwitzk;
Nun mutz man warme Sachen tragen,
Das heißt, sofern man sie besitzt.
Den Koks,, das Holz, die Hausbrandkohlen,
Womit du sonst den Herd geschürt,
Kannst du vielleicht beim Kaiser holen,
Der sicher keinen Mangel spürt.
Denn schaut, wenn die Gedärme frieren
And Nasen tröpfeln wie ein Quell,
Daß wir das Denken nie verlieren
An Kaisertum und O.H.L.
Sie haben Frankreichs Kohlenminen
Zn Schutt gelegt, gesprengt, ersäuft.
Doch bin ich überzeugt, daß ihnen
Kein Nordwind um die Ohren pfeift.
Die Suppe wird vom Volk gefressen,
Die ihm sein Herrscher eingebrockt,
Das soll der Arme nie vergessen.
Wenn wieder ihre Stimme lockt.
Man hofft vielmehr, wenn sie's probieren
Und nahn in schmeichelnder Gestalt,
Es bleibe, wo doch alle frieren.
Auch Herz und Blut des Volkes kalt.
Ferdinand Madlinger
Freier Lande!
Na, bam wir's denn nickt gleich gesagt?
Zwangswirtschaft ist ein Abel;
Der freie Landet unverzagt
Sorgt für Konfekt und Stiebel.
Er holt die Braten aus dem Stall,
And iaft>g seht ihr winken
Nun überall und überall
Die Würste und die Schinken.
Wie, habt ihr keinen Appetit?
Was zögert ibr denn, Leute?
Äe, merkt ihr nicht den Anterschied
Zwischen dem Einst und Leute?
Euch kommt der Preis gepfeffert vor.
„Einst hieb", sagt ihr betroffen,
„Man uns nur heimlich übers Ohr —
And heut geschieht es offen." Pec.
Vorsicht, Entente!
Die Entente verlangt die Zerstörung Tau-
sender von Dieselmotoren, weil sie als Kriegs-
material angesehen werden. Sie sind zwar
auch für friedliche Zwecke verwendbar, aber
sie können ebenso gut Flugzeuge für Bomben-
abwürfe, Kriegsschiffe, Tanks, Panzeraulos
usw. in Bewegung setzen. Und da Vorsicht die
Mutter der Porzellankammer Europas ist, und
die Entente den Frieden über alles liebt, mutz
jede kriegerische Möglichkeit ausgerotlet wer-
den. Das geschieht mit jenem Verlangen noch
gar nicht gründlich genug. Jede Sense, jedes
Küchenmesser, jeder Pfropfenzieher ist eine Be-
drohung des Friedens. Ein deutsches Heer,
mit Kneifzangen und Feuerhaken bewaffnet,
wäre immer noch eine fürchterliche Macht.
Ja, man kann sich vorstellen, daß -deutsche
Amazonenheere mit Stopfnadeln und glühen-
den Plättbolzen an die Rückeroberung Elsaß-
Lothringens gingen. All dem muß entschieden
vorgebeugt werden. Alles Metall ist zu kon-
fiszieren. Ohne jede Ausnahme — bis zur
Stahlfeder herab. Ja, diese in allererster Linie.
Denn das Schwert führt nur die Befehle der
Feder aus. Der „Matin" und die übrigen
friedliebenden Ententeblälter dürfen natürlich
ihre sanften Federn behalten. Wir aber kön-
nen uns sogar ohne Gabeln behelfen und wie
die Chinesen mit Holzstäbchen essen.
Apiopos — Holz. Mit Knütteln kann man
Schädel einschlagen. Wagendeichseln, Lafet-
ten, Mastväume sind Kriegsmaterial. Mil ab-
gebrochenen Treppt ngeländern läßt sich eine
gefährliche Armee ausrüsten. Ja, Köckinnen
und Stubenmädchen könnten mobil machen
und mit Kochlöffeln und Besenstielen ins Feld
rücken. Also müssen auch die deutschen Wälder
ausgeroltet werden. Ist dann fide Gefahr
beseitigt? Nein. Wie hart zum Beispiel sind
Steine! Beinahe so hart wie Schädel und
Herz der E> tente-Staaismänner. Es bleibt
mithin weiter nichts übrig, als alle Steine
aus Deutschland zu entferne». Die Häuser
müssen ab-, die Slraßenpfiaster aufgerissen,
die Gebirge abgetragen werden. Dann endlich
wäre das Wesentliche für den Frieden getan,
wenn auch nicht alles. Es bliebe zum Beispiel
immer noch die Möglichkeit, baß unfere Markt-
frauen die Entente mit faulen Eiern schmeißen.
Aber dagegen mag sie sich selber helfen. Pan.
Fromm unü frei
In Groß-Berlin hat man auf dem städtischen Luxussteuer-
bureau die Auskunft gegeben daß alle in Leder eingebun-
denen Bücher der Luxussteuer unterliegen. pUle religiösen
Zwecken dienende Bücher dieser flrt bleiben aber steuerfrei!
