. 10430
♦ Was nun? ♦
In zwölfter Stunde ward beschlossen
Das große Steuerkompromiß,
Von keinem freudevoll genossen.
Den meisten nur ein Ärgernis.
Der Zwang stand an des Reiches Pforte,
Drohend diktierend alles Tun.
And uns entringen sich die Worte:
And nun?
Wird an der Seine nun die Szene
Verändert werden? Wird Herr Foch
Ausstecken die Diktatorpläne
And nicht mehr schimpfen aus den Boche?
Wird sich Poineare bequemen.
Abseits der Phrasendrescher Zunft,
Nun endlich einmal anzunehmen
Vernunft?
Wir taten, was die wirre Stunde
Erlaubt' an des Vollkommnen Statt.
Wir bluten ja an tiefer Wunde
Ein Schelm verspricht mehr, als er hat.
Wir zeigten den Erfüllungswillen
Bis an die Grenze unsrer Kraft.
Wird uns die Kraft nun zum Erfüllen
Verschafft?
Wird man, statt uns zu ruinieren
Mit Äberheblichkeit und Hohn,
Ans selbst erst lassen „reparieren"
Als Basis der Reparation?
Wird man Europa endlich spenden
Die Ruhe, die allein ihm frommt?
Wir warten mit gebundnen Händen.
Was kommt? Der Wahre Zacob
Luise Zietz f
ffieb. 25. März 1865, gest. 27. Januar 1922
Nicht nur die engeren Parteigenossen stehen tief er-
schüttert am Grabe der verstorbenen Genossin Zieh,
sondern alle Sozialdemotralen nehmen ausrtchiigen An-
teil an dem Verlust, von dem die Arbeiterschaft und vor
allem die proletarische Frauenbewegung durch de» Tod
einer ihrer begabtesten Führerinnen betroffen worden ist.
Schon seit längerer Zeit kränklich, nahm die Genossin
Ztetz tn voller geistiger Frische noch regen Anteil an dem
Par cilag der u. S. P. D. in Leipzig, ebenso an der vor-
ausgegangenen Tagung der Frauen. Ob es richtig ist, daß
Luise Zieh sich für die Vereinigung der beide» getrennt
marschterenden sozialdemolrattlchen Parteien lebhaft in-
teressiert har, tonnen wir nicht seflstellen, ihr praktischer
Sinn dürste ihr diesen Standpunkt nahegelegt haben.
Jedenfalls verliert die Sozialdemokratie in Luise
Zietz eine glühende Versechterin ihrer Forderungen und
die Frauenbewegung eine glänzende Vertreterin, der sie
ihr Aufblühen mit zu verdanken hat.
In den Jahren IS»4 bis 1808 war ste Vorstandsmit-
glied des ersten hainburgifchen Wahlkreises. Dann trat
sie tn den Pavteivorsland als Sekretärin ein, bis sie
1916 sich der Unabhängigen Partei anschloß, in der sie
bis zu ih>em Tode als Vorstandsmitglied in nimmer
r, hendem Eifer w rkte. Luise Zietz ist tn den Sielen ge-
storben Im Reichstag wurde sie von einer LyNinacht
befallen, die tn wenigen Stunden zu ihreui Tode führte.
Der Dank des Proletariats für ihr Witten wird ein
unauslöichlicher sein.
Karl Sindermann -f
Nach langer Krankheit raffte der Tod auch unseren
Genossen Sindermann arn 26. Januar tut 54. Lebens-
jahre dahin. (Ein Porträt von ihm, das wir gerne ge-
bracht hätten, war leider nicht zu beschaffen.) Mit ihm
sank ein großes Stück Geschichte der sächsischen Partei-
bewegung dahin. Mit Recht konnte der Genosse Buck
an der Bahre des Verstorbenen sagen: „Karl Sinder-
mann hatte leine Feinde, alle, die ihm näher traten,
kannten ihn als lauteren Charakter von edelster Ge-
sinnung und treuester Hingebung. Seine Tätigkeit wird
in der Geschichte der sächsischen und deutschen Sozial-
demokratie einen ehrenvollen Play einnehmen. Er war
der edelste Freund und Berater derjenigen, die mit ihm
aus der Arbeiterklasse hervorgegangen."
