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10587 . -

Wie man es machen muß

sondern so muß jetzt zum Schutz der Republik zugegriffen werden.



Scherzfrage: Was sind die modernsten Tänze bei uns?

Der nationalistische Veitstanz und der deutsch-völkische Totentanz.

Lobelspäne

Der Dollar steigt, es fällt die Mark
In allen Börsenhallen.

Zu gleicher Zeit — und das ist arg —
Beginnt der Frank zu fallen.

Poincarö schreit Ach und Weh
Und fühlt sich drob verraten.

Doch füllen nicht das Portemonnaie
Die farbigsten Soldaten.

Noch niemals bracht' Gewalt - Gewinn,
Sie trieb nur in die Enge.

Und dunkel ahnt Mariannes Sinn
Wirtschafts-Zusammenhänge. . . .

k

Die bayerischen Hoteliers jammern, weil die Medizin des Doktor
Heim auf die Kurgäste zu „abführend" wirkte.

k

Das große Wunderwerk geschah:

Der Angstblock steht leibhaftig da.

Er ist gefährlich anzuschauen,

Doch nur für die, die — darauf bauen.

Solch Bund ist höllisch unbequem.

Denn jeder denkt nur: Trau, schau, wem?

Und tun sie störrisch und bockbeinig, —

Im Mißtraun nur sind sie sich einig.

Es bilden die so geeinigten drei
Eine schnurrige, seltsame Kumpanei.

Wir lasen schon in Kindertagen:

„Einst hat der Blinde den Lahmen getragen."
k

Früher forderte die Rechte, daß dem Volk die Religion erhalten
bliebe; jetzt betet sie, daß ihm die Geduld erhalten bliebe.

k

„Was ist eigentlich eine wirtschaftliche Frage?" erkundigte sich meine
Aujuste. Ick erklärte: „Sehr einfach: eine Preisfrage!"

Dein getreuer Säge, Schreiner.

Der blaue Brief

Da schickt mir dieser Drucker oder Schuster,
Der — äh — Ministerpräsident,

So einen Schreib! Mir wird ganz flau
Im Mage» und im Schädel duster —
Schickt, Kamerad, dies Dokument,

Sie sehen: blau.

Was drin steht? Lab's noch kaum gelesen.
Vermute stark:

Ich bin Regierungspräsident —

Gewesen!

Monokel fiel mir in den Kaffee.

Lals war wie zugcschnilrt.

Mir fror das Mark.

Mich lauste gradezu der Affe!

Auf Lebenszeit blamiert! . . .

Und Sie, Kam'rad, Kollege, Auchregierer,
Wie melancholisch stehn Sie da?

Ihr Blick wird stier und immer stierer.

Sie kriegten auch. . .?! Aha!

Ganz unter uns und im Vertraun:

Man scheint wahrhaftig zuzuhaun.

Jedoch warum? Was ist denn los?

Es ging bisher doch ganz famos.

Nun diese tödliche Kritik!

Was meinen Sie? Deutschland wär eine —
Wär — ? Mensch, mir zittern ja die Beine!
Sie sind verstört!

Lab' niemals was davon gehört:
Deutschland wär eine Republik?! i>.

Deutsche Kriegsvorbereitungen

Die „Daily Mail" in London weiß von
deutschen Kriegsvorbereitungen zu berichten.
Deutsche Gelehrte Härten einen Apparat er-
funden, durch den auf große Entfernungen
Munitionsmagazine in die Luft gesprengt und

ganze Ortschaften verbrannt werden können.
Die „Daily Mail" ist nur notdürftig unter-
richtet.

In der Nordsee beispielsweise haben die
Deutschen riesenhafte Magneten ausgelegt,
die, im gegebenen Fall elektrisch geladen, die
Schiffe der englischen Flotte wie Eisenspäne
in die Tiefe reißen.

Sie haben ferner ein Verfahren entdeckt,
durch das die sommerliche Temperatur künst-
lich gesteigert werden kann. Welche Verhee-
rungen das im Hirn englischer Journalisten
anzurichten vermag, liegt auf der Hand. Sie
setzen dann Nachrichten in die Welt, über die
sich alle Engländer, die noch vernunftbegabt
sind, totlachen müssen.

Und damit wären die Deutschen von den
Engländern befreit!

Lieber Jacob!

Ick bin noch janz erschittert von die nieder-
schmetternde Nachricht, die ick ebent in de Zei-
tung jelesen habe. Een schrecklichet Unjlick steht
bevor, een Unjlick, det schlimmer is wie Welt-
unterjang: de Franzosen sterben aus! De Bi-
lanz stimmte bei ihnen ja schon lange nich,
indem det de jährliche Jnfuhr von Setzlingen
mit de jährliche Ausfuhr in't Jenseits in keen
richtijet Verhältnis nich stehen tat. Aber jetz
hat de Statistik ausjeknobelt, det von 1935 ab
een unwiderruflicher Reimungsausverkoof mit
de franzeesche Nazjon stattfinden wird, un det
man sich an de Fingern abklavieren kann,
wenn det letzte Exemplar wird verjriffen sind.
Wie denn de Welt weiterbestehen soll, is ja
eejentlich ihre Sache, aber de franzeesche Re-
jierung, die bekanntlich sehr mitleidig besonnen
is, will de drohende Katastrofe von de Mensch-

heet abwenden, kost't wat't kost't, un se ieber-
legt sich, wie det zu befingern sei. Mit eejene
Mittel läßt sich nischt machen, det haben se
injesehen, also muß ooch dieser Wiederuffbau
durch fremde Kräfte ausjeiebt werden. Der Im-
port von Niggern is bereits amtlich in de
Weje jeleitet, un diese Maßnahme wird nich
ohne Foljen bleiben. Aber ick firchte, det die
uff diese kinstlerische Weise erzielte franzeesche
Rasse 'n bisken'boomfleckig ausfallen wird un
mit de Scheenheet von Poincarreen un Mille-
rand'n nich wird konkurrieren kennen. Un det
wäre doch schade. Deswejen schlage ick vor,
det Deitschland een Teil von seine Kriegsschul-
den dadurch abzahlt, det et det siegreiche Frank-
reich ooch in diesen Punkt unter de Arme freist.
Wir haben so ville ausrangierte Prinzen in't
Land, die bloß noch zu Zuchtzwecke zu ver-
wenden sind, aber in diese Hinsicht ooch tichtig
sind un uff jede Schau prämiert werden kennten.
Wie wäre et, wenn wir 'n paar Wajongladungen
nach Frankreich spedierten un se dort kören
ließen? Nach die in Deitschland jemachten Er-
fahrungen wirde det eenen Uffschwung in de
franzeesche Bevelkernngszunahme veranlassen,
vor dem jeder Karnickelvater erreeten mißte.
Ick bin ieberzeigt, det der Versailler Vertrag
ooch eenen Parajrafen enthält, wonach Frank-
reich diese Forderung an uns stellen darf, un
bei den oogenblicklichen Markkurs kennten wir
de Sendung sehr billig abjeben.

Womit ick verbleibe mit ville Jrieße Dein
jetreier Jotthilf Nauke,

an'n Jörlitzer Bahnhof jleich links.

Zur gefälligen Beachtung!

Redaktionelle Einsendungen können im Falle der
Richtannahmc nur zurückgcsandt werden, wenn Rück-
porto bcigefngt ist! Die Redaktion

Redakttonrschluß 8. August 1922.
 
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