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Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 38.1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.6706#0227
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10353

Ludendorff kann alles

Die Entente plant einen Feldzug nach Rußland, in dem Ludendorff die Führung übernehmen soll.

Bibelkritik

Rätselraten

Rinder, ich will euch zu raten aufgeben,
Reizende Rätsel aus dem wirklichen Leben.

Was ist wohl schneller als der Vlitz?

Und wer ist noch weißer als der Schnee?

Die Mark fällt schneller als der Vlitz, sSchnee.
Und der unschuldige Jobber ist noch weißer als

Wer klettert immer und steht dabei?

Wie heißt der §aden ohne Lnd'?

Oer Dalles klettert und steht dabei,

Und die deutsche Geduld ist ohne Lnd'.

Was ist wohl toller noch als toll?

Und wer ist dümmer noch als dumm?

Oie Schiebsrwirtschaft ist toller als toll,

Und du, der du sie duldest, bist noch dümmer als
dumm! W.

Dante in Genf

Ein Chinese, der die Dantefeier in Genf
mitmachen sollte, fragte einen Deutschen was
denn dieser Dante eigentlich gewesen sei. „Es
ist der Dichter", erklärte dieser, „der für eure
Völkerbundstagung den Spruch gemacht hat:
Laßt alle Hoffnung schwinden!"

Märchen

Es war einmal ein reicher Mann, dem alle
Fabriken und alle Bodenschätze gehörten. In
der Stadt, in der er lebte, war großer Mangel
an allen Gütern. Die Leute bekamen keine
Waren, denn der reiche Mann, dessen Fabriken
dem Mangel schnell hätten abhelfen können, ar-
beitete nur unter bestimmten Voraussetzungen.
Millionen von Arbeitslosen lungerten vor den
Fabriktoren herum. Sie litten Not und alle
anderen Menschen litten auch Not.

Da begab es sich, daß ein Mann aus der
Stadt sich auf den Marktplatz stellte und sagte:
„So geht es nicht weiter. Wenn Fabriken, Roh-
stoffe, Arbeiter und Verbraucher da sind, so
sehe ich nicht ein, weshalb nicht gearbeitet und
dem Mangel abgeholfen wird. Der Sinn der
Arbeit ist doch der, daß der Bedarf der Leute
an Gütern aller Art gedeckt wird."

Die Leute sagten: er hat recht.

Und trugen dem reichen Mann das vor.
Der reiche Mann sagte: „Natürlich hat er
recht! Es ist ein sehr guter und gesunder Ge-
danke, den er ausgesprochen hat! Aber wir
können doch nicht die Wirtschaftsordnung än-
dern! Das geht doch nicht!"

„Ja, wenn's nicht geht, dann geht's nicht,"
sagten die Leute und gingen nach Hause.

Es waren eben märchenhafte Leute. . . . w.

Wie auf grüner Au die Lilie
Kann man heute nicht mehr leben,

Denn man muß doch der Familie
Ab und zu zu essen geben.

Ohne Saat ist keine Ernte,

Und mit bloßem Gottverlrauen
Kann, wer nie das Schaffen lernte.
Schwerlich eine Wohnung bauen.

Bloh vom Müßiggang und Ruhen
Wird der Schornstein niemals rauchen,
Nein, wir müssen etwas tuen,

Wenn wir Wurst und Käse brauchen.

Mar Fortuna unverschleiert
Je dem Lässigen gewogen?

Kam dem Armen, welcher feiert.

Je etwas ins Maul geflogen?

Ferdinand Madlinger

Oberschlesische Fabel

„Verehre mich!" sagte die Kohle zum Men-
schen. „Ich mache dein Land reich."

„Ich verabscheue dich," antwortete derOber-
schlesier. „Wärst du nicht da, würde man mich
nicht vom Vaterland reißen."
 
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