Fast zwei Jahrzehnte stand Karl Sindermann an der
Spitze der sächsischen Sozialdemokratie mit einer Volks-
tümlichkeit, wie ste außer Liebknecht und Bebel noch lein
anderes Parteimitglied in Sachsen besessen hat.
In der Reichstagswahl 1803 sandte ihn der Wahl-
kreis Löbach-Erbach tn den Reichstag, wo er „als einer
der 22 roten Abgeordneten Sachsens" einrüclte.
Zur Bestattung des Verstorbenen hatte der Partei-
vorstand tn Berlin den Abgeordneten Hermann Molken-
buhr entsandt, der an der Bahre unter anderem fol-
gendes aussührte: „Nicht nur das sächsische Proletariat,
sondern das Proletariat ganz Demschlands, ja das
internationale Proletariat steht trauernd an der Bahre
des teuren Toten. Nur ein Blatt aus dem Rühmest! anz
des Verstorbenen: Als 1887 die Reaktion die Arbeiter-
bewegung crsttaen wollte, als die sächsische Regierung
das Dretklassenwahlrecht schuf, da war es die sächsische
^Sozialdemokratie mit Karl Sindermann an der Spitze,
oie den Schlag parierte, indem sie dein Wahlrechtsraub
den Wahlrechtskampf entgegensetzte. Von Sachsen ging
dieser Wille aus über ganz Deutschland, und letzte»
Endes war die Revolution die Folge dieser Wahlrechts-
bcwcgung. Wir wollen in seinem Geiste.sortwirken, auf
daß, was aus Karl Sinderniann gesprochen, zur Tat
werde."
Lieber Wahrer Jacob!
Die Rheinlandkommission ist auf eine neue
deutsche „Verfehlung" gestoßen: deutsche Buch-
händler verbreiten das Buch „Don Quichotte",
das eine offenbare Verhöhnung der französischen
Generalität enthält. Sie verlangt, daß die Buch-
händler mitsamt diesen Büchern eingestampft
werden. *
Die Hosentasche, in der Ludendorff bei seiner
Leipziger Zeugenvernehmung seine Hand hielt,
wird durch eine Nationalspende angekauft und
dem Armeemuseum eiuverleibt.
Die Uhr der Rosa Luxemburg
wenn du auf verschwiegnen Wegen
In den Stunden stiller Nacht
Mittels abgeschosj'ner Kugel
Einen Menschen kalt gemacht,
Und darauf mit langen Fingern,
Die vom Blute noch bespritzt,
Kühl beherrscht und ruhig lächelnd
Seine Taschenuhr gestriezt, —
Kommst du, denkst du, falls man schnappt dich,
wegen Nanbmord vor Gericht —?
Nch. des Menschen Überlegung
Trifft das Nichtige manchmal nicht!
war das Gpfer beispielswelse
vir politisch unbequem,
Ist der ganze Fall natürlich
Nur politisch anzujehn!
Nls Herr Leutnant Krull, der edle,
Stahl die Uhr der Luxemburg,
Fand zur Tat sich der politisch
Korrigierende Lykurg.
Laß die Linde fall'«, Justitia!
Sorge, daß dein Nug' sich schärft!
Nächstens wird noch deine wage
vir gestohlen und verschärft! W.
Oie Gothaer Ehrbarkeit
wir lm Phiiringer LanStag zur Sprache kam, spotten
Sie Verhältnisse in Ser zürsorgeanstalt Ser bürgerlichen
Vereine zu Gotha aller Beschreibung.
das alles wirb wenig die Herren beschweren,
Ts sind ja Soch nicht ihre eigenen Göhren!
Für jene, Sie einst er in „Freiheit" gezeugt,
Sec Bürger nicht zu zahlen bräucht!
Und müfft es und stinkt es, so ist doch Sie Nase
Sec Herren ln Gotha immun sür Sie Gase!
Es hanSclt sich hier um Sas Portemonnaie
UnS sozusagen ums Klasseninilieu!
fluch fanS stch noch immer sür jeSe Gemeinheit
Ein Pfaffe mit gleichem Empfinöen für Reinheit!
der für Sas Gelö, Sas er empfängt,
Nur SiviSenSen-christlich Senkt! \v.
