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Der neue Bonaparte
BELSEN! 11
Poincare hat die kleine Entente vor seinen Siegeswagen gespannt. Er hofft, damit den europäischen Kontinent
als Cäsar zu beherrschen.
An eine gewisse Adresse
Es schrieb ein Mann sein fällig Monatsheft.
— Und tief in Weisheit tauchte er die Feder:
„Seh' ich der Industrien reich Geschäft. —
Zieh' wider den Achtstundentag ich jetzt vom
Leder! — In Stadt und Land, ihr Arbeits-
leute, lest, — Was ich am Schreibtisch habe
ausgedöst.
Dem Kapital ist der Achtstundentag - Seit
Anno achtzehn sehr gesund bekommen. — Ver-
blüffend wahrhaft hob sich der Ertrag, — Und
der Profit hat rasend zugenommen. — Ein
Dividendensegen, goldesschwer, — Floß in die
Tasche jedem Aktionär!
So komm'ich zu dem konsequenten Schluß,—
Marxistisch wohl fundiert in allen Stücken, —
Daß den Achtstundentag man streichen muß,
— Will inan dem Kapital zu Leibe rücken! -
llnd wenn ihr diese These nicht begreift, —
Ist eben tieferes Verständnis euch noch nicht
gereift. .. ." w.
Lieber Wahrer Jacob!
In einem Cafö erscheint ein junger Stu-
dent von ausgeprägt slawinischem Typus und
will ein Glas Dunkel trinken. Da er aber des
Deutschen nur mangelhaft mächtig ist, blättert
er, als der Kellner nach seinen Wünschen fragt,
eifrig in einem kleinen Taschenwörterbuch.
Als Resultat dieser philologisch-lexikologischen
Übung erscheint nach geraumer Zeit die Bitte:
„Einerr Schachtel! Finsterr!"
Je
Ein pommerscher Gutsbesitzer wirdvon seiner
jugendlichen Tochter gebeten, ihr doch zu er-
klären, wie das vielgenannte „freie Bahn jedem
Tüchtigen" eigentlich gemeint und zu verstehen
sei. „Na, sieh mal," erklärte der Agrarier.
„Nehmen wir an, unser Knecht hätte einen
geistig sehr begabten Sohn, so soll der in Zu-
kunft nicht wie bisher wieder Knecht werden,
sondern der arme Junge soll sich seinen Kopf
mit endloser Studiererei zerbrechen."
Der in einem weltfernen Dörfchen lebende
Taglöhner Steinmüller, der sich in der Politik
so gar nicht auskennt und kaum jemals Zei-
tung liest, erhält von seinem Ältesten aus der
Großstadt eine Postkarte, auf der der Schreiber
kurz mitteilt, er sei jetzt Kommunist, Spartakist,
Terrorist und Putschist. „Frau," sagt der alte
Steinmüller ehrfürchtig, „unser Adolf muß
draußen in der Welt doch ein großer Herr
geworden sein; so viele Titel und jeder
ein Fremdwort!" *
Richard Strauß ist von seiner Amerika-
Tournee mit acht Millionen heimgekehrt. Er
schreibt jetzt eine komische Oper „Der Dollar-
Kavalier", in der er selbst die Reklametrom-
pete bläst. ^
„Warum hast du dir denn gerade Brehms
Tierleben gekauft?" wurde ein Schieber gefragt.
„Nu, es war das teuerste Buch, das der
Buchhändler gerade auf Lager hatte."
Der neue Bonaparte
BELSEN! 11
Poincare hat die kleine Entente vor seinen Siegeswagen gespannt. Er hofft, damit den europäischen Kontinent
als Cäsar zu beherrschen.
An eine gewisse Adresse
Es schrieb ein Mann sein fällig Monatsheft.
— Und tief in Weisheit tauchte er die Feder:
„Seh' ich der Industrien reich Geschäft. —
Zieh' wider den Achtstundentag ich jetzt vom
Leder! — In Stadt und Land, ihr Arbeits-
leute, lest, — Was ich am Schreibtisch habe
ausgedöst.
Dem Kapital ist der Achtstundentag - Seit
Anno achtzehn sehr gesund bekommen. — Ver-
blüffend wahrhaft hob sich der Ertrag, — Und
der Profit hat rasend zugenommen. — Ein
Dividendensegen, goldesschwer, — Floß in die
Tasche jedem Aktionär!
So komm'ich zu dem konsequenten Schluß,—
Marxistisch wohl fundiert in allen Stücken, —
Daß den Achtstundentag man streichen muß,
— Will inan dem Kapital zu Leibe rücken! -
llnd wenn ihr diese These nicht begreift, —
Ist eben tieferes Verständnis euch noch nicht
gereift. .. ." w.
Lieber Wahrer Jacob!
In einem Cafö erscheint ein junger Stu-
dent von ausgeprägt slawinischem Typus und
will ein Glas Dunkel trinken. Da er aber des
Deutschen nur mangelhaft mächtig ist, blättert
er, als der Kellner nach seinen Wünschen fragt,
eifrig in einem kleinen Taschenwörterbuch.
Als Resultat dieser philologisch-lexikologischen
Übung erscheint nach geraumer Zeit die Bitte:
„Einerr Schachtel! Finsterr!"
Je
Ein pommerscher Gutsbesitzer wirdvon seiner
jugendlichen Tochter gebeten, ihr doch zu er-
klären, wie das vielgenannte „freie Bahn jedem
Tüchtigen" eigentlich gemeint und zu verstehen
sei. „Na, sieh mal," erklärte der Agrarier.
„Nehmen wir an, unser Knecht hätte einen
geistig sehr begabten Sohn, so soll der in Zu-
kunft nicht wie bisher wieder Knecht werden,
sondern der arme Junge soll sich seinen Kopf
mit endloser Studiererei zerbrechen."
Der in einem weltfernen Dörfchen lebende
Taglöhner Steinmüller, der sich in der Politik
so gar nicht auskennt und kaum jemals Zei-
tung liest, erhält von seinem Ältesten aus der
Großstadt eine Postkarte, auf der der Schreiber
kurz mitteilt, er sei jetzt Kommunist, Spartakist,
Terrorist und Putschist. „Frau," sagt der alte
Steinmüller ehrfürchtig, „unser Adolf muß
draußen in der Welt doch ein großer Herr
geworden sein; so viele Titel und jeder
ein Fremdwort!" *
Richard Strauß ist von seiner Amerika-
Tournee mit acht Millionen heimgekehrt. Er
schreibt jetzt eine komische Oper „Der Dollar-
Kavalier", in der er selbst die Reklametrom-
pete bläst. ^
„Warum hast du dir denn gerade Brehms
Tierleben gekauft?" wurde ein Schieber gefragt.
„Nu, es war das teuerste Buch, das der
Buchhändler gerade auf Lager hatte."