10622
«> Verständigung w
Dem hohen Vorbild von Paris
Blieb knappentreu der Rat von Brüffel:
Man macht' den deutschen Vorschlag mies
Und sperrte gründlich auf den Rüssel;
Man stört' des Friedens Wiederkunft
Mit Säbelraffeln und Gequaffel
Und zeigte grad soviel Vernunft
wie beim Krakeel von Oberkassel.
„Verständigung" kommt von „verstand".
Und der ward rar in diesen weiten,
er ist es auch bei uns zuland.
Ven äutzren und den innren Pleiten
war' längst ein festes Ziel gefetzt,
wenn man, statt borstig sich zu trutzen,
Sid) etwa — wie die Roten jetzt —
Geeinigt, zu der Völker Nutzen.
vis nichts mehr aus den Lidern tropft,
will man den Michel weiter schröpfen,
wie lange noch sein pulsschlag klopft.
Zählt man inzwischen an den knöpfen.
Mit Züchtigung und Plünderung
will man sich an dem Rrmsten rächen:
Man fürchtet die Verständigung
Und will nicht einmal davon sprechen.
wir gaben das Exempel euch,
wie man sich eint nad) innren Zwisten.
Laht euer blöd' Revanche-Gekeuch
Und folgt der äpur der Sozialiften!
Löscht endlich die Erinnerung
Und öffnet nicht vernarbte Wunden:
Vichts andres als Verständigung
Lätzt diese kranke Welt gesunden. oerroabreiacob
Es ist erreicht!
Wortlaut des StinneS-Dertrages
8 i.
ZuHeimbnrg «. Rh. ist zwischen Herrn Hugo
Stinnes und Herrn Marquis de Lubersac nach
dem Grundsatz „Nieder mit der Erfül-
lungs-, hoch die Provisionspolitik!"
folgender Vertrag geschlossen worden.
8 2. .
Herr Hugo Stinnes verpflichtet sich, alles
in seinen Kräften Stehende zu tun, um die
deutsche Reichsregierung, repräsentiert derzeit
durch das Kabinett Wirth, innen- und außen-
politisch in unhaltbarste Situationen zu drängen
und ihren Kredit z>t mindern.
Er verpflichtet sich, das Menschenmögliche
zur Korrumpierung des Gedankens der sozialen
Demokratie zu tun, jedweden Versuch der Eta-
blierung einer den Interessen des arbeitenden
Volkes dienenden deutschen Regierung zu unter-
minieren und sich selbst zum Mittelpunkt Deutsch-
lands zu machen.
8 3.
Herrn Hugo Stinnes, resp. seiner „Aktien-
gesellschaft für Hoch- und Tiesbauten" wird
die Vermittlung der'Sachlieferungen für den
Wiederaufbau der zerstörten Gebiete Frank-
reichs übertragen. Herr Hugo Stinnes ist be-
rechtigt, einen sechsprozentigen Aufschlag auf
alle gelieferten Materialien in die eigene
Tasche fließen zu lassen. Freie Bahn dem
tüchtigen Geschäftsmann!
8 4.
Herr Guy Jean Marquis de Lubersac ver-
pflichtet sich, diesen Herrn Hugo Stinnes zu-
gesprochenen Aufschlag auf Werte im unge-
fähren Betrage von 1750 Milliarden Papier-
mark als Ausdruck seiner Hochachtung vor der
deutschen Großindustrie zu buchen.
§5.
In Anbetracht der Notlage der internatio-
nalen Witzblattpresse wird diesem Vertrag die
Bestimmung eingefügt, daß die französische
Regierung berechtigt sein soll, von den zum
Zweck des Wiederaufbaus nach Frankreich ein-
zuführenden deutschen Materialien Zoll zu er-
heben. Spaß muß sein.
8 6.
Sollten Schwierigkeiten bei der Ausführung
einer der Bestimmungen der gegenwärtigen
Vereinbarung eintreten, oder sollte höhere po-
litische Gewalt die Ausführung hindern, so
iverden Herr de Lubersac und Herr Stinnes
init größter Beschleunigung zusammenkommen,
um den vermeintlich verfassungsmäßigen Re-
gierungen zu zeigen, was 'ne Harke ist.
