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Ö)iber den Russenvertrag

nichts über Griginalität! Ulan mutz
verblüffen, und fei es durch Stutz!
i° haben sich denn die Herren Harden und
Derlach den Nusienvertrag vorgenommeu

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Zu folgender Einsicht gekonimen:

f|t ^an3e Vertrag, sierrjemerfchnee,

^’e *-cu*e um Tardieu!

®cil die partout und unter keinen Umftän-
ltz en dürfen geärgert werden,
lh !'e sind die politischen Herrgötter auf Erden,
es «in Fehler von schlimmstem Kaliber,

Hcitj ZU bauen. Ja. Und viel lieber

-- Man solle» die vornehme Geste
Entsagung üben, der Demut und der christ-
<A-N Hoffnung, selffte!

^ hätte gekrümmten Rückens warten sollen, bis
' j’es deutschen Proleten erbarmt hätten die
^ Herren in Paris.

?c weil die deutschen Proleten so lange zu
sh.Kurten sehr wenig gelüstet,

!>e nämlich genügend schon ausgemistet,

"e halt niit den Russen zusammengegangen,

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>1» Gegensatz zu ästhetischen Federn fühlen
ne sich deswegen nur sehr mäßig befangen.

sehr nett ist von ihnen. Venn immer noch
Tat der Not verfluchtes Joch! W.

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Krieg?

Deorge hat von Wolken und wettern ge-
\ sprachen,

^""eder am Himmel herauf sind gekrochen.
l>»^raucht kaum des flltcrs weitsichtigen Blick,
°ie« zu begreifen r die Luft, sie ist dick!

Und fprach er auch zügelnd zur heikelen Chose,
Und blieb auch die Hand in der Tasche der Hose,
Man wußte, der Finger des Engländers wies
Eindeutigst mal wieder in Richtung Paris!

Wir sahen die Stimmung der Völker erkalten
Für Knochenbruch und Schädelspalten.

Für Eisenkuren und Bäder von Stahl
ward gleichermaßen die Stimmung schal.

Des ferneren ward in verschwiegnen Kontoren
Seit flnno vierzehn die Einsicht geboren:

Ein Krieg wie der letzte, er wird zum Malheur,
Denn siehe, die Sache rentiert sich nicht mehr! w.

Kultusminister Rudolf Steiner

Wie jetzt bekannt geworden ist, schlug seinerzeit der
Direktor der Waldorf-Astoria-Zigarettenfabrik den be-
kannten Theosophen RudvlfSteiner zum Kultusminister
Württembergs vor unter der Begründung,
jener könne in die Zukunft blicken.

Willst du, braves Volk der Schwaben,
Einen Kultminister haben.

Der dir zeigt der Zukunft Los,

Wähle mich, den ausprobierten.

Großen, weisen Initiierten,

Doktor Rudolf Steiner bloß!

Euch besonders zu beglücken.

Will ich in die Zukunft schicke!»

Magisch meinen Geisterblick!

Will erbauen nach Rezepten
Theosophischer Adepten
Die okkulte Republik!

Meine Bücher, die ich baute.

Wo ist der, der sie verdaute
Und das Kaliderwelsch verstand'<

Keiner hat kapiert die Suade,

Aber eben darum grade
Gebt das Amt mir in die Land!

Wird auf allen schwäb'schen Schulen
Einst das Garn von meinen Spulen
Abgehaspelt für und für.

Werden alle Dunkelknaben
In und außerhalb von Schwaben
Danken es und zahlen mir! w.

Des einen Tod — des andern Brot.

Doch lebt der eine dem andern zu lange.
So ist dem Edlen darob nicht bange:

Er macht ihn einfach moralisch tot. Pan

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• nicht ^
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i sagte Kunz, „merk auf: Elend und Jaminer

kommeir über die Stätte, denn wir sind, das

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W. 011 «'»-Iben, wider der Ritter und Bischöfe Lands
«effer gerüstet als damals, als wir mit dem
^>tt z „«el wider den Harnisch angingen, was uns,
„S-'s geklagt, übel bekam!"

bu"» fauchte der Pfaff, „fürchtest dich nit vor
,S-3en Qualen?"

jj iärcht mich nit," sagte Kunz, „ich kann's nit
\9. 5<«t daß ich soll brennen im ewigen Feuer für gute
' ISt* tkrdcn! SoIFo aber sein, daß sie mich werfen
«»; Und Schwefel, ei, so will ich doch anrennen mit
»tu "'»ns Scharen wider einen Gott, der da dem
^,u Dulden beschirmet! Will anrennen und nit
m’t Stürmen, wie ich's zu Weinsberg getan
% »,s Pfaff, es schützt kein Gott das Eigen! Es fol

, 1 (6:

t”®*n sein auf Erden! Wie bald, und deine Giok-
S> ausgeläutet, es fei denn, sie läuten selber
, >i,,5'eln zum Sturm! Gehab dich wohl!"

-'Ii!>» tc 8'ng, ein Ahne der Enkel, die gleich ihm des
't Eigentums spotten.


Der Rngler

von Ernst preczang

ch am See auf der alten, halbzorfallenen Boots-

' di, ,

' >,s Jl,”1' »ach aus jenen Tagen übriggeblieben ist, da

^rant aus einer Bretterbude bestand mit drei
'' Ätz,, "'."rr den schattigen Holunderbüschen und
(So ä-r auf eiugegrabenen Pfählen ruhten. Das
!?>l i birctt ans dem Fasse in die Gläser, der Wurst-
a-Upstc, und für fünfzig Pfennig konnte man
- "gkr und Durst stillen. Anglerparadies nannten
» )i>U,seihten diesen idyllischen Winkel.

