Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
10394

Der Klub der

Das also sind die starken Männer?

Das ist die tapfre Heldenschar
Der monarchistischen Bekenner,

Die einst so forsch und schneidig war?

Bor des Gerichtes hoher Schranke,

Wie wurden sie so fromm und klein!

An Rebellion war kein Gedanke —

Und keiner wollt's gewesen sein.

Es kam zu sehr gerührten Szenen,

Da das Gedächtnis plötzlich futsch:

Sie wußten nichts von Umsturzplänen,

Nichts von 'nein Prätorianerputsch.

Daß man nicht hielt des Schwurs Bersprechen,
Ist nichts als ein Kasinowih.

Man dacht' nicht dran, den Eid zu brechen
Im stillen, frommen Döberih.

Harmlosen

Der Hasardeure wilde Rage
Berschwand, als man sie 'ran gekriegt.

Es fehlte die — Zivilcourage,

Der Quell der Phrasen war versiegt.

Run stehn die grimmen Diktatoren,

Die einst halb Deutschland demoliert,

Als reine, ahnungslose Toren,

Die zur Berdauung nur marschiert.

So ward aus unsres Bolks Tragödie
Für manch polit'schen Pfiffikus
Eine gewöhnliche Komödie —

Und bittres Lachen ist der Schluß.

Die Iagowiter sind gerissen;

Es siegt die Lumpenstrategie:

Die Fenster, die sie eingeschmissen,
Bezahlt das Bolk doch und nicht sie.

Der Wahre Jacob

Art die englischen Arbeiter

(Zur Resolution des vereinigten nationalkomitees)

Ihr schriebt da in Zügen, die deutlich und klar,
Gin Blatt der Uernunft, und man las es sogar.

Ihr schriebt, dass ihr wider den Wahnsinn euch setzt,
Ihr habt es geschrieben, Genossen, —

und jetzt?

Ihr schriebt und schriebt recht, dass desJriedensGebot
Den Triedert Europas und alles bedroht,

Ihr schriebt, dass der Cod seine Sichel sich wetzt,
Ihr habt es geschrieben, Genossen, —

und jetzt?

Ihr schriebt, dass dem Creiben der Bourgeoisie
ihr bietet ein ernsthaftes Paroli;

Ihr schriebt, es sei genug geschwätzt,

Ihr habt es geschrieben, Genossen, —

und jetzt?

Was jetzt? Was folgt? Und bleibt es hier
IDal wieder bei dem Blatte Papier?

Und reimt sich nicht mehr auf Proletariat
Der Reim der Cat? w.

Rettet die Presse!

So an tausend Gründe gibt es
Für die aUgemeine Not,

Für die Preise, die enorm sind
Für Kartoffeln, Fleisch und Brot.

Tausend trift'ge Gründe gibt es
Für der Nöte Massenheer;

Tausendfach und tausendfältig
Wird erklärt dir das Malheur.

Welch ein Anglück, wenn die Zeitung
Nicht mehr wäre dir zur Land,

Wo der Grund der Magenleere
Ganz genau beschrieben stand!

Alles ist im Lote, wenn die
Notationsmaschine schnurrt.

And der Magen ist zufrieden.

Wenn er weiß, warum er knurrt! w.

Die Zubsidien

England besteht nach Äußerung seines Schatzbanzlers harne
auf der Streichung der deutschen Reichszuschüsse für Ernäh-
rung und Lahnbetrieb, wenn die ICreditaktion
zustande kommen soU.

lvenn das allerseits geschätzte Buiterbemmchen
(Ls versteht sich ohne Butter!) kostet 20 Emmchen,
wenn die Bahnfahrt dritter oder vierter Düte
Nur noch vorkommt in des Dichters traumver-
stiegener Mythe,

wenn die Bohle für den winterlichen wfen
Nur noch kann der Multimillionär sich koofen,
Dann, so spricht Zahn Bull in Güte, kann es sein,
Daß wir in die deutschen Nöte helfend greifen ein!

Ahnung fühle ich hier durch das fferz mir schweben:
ffat da einer einem einen Tipp gegeben?

Legt man dir in Anbetracht der deutschen Tratte
Mann der Arbeit um die pfiffigste Krawatte?
Spricht den Epilog uns des Bomödienspieles
Jener Mann aus Gelsenkirchen edelen Gefühles —
Seltsam Treiben! Line Schlinge schwingt und nickt,
Doch man weiß zurzeit nicht, wen sie einmal

schmückt! W.

Gefahr!

Die französischen Patrioten sind bekanntlich
dahintergekommen, daß im Schwarzwald eine
neue strategische Eisenbahn gebaut wird. Ein
Reisender soll sie bereits gesehen haben. Das
ist gewiß wichtig. Noch sensationeller aber ist
die Entdeckung einer neuen Nebelstraße am
Himmel, die von der vatikanischen Sternwarte
in Rom sestgestellt wurde. Es handelt sich um
dunkle, nichtleuchtende Wolken, die sich zu-
sammenhängend über weite Gebiete des Him-
mels erstrecken und eine unsichtbare internatio-
nale Verbindung schaffen. In diesen geheim-
nisvollen Nebelmassen hat man den Urstoff
gefunden, aus dem neue Sterne sich bilden.
Offenbar steckt Deutschland dahinter, das hier
einen heimlichen Weg über die Köpfe der En-

MANNHEIM

" " " ' Zq

und befreundeten Staaten schaffen will, ohne
der Kontrolle zu unterliegen. Vielleicht will
man überhaupt ganze neue Kontinente unter
deutscher Oberherrschaft schaffen, dort Waffen-
und Munitionsfabriken errichten, Menschen in
Massen Herstellen usw. Eine Interpellation im
französischen Parlament wird diese dunkle An-
gelegenheit demnächst restlos klären. -g.

Ein Erfolg

Bei der letzten Berliner Stadtverordneten-
wahl haben die Deutschnationalen beträcht-
liche Erfolge erzielt, weil sie mit unverwüst-
licher Lippe die „rote Mißwirtschaft" zu brechen
versprachen. Dazu sind sie nunmehr auf dem
besten Wege;, wenigstens ist dieser Weg, wie
der Deutschnationale Bund der Hausbesitzer
freudestrahlend verkündet, frei gemacht. Die
Hauswirte sehen die „Rettung aus ihrer ver-
zweifelten Notlage" nahen und sagen, es ist
eine Ehrenpflicht der Deutschnationalen, hun-
dertfünfzig ProzentMietezuschlag zu bewilligen.
Dieser Gedanke ist von den übrigen deutsch-
nationalen Wählern — Beamten, Näherinnen,
Angestellten und sogar Arbeitern — mit stür-
mischer Begeisterung ausgenommen worden,
und man plant eine Adresse, die sich den
Wünschen der Hausbesitzer anschtießt und bittet,
wenn irgend möglich noch über den angegebe
nen Prozentsatz hinauszugehen. Es soll ferner
ein Flugblatt verbreitet werden, das allen roten
Mietern zu Gemüte führt, welche prächtigen
Erfolge durch die Wahl deutschnationaler Ab-
geordneten erreicht werden können. Erst wenn
der letzte Wähler blau ist, wird die rote Miß-
wirtschaft ganz durch eine höhere Mistwirt-
schaft abgelöst werden können. tp.

Die verlorene Tochter

Schwere Wolken haben sich über dem Hause
des Rentiers Schmidt zusammengeballt, —
„seine Tochter Anna hat sich mit einem
sozialdemokratischen Doktor verlobt!"
 
Annotationen