Gegeben in doppelter Ausfertigung,
Gelesen und gebilligt:
Hugo Stinnes. Marquis de Lubersac.
Ertappt!
Schon wieder eine Verfehlung Deutschlands.
' Der Völkerbund rührt sich!
Unglaublich, aber wahr: die europäische
Wirtschaftskrise ist sogar zur Kenntnis des
Präsidiums des Völkerbundes gekommen.
In Genf unterhielt man sich darüber. Eine
lebhafte Debatte entspann sich über die von
Lord Robert Cecil aufgeworfene Frage, in
ivelcher Zeit Deutschland in österreichische Zu-
stände werde geglitten sein.
Die einen sagten, es sei eine Frage von
Monaten.
Die anderen: eine Frage von Wochen.
Die erleuchtetsten Köpfe der internationalen
Wirtschaftswelt vermochten nicht, die Frage
zu entscheiden.
Endlich fand sich ein rettender Ausweg. Der
Vertreter von Guatemala entdeckte ihn. Er
sprach: „Meine Herren — warten's wir doch
ab!" __ w.
Denkmäler
Hoch zu Uoß in vielen Städten steht
Lines Kaisers letzte Majestät;
Mer den Rex nicht an dem Lchnauzbart kennt:
lvilhelm ift's, den man den Flüchtling nennt.
Oer vier Fahre lang mit Blut und Lisen
wollt uns eine beßre Zukunft weisen
Und, da er sein Volk zu Tod gehetzt,
Sicher sich in Holland festgesetzt.
Und nun müssen wir die Schmach ertragen
Und die Wunden, die er uns geschlagen;
Doch er höhnt und thront in blankem Lrz,
Hohl der Kopf und leer das Herz.
wären Götter wie in alten Tagen,
Hält' ihn sicherlich ein Blitz erschlagen. --
Jupiter und lvdin sind längst tot;
Und der Frevler grinst ob unsrer Not.
Volk, wie lange trägst du Hohn und Spott?
Bist doch Herr, uuu sei auch einmal Gott!
Hole Jovis Flammenblitz hervor
Und den Hammer deines Gottes Thor! Uöb-s
«> Verständigung w
Dem hohen Vorbild von Paris
Blieb knappentreu der Rat von Brüffel:
Man macht' den deutschen Vorschlag mies
Und sperrte gründlich auf den Rüssel;
Man stört' des Friedens Wiederkunft
Mit Säbelraffeln und Gequaffel
Und zeigte grad soviel Vernunft
wie beim Krakeel von Oberkassel.
„Verständigung" kommt von „verstand".
Und der ward rar in diesen weiten,
er ist es auch bei uns zuland.
Ven äutzren und den innren Pleiten
war' längst ein festes Ziel gefetzt,
wenn man, statt borstig sich zu trutzen,
Sid) etwa — wie die Roten jetzt —
Geeinigt, zu der Völker Nutzen.
vis nichts mehr aus den Lidern tropft,
will man den Michel weiter schröpfen,
wie lange noch sein pulsschlag klopft.
Zählt man inzwischen an den knöpfen.
Mit Züchtigung und Plünderung
will man sich an dem Rrmsten rächen:
Man fürchtet die Verständigung
Und will nicht einmal davon sprechen.
wir gaben das Exempel euch,
wie man sich eint nad) innren Zwisten.
Laht euer blöd' Revanche-Gekeuch
Und folgt der äpur der Sozialiften!
Löscht endlich die Erinnerung
Und öffnet nicht vernarbte Wunden:
Vichts andres als Verständigung
Lätzt diese kranke Welt gesunden. oerroabreiacob
Es ist erreicht!
Wortlaut des StinneS-Dertrages
8 i.
ZuHeimbnrg «. Rh. ist zwischen Herrn Hugo
Stinnes und Herrn Marquis de Lubersac nach
dem Grundsatz „Nieder mit der Erfül-
lungs-, hoch die Provisionspolitik!"
folgender Vertrag geschlossen worden.
8 2. .
Herr Hugo Stinnes verpflichtet sich, alles
in seinen Kräften Stehende zu tun, um die
deutsche Reichsregierung, repräsentiert derzeit
durch das Kabinett Wirth, innen- und außen-
politisch in unhaltbarste Situationen zu drängen
und ihren Kredit z>t mindern.
