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Warum/ Mai/ ln Klammenchören
Magst üu selber -ich verzehren?
Nicht zu flüchtiger Stunde §eier
Zun-' und sprühe ich mein Feuer!
Dunkle Mächte zu bezwinge»/
Tllle Hsiefe zu öurchöringen,

Will ich meine Brände schwingen!

Warum/ Mai/ in vollen Garben
Wirsst du deine Klamm ensarben?
Daß sie recht ins Kuge blitzen
Dir von allen Säbelspitzen!
von den mordbereiten Läufen
Sollen meine Lichter träufen/
Daß die Massen mich begreifen!


Warum/ Matz in Hellen Bränden
Streust du Licht an allen Enden?
Daß du sollst die Schande fasten,
Wie die einen dürfen prasten
Und die andern hungern gehen!
Nm zutiefst es zu verstehen,

Kannst du's hell genug nicht sehen!

Warum, Mai, in überhellen
Wellen läßt dein Licht du quellen?
J\&), ich leuchte und erhelle,

And ich scheuche und ich quelle,

And ich flamme und ich brenne,

Daß der Mensch den Mensch erkenne
And ihn seinen Bruder nenne!

Wann, o ^ag in Lichtgewalten,

Wirst du ständig in uns walten?

Sieh, es sind in vielen Herzen
Kngezündet meine Kerzen!

Herz wird sich an Herz entzünden,
Mensch wird sich zum Menschen finden,
Sturm des Lichts wird sich entbinden!

W

Die beiden Reiter

Die Winde wehten, der Regen rann.

Zwei Reiter sah ich reiten.

Der eine Hub zu reden an.

Schlug an den Sarraß zur Seiten.

Er sprach und zürnte zum Limmel empor,
Ins Angesicht fuhr ihm die Flamme:

„Von Freiheit faselt der Knechte Chor,
Daß Gottes Zorn sie verdamme!

In Ehren stand mein adelig Blut,

Wir hielten das Volk an der Strippe!

Es lief so willig, furchtsam und gut.

Nun riß sich vom Zügel die Sippe.

Will nicht mehr sterben nach unserem Gebot
And streift vom Nacken die Bürde,

Ist nicht zufrieden mit seligem Tod;

Wo bargen sich Sitte und Würde?

Wie schlagen wir siegreich die letzte Schlacht,
Kumpan, zerspanne dein Sinnen.

Daß reiche Fülle und Ansehn und Macht
Wir wieder im Lande gewinnen?"

Der andre schwer im Bügel stund.

Die Mähre ging mit Schnaufen.

Sein weißer Leib war fett und rund.

Der Krieg gab Gold in Laufen.

Der andre wiegte das rote Gold
In beiden gierigen Länden:

„And wenn ich dies Beste geben sollt.

Die Zeit muß sich noch wenden.

O Deutschland, du großes Beutefeld,
Wir wußten dich zu schröpfen. —

Mit heimlichem Trug, mein preislicher Leld,
So werden wir Meister den Tröpfen." — —

Die Winde wehte», der Regen rann.

Sie dachten das Reich zu erstreiten.

Ihr Mühen und Listen in Dunst zerrann —
Zu den Toten mußten sie reiten.

Schlaraff

Am ersten Mai...

Am ersten Mai stand Tischlermeister Balduin
Krause zwei Stunden früher als sonst auf. Am
ersten Mai war er pünktlich um 7 Uhr mor-
gens in seiner eigenen Werkstatt. A>n ersten
Mai verachtete er den Frühschoppen, und am
ersten Mai hielt er auch kein Mittagsschläfchen.
Am ersten Mai geht Krause wie ein Berserker
auf die Arbeit los: meterlange Hobelspäne rol-
len zischend vom Brett; der Leimtopf brodelt
über; die Säge schreit wie ein betrunkener Papa
gei, und Schweißtropfen fallen auf die Furniere.

Frau Krause sah es mit Staunen und Be-
wunderung.

„Ja," sagte der Meister und fuhr mit dem
Arm ein paarmal durch die Luft: „Der Gesell-
schaft will ich zeigen, was arbeiten heißt!"

„Aber Balduin," Frau Krause machte ein
wehniütiges Gesicht, „daß du dir dazu aus-
gerechnet den Tag aussuchst, wo keiner da ist!"


Am ersten Mai, gegen Mittag, erhob sich
der Großgrundbesitzer Adalbert v. Großkops
aus einem Hotelbett in der Hauptstadt. Mit
einem etwas dösigen Schädel, weil es gestern
abend mal wieder heute morgen geworden war.
Da brachte der Zimmerkellner eine Depesche:

„Arbeiter feiern sämtlich Mai. Was tun?
Inspektor."

Mit einem schrecklichen Fluch warf v. Groß-
kopf das Papier in das Porzellan unterm Bett,
fuhr mit beiden Beinen in eine Hosenröhre,
verstauchte sich die große Zehe, riß den Hosen-
boden entzwei, langte nach einem anderen
Paar, bestellte ein Auto, jagte zum Telegraphen-
amt und depeschierte:

„Bande rausschmeißen. Komme sofort!"

Dann fuhr er frühstücken. Um 6 Uhr abends
frühstückte er noch. Mit der schwarzen Ada,
die auf seinem Schoß saß. Und da fiel es ihm
wieder ein. Er bestellte ein Auto, jagte zum
Telegraphenamt und depeschierte:

„Kommen unmöglich. Ganze Bande morgen
wieder einstellen."

Dann begab er sich mit Ada in die Venussäle.
 
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