♦ Was nun? ♦
In zwölfter Stunde ward beschlossen
Das große Steuerkompromiß,
Von keinem freudevoll genossen.
Den meisten nur ein Ärgernis.
Der Zwang stand an des Reiches Pforte,
Drohend diktierend alles Tun.
And uns entringen sich die Worte:
And nun?
Wird an der Seine nun die Szene
Verändert werden? Wird Herr Foch
Ausstecken die Diktatorpläne
And nicht mehr schimpfen aus den Boche?
Wird sich Poineare bequemen.
Abseits der Phrasendrescher Zunft,
Nun endlich einmal anzunehmen
Vernunft?
Wir taten, was die wirre Stunde
Erlaubt' an des Vollkommnen Statt.
Wir bluten ja an tiefer Wunde
Ein Schelm verspricht mehr, als er hat.
Wir zeigten den Erfüllungswillen
Bis an die Grenze unsrer Kraft.
Wird uns die Kraft nun zum Erfüllen
Verschafft?
Wird man, statt uns zu ruinieren
Mit Äberheblichkeit und Hohn,
Ans selbst erst lassen „reparieren"
Als Basis der Reparation?
Wird man Europa endlich spenden
Die Ruhe, die allein ihm frommt?
Wir warten mit gebundnen Händen.
Was kommt? Der Wahre Zacob
Luise Zietz f
ffieb. 25. März 1865, gest. 27. Januar 1922
Nicht nur die engeren Parteigenossen stehen tief er-
schüttert am Grabe der verstorbenen Genossin Zieh,
sondern alle Sozialdemotralen nehmen ausrtchiigen An-
teil an dem Verlust, von dem die Arbeiterschaft und vor
allem die proletarische Frauenbewegung durch de» Tod
einer ihrer begabtesten Führerinnen betroffen worden ist.
Schon seit längerer Zeit kränklich, nahm die Genossin
Ztetz tn voller geistiger Frische noch regen Anteil an dem
Par cilag der u. S. P. D. in Leipzig, ebenso an der vor-
ausgegangenen Tagung der Frauen. Ob es richtig ist, daß
Luise Zieh sich für die Vereinigung der beide» getrennt
marschterenden sozialdemolrattlchen Parteien lebhaft in-
teressiert har, tonnen wir nicht seflstellen, ihr praktischer
Sinn dürste ihr diesen Standpunkt nahegelegt haben.
Jedenfalls verliert die Sozialdemokratie in Luise
Zietz eine glühende Versechterin ihrer Forderungen und
die Frauenbewegung eine glänzende Vertreterin, der sie
ihr Aufblühen mit zu verdanken hat.
In den Jahren IS»4 bis 1808 war ste Vorstandsmit-
glied des ersten hainburgifchen Wahlkreises. Dann trat
sie tn den Pavteivorsland als Sekretärin ein, bis sie
1916 sich der Unabhängigen Partei anschloß, in der sie
bis zu ih>em Tode als Vorstandsmitglied in nimmer
r, hendem Eifer w rkte. Luise Zietz ist tn den Sielen ge-
storben Im Reichstag wurde sie von einer LyNinacht
befallen, die tn wenigen Stunden zu ihreui Tode führte.
Der Dank des Proletariats für ihr Witten wird ein
unauslöichlicher sein.
Karl Sindermann -f
Nach langer Krankheit raffte der Tod auch unseren
Genossen Sindermann arn 26. Januar tut 54. Lebens-
jahre dahin. (Ein Porträt von ihm, das wir gerne ge-
bracht hätten, war leider nicht zu beschaffen.) Mit ihm
sank ein großes Stück Geschichte der sächsischen Partei-
bewegung dahin. Mit Recht konnte der Genosse Buck
an der Bahre des Verstorbenen sagen: „Karl Sinder-
mann hatte leine Feinde, alle, die ihm näher traten,
kannten ihn als lauteren Charakter von edelster Ge-
sinnung und treuester Hingebung. Seine Tätigkeit wird
in der Geschichte der sächsischen und deutschen Sozial-
demokratie einen ehrenvollen Play einnehmen. Er war
der edelste Freund und Berater derjenigen, die mit ihm
aus der Arbeiterklasse hervorgegangen."