Er verpflichtet sich, das Menschenmögliche
zur Korrumpierung des Gedankens der sozialen
Demokratie zu tun, jedweden Versuch der Eta-
blierung einer den Interessen des arbeitenden
Volkes dienenden deutschen Regierung zu unter-
minieren und sich selbst zum Mittelpunkt Deutsch-
lands zu machen.
8 3.
Herrn Hugo Stinnes, resp. seiner „Aktien-
gesellschaft für Hoch- und Tiesbauten" wird
die Vermittlung der'Sachlieferungen für den
Wiederaufbau der zerstörten Gebiete Frank-
reichs übertragen. Herr Hugo Stinnes ist be-
rechtigt, einen sechsprozentigen Aufschlag auf
alle gelieferten Materialien in die eigene
Tasche fließen zu lassen. Freie Bahn dem
tüchtigen Geschäftsmann!
8 4.
Herr Guy Jean Marquis de Lubersac ver-
pflichtet sich, diesen Herrn Hugo Stinnes zu-
gesprochenen Aufschlag auf Werte im unge-
fähren Betrage von 1750 Milliarden Papier-
mark als Ausdruck seiner Hochachtung vor der
deutschen Großindustrie zu buchen.
§5.
In Anbetracht der Notlage der internatio-
nalen Witzblattpresse wird diesem Vertrag die
Bestimmung eingefügt, daß die französische
Regierung berechtigt sein soll, von den zum
Zweck des Wiederaufbaus nach Frankreich ein-
zuführenden deutschen Materialien Zoll zu er-
heben. Spaß muß sein.
8 6.
Sollten Schwierigkeiten bei der Ausführung
einer der Bestimmungen der gegenwärtigen
Vereinbarung eintreten, oder sollte höhere po-
litische Gewalt die Ausführung hindern, so
iverden Herr de Lubersac und Herr Stinnes
init größter Beschleunigung zusammenkommen,
um den vermeintlich verfassungsmäßigen Re-
gierungen zu zeigen, was 'ne Harke ist.
Gegeben in doppelter Ausfertigung,
Gelesen und gebilligt:
Hugo Stinnes. Marquis de Lubersac.
Ertappt!
Schon wieder eine Verfehlung Deutschlands.
' Der Völkerbund rührt sich!
Unglaublich, aber wahr: die europäische
Wirtschaftskrise ist sogar zur Kenntnis des
Präsidiums des Völkerbundes gekommen.
In Genf unterhielt man sich darüber. Eine
lebhafte Debatte entspann sich über die von
Lord Robert Cecil aufgeworfene Frage, in
ivelcher Zeit Deutschland in österreichische Zu-
stände werde geglitten sein.
Die einen sagten, es sei eine Frage von
Monaten.
Die anderen: eine Frage von Wochen.
Die erleuchtetsten Köpfe der internationalen
Wirtschaftswelt vermochten nicht, die Frage
zu entscheiden.
Endlich fand sich ein rettender Ausweg. Der
Vertreter von Guatemala entdeckte ihn. Er
sprach: „Meine Herren — warten's wir doch
ab!" __ w.
Denkmäler
Hoch zu Uoß in vielen Städten steht
Lines Kaisers letzte Majestät;
Mer den Rex nicht an dem Lchnauzbart kennt:
lvilhelm ift's, den man den Flüchtling nennt.
Oer vier Fahre lang mit Blut und Lisen
wollt uns eine beßre Zukunft weisen
Und, da er sein Volk zu Tod gehetzt,
Sicher sich in Holland festgesetzt.
Und nun müssen wir die Schmach ertragen
Und die Wunden, die er uns geschlagen;
Doch er höhnt und thront in blankem Lrz,
Hohl der Kopf und leer das Herz.
wären Götter wie in alten Tagen,
Hält' ihn sicherlich ein Blitz erschlagen. --
Jupiter und lvdin sind längst tot;
Und der Frevler grinst ob unsrer Not.
Volk, wie lange trägst du Hohn und Spott?
Bist doch Herr, uuu sei auch einmal Gott!
Hole Jovis Flammenblitz hervor
Und den Hammer deines Gottes Thor! Uöb-s