— 10172
Der Teufel hol die Pessimisten,
Die Gallenpest in Permanenz!
Schon melden fröhlich die Flötisten
Im Baume: Wieder wird es Lenz,
lind hielt euch Trübsinn oft gefangen.
Das Rheuma und die Wintergicht,
Run streichelt freundlich eure Wangen
Das alte liebe Osterlicht.
❖ Dsterpredigt ❖
Die Welt, nun ja, ist voller Übel
lind manchmal keinen Dreier wert.
Doch seht, wie aus der kleinsten Zwiebel
Sich noch ein Keim zur Sonne kehrt.
Kartoffeln sprießen froh im Keller;
Der Spatz pfeift munter auf dem Dach;
Da mall) auch du dein Lerze Heller
And pfeif auf alles Angemach.
Pack deinen Lämmer, rühr die Feile
And forme Eisen, Ton und Glas,
Mit frischem Mut, Talent und Weile
Schafft unsereiner auch wohl was.
In Lirn und Fäusten quellen Säfte
Voll stillgeheimer Zauberei,
And neu erwachte Osterkräfte,
Sie machen sich in Werken frei.
And darum singen wir den Psalter
Vom Lenz in festlich-froher Wucht:
Die Puppe wandelt sich zum Falter,
Die Blüte reist zu süßer Frucht.
Pflügt kräftig eurer Seele Feld:
Aus Tat und Glaube sprießt der Samen.
Den Mutigen gehört die Welt!
Vorwärts in Frühlingsfreude.. .. Amen.
Pan
Also sprach Lloyd George
Geehrte Versammlung! Sie sehen hier—Europas größten
Staatsmann in mir, — in Seil- und Eiertänzen geübt, —
der mehr geschoben wird, als er schiebt. — Sie sehen in
mir den Biedermann, — der anders handeln als sprechen
kann. — Der gestern Pred'ger, heut Henker ist — kurzum,
ein britischer Musterchrist.
Nun kam der Friede auch zum Schluß; — nach allem
Ärger und allem Verdruß — ging's Hokus-Pokus-Fidibus:
— wir haben als Europas Rächer — endlich geschwungen
den Knobelbecher — und knobelten das Ergebnis ans —
drum kam auch so was Gescheites 'raus. — Wir haben
(daß mir keiner lacht!) — mal wieder große Geschichte
gemacht. Noch gestern wußte ich zwar nicht, — was
heute meine Zunge spricht. — Doch konnten wir das
Schicksal der schlimmen — Germans auf vierzig Jahre
bestimmen. — In diesem Punkte sind wir Propheten —
Erleuchtung kommt den Frommen beim Beten.
Deutschland ist stets das Karnickel gewesen; — Sie kön-
nen's in all meinen Reden lesen. — Ein jeder Brite ist ein
Christ, — der fern von Habgier und Kriegslist ist. — Wir
kämpften für die Demokratie — den heiligen Krieg. Ver-
gessen Sie's nie. — Gleichheit für alle — Kapitalisten,
— ob Briten, Franzen, Juden und Christen, - Freiheit
für alle — Spekulationen, — sofern sie uns mit Pro-
zenten lohnen. — Wir taten den Kriegsdrachen erwürgen;
— ich kann Ihnen mein Wort verbürgen: — Militaris-
mus gibt's nicht mehr! — (Höchstens noch ein Entente-
Heer.) — Die Deutschen hungern? Es kann wohl sein. —
So kommen sie eher zum Himmel hinein. — Sie werden
Sklaven?-Ich glaube es gern. —
Doch sind wir ja humane Herrn
— und schwingen über alles
Deutsche — nur wochentags die
Fronherrn-Peitsche.
Wir hätten die Deutschen gern
ungeniert — nach der Sahara
deportiert — zu einem schnelleren
Hungermord—doch war zu teuer
der Transport. — Nun jedenfalls
verstummt ihr Hurra. — Geehrte
Versammlung, der Friede ist da!
— Auch Frankreichs Racheruf ist
still (falls Foch nicht morgen was
Neues will). — Wir erreichen
schon durch Macht und List, —
daß Deutschland — das Irland
Europas ist. — Nun laßt uns
zum Altäre treten — und fromm
für unsere Feinde beten. e
Warum ist die StimmunginBayern
sc ungemütlich?—Weil dort die „Kahr-
Woche" allzulange dauert.
Schicksal
Wenn der Mensch Pech
haben soll, dann wird
er Tenwkrat.
ver Herr Geheimrat
Worin gleicht Polen einem Kind??
— Wenn man eine Weile nichts von
ihm gehört hxt, ist sicher etwas passiert.
Vas Anwachsen der sozicidemokratischen Stimme» bei den preutzenwahlen ist so
bedenklich, daß ich endlich einmal anfangen mutz, die preußische Verfassung
zu studieren.