Fast zwei Jahrzehnte stand Karl Sindermann an der
Spitze der sächsischen Sozialdemokratie mit einer Volks-
tümlichkeit, wie ste außer Liebknecht und Bebel noch lein
anderes Parteimitglied in Sachsen besessen hat.
In der Reichstagswahl 1803 sandte ihn der Wahl-
kreis Löbach-Erbach tn den Reichstag, wo er „als einer
der 22 roten Abgeordneten Sachsens" einrüclte.
Zur Bestattung des Verstorbenen hatte der Partei-
vorstand tn Berlin den Abgeordneten Hermann Molken-
buhr entsandt, der an der Bahre unter anderem fol-
gendes aussührte: „Nicht nur das sächsische Proletariat,
sondern das Proletariat ganz Demschlands, ja das
internationale Proletariat steht trauernd an der Bahre
des teuren Toten. Nur ein Blatt aus dem Rühmest! anz
des Verstorbenen: Als 1887 die Reaktion die Arbeiter-
bewegung crsttaen wollte, als die sächsische Regierung
das Dretklassenwahlrecht schuf, da war es die sächsische
^Sozialdemokratie mit Karl Sindermann an der Spitze,
oie den Schlag parierte, indem sie dein Wahlrechtsraub
den Wahlrechtskampf entgegensetzte. Von Sachsen ging
dieser Wille aus über ganz Deutschland, und letzte»
Endes war die Revolution die Folge dieser Wahlrechts-
bcwcgung. Wir wollen in seinem Geiste.sortwirken, auf
daß, was aus Karl Sinderniann gesprochen, zur Tat
werde."
Lieber Wahrer Jacob!
Die Rheinlandkommission ist auf eine neue
deutsche „Verfehlung" gestoßen: deutsche Buch-
händler verbreiten das Buch „Don Quichotte",
das eine offenbare Verhöhnung der französischen
Generalität enthält. Sie verlangt, daß die Buch-
händler mitsamt diesen Büchern eingestampft
werden. *
Die Hosentasche, in der Ludendorff bei seiner
Leipziger Zeugenvernehmung seine Hand hielt,
wird durch eine Nationalspende angekauft und
dem Armeemuseum eiuverleibt.
Die Uhr der Rosa Luxemburg
wenn du auf verschwiegnen Wegen
In den Stunden stiller Nacht
Mittels abgeschosj'ner Kugel
Einen Menschen kalt gemacht,
Und darauf mit langen Fingern,
Die vom Blute noch bespritzt,
Kühl beherrscht und ruhig lächelnd
Seine Taschenuhr gestriezt, —
Kommst du, denkst du, falls man schnappt dich,
wegen Nanbmord vor Gericht —?
Nch. des Menschen Überlegung
Trifft das Nichtige manchmal nicht!
war das Gpfer beispielswelse
vir politisch unbequem,
Ist der ganze Fall natürlich
Nur politisch anzujehn!
Nls Herr Leutnant Krull, der edle,
Stahl die Uhr der Luxemburg,
Fand zur Tat sich der politisch
Korrigierende Lykurg.
Laß die Linde fall'«, Justitia!
Sorge, daß dein Nug' sich schärft!
Nächstens wird noch deine wage
vir gestohlen und verschärft! W.
Oie Gothaer Ehrbarkeit
wir lm Phiiringer LanStag zur Sprache kam, spotten
Sie Verhältnisse in Ser zürsorgeanstalt Ser bürgerlichen
Vereine zu Gotha aller Beschreibung.
das alles wirb wenig die Herren beschweren,
Ts sind ja Soch nicht ihre eigenen Göhren!
Für jene, Sie einst er in „Freiheit" gezeugt,
Sec Bürger nicht zu zahlen bräucht!
Und müfft es und stinkt es, so ist doch Sie Nase
Sec Herren ln Gotha immun sür Sie Gase!
Es hanSclt sich hier um Sas Portemonnaie
UnS sozusagen ums Klasseninilieu!
fluch fanS stch noch immer sür jeSe Gemeinheit
Ein Pfaffe mit gleichem Empfinöen für Reinheit!
der für Sas Gelö, Sas er empfängt,
Nur SiviSenSen-christlich Senkt! \v.