'Sau» die Bretterbude längst verschwunden. Ter-
>^.T°rraffe baut sich am Eee auf. Die alten Ho-
ii V.b? • «Q«cn ihre» Tod im Feuer gefunden, und
Bäume erheben sich in wohlabgeincffenen
L-stkt säumen auf den Terrassen. Auf dem höchsten
fS->d --in großes weißes Haus mit Balkons und

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-cCn n' und es heißt nicht mehr „Anglerparadies",
-d^^"Drandhotcl Bellevue". Die Tische haben sich
sovermehrt; eine neue Anlegebrücke erstreckt

weit

Anlegebrücke erstreckt
in den See, daß auch Dampfer ihre Passa-

giere hier entlassen und aufuehmen können, und viele
Ruderboote, Segler und Motorpinaffen schaukeln am
Bollwerk.

Die meisten Angler haben sich stillere Plätze gesucht.
Aber dieser hier, der auf der alten Bootsbrücke sitzt und
erwartungsvoll die tanzende Federpose beobachtet,
meinte, hier sei noch immer ein guter Ort. Aus dem
Lokal geraten ja allerlei Abfälle ins Waffer, die die
Fische anlocken und dem Regenwurm an der Angel
Vorarbeiten. Inr ganzen ist es freilich so wie überall:
zuweilen beißen die Fische an, und häufig tun sie es
auch nicht.

Der Angler ist am Sonntag in aller Frühe aus der
Stadt gewandert und hat sich hier niedergelassen. Der
Rucksack birgt Speise für den Tag, und auch eine Flasche
mit kaltem Kaffes hat Mutter nicht vergessen einzu-
packen. Sie weiß schon: wenn der Robert bei seiner An-
gel sitzt, dann kann die Sonne ihn braten und derRegen
ihn durchnässen, ohne ihn zu vertreiben.

Er sitzt schon seine drei Stunden, als der erste Son»!-
tagsdampfer an der neuen Brücke festmacht und einen
Schwarm froher Menschen auf die Terrassen entläßt:
er sitzt genau so ruhig da, als das zweite und dritte
Schiff anlegt, und wirft nur einen flüchtigen Blick des
Unwillens auf eine Motorpinnffe, die mit Puff und
Knattern sein engeres Angelrevier durchquert.

Auf den Terrassen klappern die Gläser, die Messer,
Gabeln und Teller. Es stimmt und lacht und fchinatzt
und prostet. Es ist Mittagszeit, stiobert verspürt auch
eine gewisse Magenleere; er entnimmt seinem Rucksack
Brot und Kaffee und läßt es sich schmecken, ohne das
Auge von der Angel zu wenden. Er scheint heute wie-
der mal kein Glück zu haben. Er hat erst drei Fische ge-
fangen, die zusammen kaum ein Pfund wiegen. Gewiß:
es geht ihm nicht nur um den Erfolg. Er hat feine Lust,
feine Befriedigung an diesem Sport; er genießt die
frische Luft, den anregenden Ateni des Wassers rmd die
sanfte Spannung des Erwartens. Er ist für Stunden
herausgelöst aus dein Lärm der Fabrik, das Blut strömt
ruhig »Nid gleichmäßig durch die Adern, und die Nerven
scheinen sich schlummernd zu kräftigen zu neuer Tätig-
keit im Ringen um das Dafein. Nein, es geht ihm nicht
nur um die Fische. Dennoch : daheim rechnet die Frau;
sie rechnet, weil sie rechnen muß. Uitd der Sport des
Sonntags kann diese Rechnung schwerer oder leichter

machen. Eine Mahlzeit oder zwei für fünf Münder ist
kein gleichgültiger Posten in ihren» Etat.

Auf den Terraffen klappern die Teller, die Gläser,
Messer und Löffel. Mädchenlachen zwitschert hindurch.
Und eine Baßstimme ruft: „Die Rechnung, Oberl"

Der Angler hört es. Er achtet sonst nicht darauf, was
die andern treiben. Aber heute hat eine leichte Zerstreut-
heit ihn gepackt, und es geht so laut und fröhlich her
am nächsten Tisch, daß er anfmerke» muß. Robert er-
schrickt beinahe, als er hört, was der Mann mit der
Baßstinune für sich und seine Familie zahlen soll. Die-
ser aber ist gar nicht erschrocken; erlangt gleichinütig
die Brieftasche heraus und zählt die Scheine hin. Es ist
mehr, als Robert in einer Woche verdient. Für eine
Mahlzeit.

Robert hat mit einem heftigen Ruck die Angel em-
porgerissen, packt sein Gerät zusammen, wirft sich den
Rucksack über die Schulter und macht sich eilig davon.
Er flieht vor den Gedanken und bitteren Empfindungen,
die so plötzlich in seine Ruhe eingcbrochen sind.

Die Frau ist nicht wenig erstaunt, als sie ihren Mann
so gegen alles Herkommen schon zeitig wieder begrüßen
kann. Aber er sagt nur: „Bor einem Grandhotel soll
einer nicht angeln."

Und so bleibt denn nun die alte Bootsbrücke an den
Terrassen Sonntag für Sonntag leer. Die Stainmgäste
wundern sich und zerbrechen sich den Kopf, wo der alte
Angler geblieben sein mag. Er gehörte ja eigentlich
zum Landschaftsbilde.

Splitter

Frankreich glänzt auf Konferenzen
In indianerhasten Tänzen.

Bei dem Kriegstanz hebt voll Lust
Sich Mariannes schlaffe Brust.

Will Europa mal verschnaufen.

Will Herr Barthou Amok laufen.

Stinnnt man an das Friedenslied,

Greift Fach nach den» Rnhrgebiet.

Nicht gehauen, nicht gestochcnl
Nur gebrüllt und nicht gesprochen.

Klappert auch im Kämmerlein
Manch Politiker-Gebein.
 
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