Nun duckt euch nieöec Lesstng, Goethe, Schiller,
Lu Körner, Hauff und sonst'ges Zedervieh,
fluch Kant, sucht euch ein Winkelchen, je stiller
Je bester ist'« für veutschlands Harmonie.
Senn ach, man stöbert nach öen Lederbänden,
Sieh deine geist'gen Schätze darauf an,
ver „Steuermann", der mit öen gier'gen Händen,
Legt sonst behend sein blaues Siegel dran.
Nicht opfre, Mensch, die alten klaff'schen Schätze
ver Luxussteucrl Luxus ist Kultur!
Venn ausgenommen von dem Zinsgesehe
Sind Bibel, predigt und Gesangbuch nur.
Papp aus den Goethe einen heil'gen Engel,
Ön frommen Umschlag leg' profanes ein,
voll Ehrfurcht steht dann selbst ein Exekutor
vor heil'gen Büchern mit dem Glorienschein l
_ P.B.
Bußtag
3n preutz'schen Landen ist der Tag der Buße,
Zur Kirche ruft der ehern Glocken Klang.
Oie Arbeit ruht in unsreiwill'ger Muße,
ver Staat befiehlt: reu' deiner Sünden Schuld —
war soll ich wohl dem Pfaffenvolk beteuern,
Was Hab' ich Sündhafts wohl der Welt getan?
Sch arbeit', ruh', zahl' pünktlich meine Steuern,
Sorg' für Vermehrung nach des Himmels plan.
Und doch schaut man herum im weltgetricbe:
Die Sucht nach Geld, das Kennen nach Gewinn,
Ausbeutung Schwacher, und die Menschenliebe
Ist schier vertilgt aus aller Menschen Sinn.
Kriegstreiber, Schieber, voller List und Ränken
Sie tummeln sich in hellstem Sonnenlicht-
Heran, heran! Kniet aus den Büßerbänken! —
Doch diese Bande tut's wahrhaftig nicht! P.N.
Das „Spiel der freien Kräfte", das die
Gegner der Zwangswirtschaft predigen, wird
in Z 302 a des Reichsstrafgesetzbuches als
„Wucher" bezeichnet.
Des Griechenkönigs Tod Polen und Danzig
Veniselos: Hast's brav gemacht, — das Rezept Pan Polski: Ich bitte mir als Beherrscher Die drei Bowkes: Da hast du fiel
gegen unbotmäßige Könige ist unblutig, aber wirksam. Danzigs Respekt und Anerkennung aus!
Kalte Saison-1920
Der Winter naht mit kalken Tagen,
Für dies Jahr hast du ausgeschwitzk;
Nun mutz man warme Sachen tragen,
Das heißt, sofern man sie besitzt.
Den Koks,, das Holz, die Hausbrandkohlen,
Womit du sonst den Herd geschürt,
Kannst du vielleicht beim Kaiser holen,
Der sicher keinen Mangel spürt.
Denn schaut, wenn die Gedärme frieren
And Nasen tröpfeln wie ein Quell,
Daß wir das Denken nie verlieren
An Kaisertum und O.H.L.
Sie haben Frankreichs Kohlenminen
Zn Schutt gelegt, gesprengt, ersäuft.
Doch bin ich überzeugt, daß ihnen
Kein Nordwind um die Ohren pfeift.
Die Suppe wird vom Volk gefressen,
Die ihm sein Herrscher eingebrockt,
Das soll der Arme nie vergessen.
Wenn wieder ihre Stimme lockt.
Man hofft vielmehr, wenn sie's probieren
Und nahn in schmeichelnder Gestalt,
Es bleibe, wo doch alle frieren.
Auch Herz und Blut des Volkes kalt.
Ferdinand Madlinger
Freier Lande!
Na, bam wir's denn nickt gleich gesagt?
Zwangswirtschaft ist ein Abel;
Der freie Landet unverzagt
Sorgt für Konfekt und Stiebel.
Er holt die Braten aus dem Stall,
And iaft>g seht ihr winken
Nun überall und überall
Die Würste und die Schinken.
Wie, habt ihr keinen Appetit?
Was zögert ibr denn, Leute?
Äe, merkt ihr nicht den Anterschied
Zwischen dem Einst und Leute?
Euch kommt der Preis gepfeffert vor.
„Einst hieb", sagt ihr betroffen,
„Man uns nur heimlich übers Ohr —
And heut geschieht es offen." Pec.
Vorsicht, Entente!
Die Entente verlangt die Zerstörung Tau-
sender von Dieselmotoren, weil sie als Kriegs-
material angesehen werden. Sie sind zwar
auch für friedliche Zwecke verwendbar, aber
sie können ebenso gut Flugzeuge für Bomben-
abwürfe, Kriegsschiffe, Tanks, Panzeraulos
usw. in Bewegung setzen. Und da Vorsicht die
Mutter der Porzellankammer Europas ist, und
die Entente den Frieden über alles liebt, mutz
jede kriegerische Möglichkeit ausgerotlet wer-
den. Das geschieht mit jenem Verlangen noch
gar nicht gründlich genug. Jede Sense, jedes
Küchenmesser, jeder Pfropfenzieher ist eine Be-
drohung des Friedens. Ein deutsches Heer,
mit Kneifzangen und Feuerhaken bewaffnet,
wäre immer noch eine fürchterliche Macht.
