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10531

München und die Neichsflagge

2n der_sten Stadt Mitteleuropas haben

politische Analphabeten

Wieder mal die Reichsflagge in den Dreck getreten.
Und haben dabei Verse von kjoffmann von Fal-
lersleben gesungen,

ver selber einst das scharzrotgoldene Banner ge-
schwungen.

kiber das ficht die liebe Dummheit weiter nicht an,
Wenn sie nur brav grölen, pöbeln und Radau
machen Kann.

Was aber den Farbenstreit selber angeht,

So weih man ja längst schon, wie's in München
drum steht.

Das nämlich ist ein Rapitel von ganz besonderen
Gaben,

Und es ist sehr spaßhaft, was die Bagern für Far-
benneigungen haben.

2m Schwarzweißrot hatte beispielsweise
Sie immer geärgert das Schwarze und Weiße,
Die preuß'sche Couleur,

Sie hielten dieselbe — nicht ganz zu Unrecht — für
das deutsche Malheur.

Raaaaber: — sie hätten sie gern durch das eigene
Blau-weiß ersetzt,

So daß sich französisches Blauweißrot zeigte
zuletzt! [[orten

Jene Farben, die den Herren vr. Heim und Ron-
Sowie dem Herrn Dorten
So ungeheuer sympathisch erscheinen.

Uber wir meinen,

Daß er im Falle des Falles den Herren am Cnde
Leicht grün und blau vor den klugen werden
Könnte! W.

Aus einem Geheimbericht

de- Lerrn Doktor Ansbach an St. Intelligenz denLerrn
französischen Kriegrmintster Andre Lefdvre zu Paris

1.

Ich nahm heute an einer Kabinettssitzung
der deutschen Reichsregierung teil.

2.

Dort erfuhr ich: Auf dem Tempelhofer Feld
bei Berlin finden täglich kriegsmäßige Übungen
der geheimen deutschen Armee statt. Ich über-
zeugte mich durch Augenschein, daß die bekannte
Leere des modernen Schlachtfeldes in einem
Grad erreicht war, der wahrhaft verblüffend
wirkte.

Aus einem

3.

In ungenierter Weise macht sich die geheime
ArmeeDeutschlands, tüchtige, altgediente Leute,
auf allen Straßen breit und sammelt Riesen-
summen für den Kriegsschatz.

4.

Die Kontrollversammlungen der deutschen
Arbeiterarmee am 1. Mai nahmen in eindeu-
tigster Weise Bezug auf den Kriegs- und Re-
vanche-Gedanken.

5.

Durch Einführung Steinachscher Zwangs-
verjüngungskuren hat Deutschland ein aktives
Millionenheer bester Qualität auf die Beine
gestellt.

Geheimbericht

6.

Ungeheure Lebensmitteldepots, zu denen nur
besonders bevorzugte Personen Zutritt haben,
sind überall errichtet. —

7.

und das Volk offenbart volles Verständnis für
diese Maßnahmen.

8.

Zur besonderen Beachtung! Da der mir
gezahlte Vorschuß durch hohen Spesenaufwand
aufgebraucht ist, beschwöre ich die französische
Negierung, unter allen Umständen auf der von
Deutschland verlangten neuen Steuersumme
von 60 Milliarden zu bestehen und nötigenfalls
am 31. Mai 1922 die erforderlichen Zwangs-
maßnahmen zur Eintreibung meines Honorars
zu ergreifen!
 
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