Kleine Geschichten
Mohrchen
Mohrchen, der Pudel des großen Kanzlers Bülow, er-
suhr aus den Unterhaltungen und den nächrckchen Selbst
gesprächeu seines Herrn, daß er von einer gewissen Partei
zum Reichspräsidenten vorgeschlagen werden solle. Da holte
das kluge Tier den Büchmann herbei und schlug mit der
Pfote die Stelle auf, ivo geschrieben steht: „Schlösser, die
im Monde liegen. . ."
Das Reservatrecht
Der Löwe einer sonst gut dressierten Gruppe gehorchte
plötzlich nicht mehr seinem Gebieter. Er schnappte nach
ihin und riß das Maul gewaltig auf. Da er dadurch die
ganze Gruppe in Verwirrung brachte, fragte man ihn,
ivarum er jetzt so obstinat sei. Er brüllte: „Weil ich er-
fahren habe, daß ich in einem Münchener Käfig geboren
bin, und iveil wir Bayern nicht zu gehorchen brauchen!"
Und er schlug mit dem Schiveif einen furchtbaren Reif.
Späte Erkenntnis
Exwilhelm saß beim Morgenkaffee mit holländischer
Sahne und betrachtete nachdenklich seine Dackel, die eifrig
Männchen machten und vor ihm wedelten. „Einst wedelte
mein Hofstaat und Millionen verwandter Seelen vor mir.
Sollten das auch alles nur hündische Naturen gewesen
lein?" fragte er. Und die Dackel nickten bejahend Antwort.
Der agrarische Osterhase
Zum Ostephasen kamen die Kinder gelaufen und fragten
ihn, wo denn dieses Jahr die
Ostereier blieben. „Die bleiben
bei mir," knurrte er böse. „Da
die Zwangsivirtschaft für Oster-
eier aufgehoben ist, verwahre
ich sie, bis ich für jedes einen
Krautkopf kriege." Und die Kin-
der zogen hierauf betrübt wie
der von dannen.
Der Mann ohne Feinde
Lenin lag wieder mal krank
danieder, und da es diesmal
schlimmer war, kam ein Pope
von der orthodoxen Kirche zu
ihm, die bekanntlich in Sowjet
Rußland sehr verwöhnt wird.
„Betet für eure Feinde!" sagte
der Pope. „Unsinn, ich habe
keine Feinde," entgegnete der
Diktator. „Wie sollte ein Mann
wie Sie sind, keine Feinde ha
ben??" fragte nun der fromme
Mann verwundert. „Ich habe
sie alle zur rechten Zeit hin
richten lassen!!" antwortete ihm
Lenin und behielt also auch hier
wiederum recht. *-■
Der Teufel hol die Pessimisten,
Die Gallenpest in Permanenz!
Schon melden fröhlich die Flötisten
Im Baume: Wieder wird es Lenz,
lind hielt euch Trübsinn oft gefangen.
Das Rheuma und die Wintergicht,
Run streichelt freundlich eure Wangen
Das alte liebe Osterlicht.
❖ Dsterpredigt ❖
Die Welt, nun ja, ist voller Übel
lind manchmal keinen Dreier wert.
Doch seht, wie aus der kleinsten Zwiebel
Sich noch ein Keim zur Sonne kehrt.
Kartoffeln sprießen froh im Keller;
Der Spatz pfeift munter auf dem Dach;
Da mall) auch du dein Lerze Heller
And pfeif auf alles Angemach.
Pack deinen Lämmer, rühr die Feile
And forme Eisen, Ton und Glas,
Mit frischem Mut, Talent und Weile
Schafft unsereiner auch wohl was.
In Lirn und Fäusten quellen Säfte
Voll stillgeheimer Zauberei,
And neu erwachte Osterkräfte,
Sie machen sich in Werken frei.
And darum singen wir den Psalter
Vom Lenz in festlich-froher Wucht:
Die Puppe wandelt sich zum Falter,
Die Blüte reist zu süßer Frucht.
Pflügt kräftig eurer Seele Feld:
Aus Tat und Glaube sprießt der Samen.
Den Mutigen gehört die Welt!
Vorwärts in Frühlingsfreude.. .. Amen.
Pan
Also sprach Lloyd George
Geehrte Versammlung! Sie sehen hier—Europas größten
Staatsmann in mir, — in Seil- und Eiertänzen geübt, —
der mehr geschoben wird, als er schiebt. — Sie sehen in
mir den Biedermann, — der anders handeln als sprechen
kann. — Der gestern Pred'ger, heut Henker ist — kurzum,
ein britischer Musterchrist.
Nun kam der Friede auch zum Schluß; — nach allem
Ärger und allem Verdruß — ging's Hokus-Pokus-Fidibus:
— wir haben als Europas Rächer — endlich geschwungen
den Knobelbecher — und knobelten das Ergebnis ans —
drum kam auch so was Gescheites 'raus. — Wir haben
(daß mir keiner lacht!) — mal wieder große Geschichte
gemacht. Noch gestern wußte ich zwar nicht, — was
heute meine Zunge spricht. — Doch konnten wir das
Schicksal der schlimmen — Germans auf vierzig Jahre
bestimmen. — In diesem Punkte sind wir Propheten —
Erleuchtung kommt den Frommen beim Beten.