Ja, man kann sich vorstellen, daß -deutsche
Amazonenheere mit Stopfnadeln und glühen-
den Plättbolzen an die Rückeroberung Elsaß-
Lothringens gingen. All dem muß entschieden
vorgebeugt werden. Alles Metall ist zu kon-
fiszieren. Ohne jede Ausnahme — bis zur
Stahlfeder herab. Ja, diese in allererster Linie.
Denn das Schwert führt nur die Befehle der
Feder aus. Der „Matin" und die übrigen
friedliebenden Ententeblälter dürfen natürlich
ihre sanften Federn behalten. Wir aber kön-
nen uns sogar ohne Gabeln behelfen und wie
die Chinesen mit Holzstäbchen essen.
Apiopos — Holz. Mit Knütteln kann man
Schädel einschlagen. Wagendeichseln, Lafet-
ten, Mastväume sind Kriegsmaterial. Mil ab-
gebrochenen Treppt ngeländern läßt sich eine
gefährliche Armee ausrüsten. Ja, Köckinnen
und Stubenmädchen könnten mobil machen
und mit Kochlöffeln und Besenstielen ins Feld
rücken. Also müssen auch die deutschen Wälder
ausgeroltet werden. Ist dann fide Gefahr
beseitigt? Nein. Wie hart zum Beispiel sind
Steine! Beinahe so hart wie Schädel und
Herz der E> tente-Staaismänner. Es bleibt
mithin weiter nichts übrig, als alle Steine
aus Deutschland zu entferne». Die Häuser
müssen ab-, die Slraßenpfiaster aufgerissen,
die Gebirge abgetragen werden. Dann endlich
wäre das Wesentliche für den Frieden getan,
wenn auch nicht alles. Es bliebe zum Beispiel
immer noch die Möglichkeit, baß unfere Markt-
frauen die Entente mit faulen Eiern schmeißen.
Aber dagegen mag sie sich selber helfen. Pan.
Fromm unü frei
In Groß-Berlin hat man auf dem städtischen Luxussteuer-
bureau die Auskunft gegeben daß alle in Leder eingebun-
denen Bücher der Luxussteuer unterliegen. pUle religiösen
Zwecken dienende Bücher dieser flrt bleiben aber steuerfrei!
Nun duckt euch nieöec Lesstng, Goethe, Schiller,
Lu Körner, Hauff und sonst'ges Zedervieh,
fluch Kant, sucht euch ein Winkelchen, je stiller
Je bester ist'« für veutschlands Harmonie.
Senn ach, man stöbert nach öen Lederbänden,
Sieh deine geist'gen Schätze darauf an,
ver „Steuermann", der mit öen gier'gen Händen,
Legt sonst behend sein blaues Siegel dran.
Nicht opfre, Mensch, die alten klaff'schen Schätze
ver Luxussteucrl Luxus ist Kultur!
Venn ausgenommen von dem Zinsgesehe
Sind Bibel, predigt und Gesangbuch nur.
Papp aus den Goethe einen heil'gen Engel,
Ön frommen Umschlag leg' profanes ein,
voll Ehrfurcht steht dann selbst ein Exekutor
vor heil'gen Büchern mit dem Glorienschein l
_ P.B.
Bußtag
3n preutz'schen Landen ist der Tag der Buße,
Zur Kirche ruft der ehern Glocken Klang.
Oie Arbeit ruht in unsreiwill'ger Muße,
ver Staat befiehlt: reu' deiner Sünden Schuld —
war soll ich wohl dem Pfaffenvolk beteuern,
Was Hab' ich Sündhafts wohl der Welt getan?
Sch arbeit', ruh', zahl' pünktlich meine Steuern,
Sorg' für Vermehrung nach des Himmels plan.
Und doch schaut man herum im weltgetricbe:
Die Sucht nach Geld, das Kennen nach Gewinn,
Ausbeutung Schwacher, und die Menschenliebe
Ist schier vertilgt aus aller Menschen Sinn.
Kriegstreiber, Schieber, voller List und Ränken
Sie tummeln sich in hellstem Sonnenlicht-
Heran, heran! Kniet aus den Büßerbänken! —
Doch diese Bande tut's wahrhaftig nicht! P.N.
Das „Spiel der freien Kräfte", das die
Gegner der Zwangswirtschaft predigen, wird
in Z 302 a des Reichsstrafgesetzbuches als
„Wucher" bezeichnet.
Des Griechenkönigs Tod Polen und Danzig
Veniselos: Hast's brav gemacht, — das Rezept Pan Polski: Ich bitte mir als Beherrscher Die drei Bowkes: Da hast du fiel
gegen unbotmäßige Könige ist unblutig, aber wirksam. Danzigs Respekt und Anerkennung aus!