Deutschland ist stets das Karnickel gewesen; — Sie kön-
nen's in all meinen Reden lesen. — Ein jeder Brite ist ein
Christ, — der fern von Habgier und Kriegslist ist. — Wir
kämpften für die Demokratie — den heiligen Krieg. Ver-
gessen Sie's nie. — Gleichheit für alle — Kapitalisten,
— ob Briten, Franzen, Juden und Christen, - Freiheit
für alle — Spekulationen, — sofern sie uns mit Pro-
zenten lohnen. — Wir taten den Kriegsdrachen erwürgen;
— ich kann Ihnen mein Wort verbürgen: — Militaris-
mus gibt's nicht mehr! — (Höchstens noch ein Entente-
Heer.) — Die Deutschen hungern? Es kann wohl sein. —
So kommen sie eher zum Himmel hinein. — Sie werden
Sklaven?-Ich glaube es gern. —
Doch sind wir ja humane Herrn
— und schwingen über alles
Deutsche — nur wochentags die
Fronherrn-Peitsche.
Wir hätten die Deutschen gern
ungeniert — nach der Sahara
deportiert — zu einem schnelleren
Hungermord—doch war zu teuer
der Transport. — Nun jedenfalls
verstummt ihr Hurra. — Geehrte
Versammlung, der Friede ist da!
— Auch Frankreichs Racheruf ist
still (falls Foch nicht morgen was
Neues will). — Wir erreichen
schon durch Macht und List, —
daß Deutschland — das Irland
Europas ist. — Nun laßt uns
zum Altäre treten — und fromm
für unsere Feinde beten. e
Warum ist die StimmunginBayern
sc ungemütlich?—Weil dort die „Kahr-
Woche" allzulange dauert.
Schicksal
Wenn der Mensch Pech
haben soll, dann wird
er Tenwkrat.
ver Herr Geheimrat
Worin gleicht Polen einem Kind??
— Wenn man eine Weile nichts von
ihm gehört hxt, ist sicher etwas passiert.
Vas Anwachsen der sozicidemokratischen Stimme» bei den preutzenwahlen ist so
bedenklich, daß ich endlich einmal anfangen mutz, die preußische Verfassung
zu studieren.
Kleine Geschichten
Mohrchen
Mohrchen, der Pudel des großen Kanzlers Bülow, er-
suhr aus den Unterhaltungen und den nächrckchen Selbst
gesprächeu seines Herrn, daß er von einer gewissen Partei
zum Reichspräsidenten vorgeschlagen werden solle. Da holte
das kluge Tier den Büchmann herbei und schlug mit der
Pfote die Stelle auf, ivo geschrieben steht: „Schlösser, die
im Monde liegen. . ."
Das Reservatrecht
Der Löwe einer sonst gut dressierten Gruppe gehorchte
plötzlich nicht mehr seinem Gebieter. Er schnappte nach
ihin und riß das Maul gewaltig auf. Da er dadurch die
ganze Gruppe in Verwirrung brachte, fragte man ihn,
ivarum er jetzt so obstinat sei. Er brüllte: „Weil ich er-
fahren habe, daß ich in einem Münchener Käfig geboren
bin, und iveil wir Bayern nicht zu gehorchen brauchen!"
Und er schlug mit dem Schiveif einen furchtbaren Reif.
Späte Erkenntnis
Exwilhelm saß beim Morgenkaffee mit holländischer
Sahne und betrachtete nachdenklich seine Dackel, die eifrig
Männchen machten und vor ihm wedelten. „Einst wedelte
mein Hofstaat und Millionen verwandter Seelen vor mir.
Sollten das auch alles nur hündische Naturen gewesen
lein?" fragte er. Und die Dackel nickten bejahend Antwort.
Der agrarische Osterhase
Zum Ostephasen kamen die Kinder gelaufen und fragten
ihn, wo denn dieses Jahr die
Ostereier blieben. „Die bleiben
bei mir," knurrte er böse. „Da
die Zwangsivirtschaft für Oster-
eier aufgehoben ist, verwahre
ich sie, bis ich für jedes einen
Krautkopf kriege." Und die Kin-
der zogen hierauf betrübt wie
der von dannen.
Der Mann ohne Feinde
Lenin lag wieder mal krank
danieder, und da es diesmal
schlimmer war, kam ein Pope
von der orthodoxen Kirche zu
ihm, die bekanntlich in Sowjet
Rußland sehr verwöhnt wird.
„Betet für eure Feinde!" sagte
der Pope. „Unsinn, ich habe
keine Feinde," entgegnete der
Diktator. „Wie sollte ein Mann
wie Sie sind, keine Feinde ha
ben??" fragte nun der fromme
Mann verwundert. „Ich habe
sie alle zur rechten Zeit hin
richten lassen!!" antwortete ihm
Lenin und behielt also auch hier
wiederum recht. *-■