10641
Nürnberger Inserat
Schorschl L.'
Kehre zurück! Es sei alles vergessen!
(Auch Deine Reden).
Deine Brüder: V. S.P. D.
Juwelenkleider
werden jetzt von den amerikanischen Dollar-
königinnen getragen. Eine Robe sieht unvoll-
ständig aus, sagen sie, wenn nicht mindestens
für 6000 Dollar — rund 60 Millionen Mark -
Edelsteine und Perlen daran herumbaumeln.
Und eine Robe darf nicht unvollständig aus-
sehen!
Darum ist es ein wahres Glück, daß das
Volk sich ausziehen läßt. Sonst hätten die
Damen nichts anzuziehen.
Lohe Politik
Gestern waren sie noch Brüder.
Leute aber, heute
Staunt ihr, liebe Leute:
Wie begifte» sie sich wieder!
Thrazien und die Dardanellen,
Nennt sie — und die Lidern schwellen
Drohend auf den Stirnen.
Überhitzt und rabiat
Raffelt, faucht der Apparat
In den Diplomatenhirnen.
Noten fliegen durch die Drähte.
Nedewasser raufcht.
Alle Welt, sie lauscht:
Platzen wieder mal die Nähte?
Die Journale und Gazetten
Künden es in großen, fetten
Lettern: Wieder ist was los!
In Angora und Athen
Gibt's Erbauliches zu sehn.
Unsere Zeit, ha, ist doch groß!
Lorch, rings auf dem Balkan knurrt es.
Selbst der kleinste Köter bellt.
Und in Rom und Prag, da murrt es:
Auf, und ordnen wir die Welt!
Dies erhabne Ziel zu meistern
Und sie recht zusammenkleistern.
Wäre groß, antik! ...
Und die offne und geheime
Lohe, höchste Politik
Bringt sie gänzlich aus dem Leime. Pan
Theorie und Praxis
Herr Deutscher, was mein Hauswirt ist, ist
er von sehr kleiner Gestalt, hat Dackelbeine,
ist krummnasig und geborener Anlisemite, ist
Mitglied der „Liga zum Schutze der deutschen
Kultur", des Kegelvereins „Alle Neune", des
Hausbesitzervereins „zur Wahrung der berech-
tigten JnteressendernotleidendenHausbesitzer",
des Gesangvereins „Liedertafel", des Schützen-
vereins, ist eifriger Leser der „Deutschen Zei-
tung" und fanatischer Gegner der roten Blätter.
Von Beruf ist er vierfacher Hausbesitzer.
Neulich wurde ich eingeladen zu einer Pfeife
Tabak und einem Plauderstündchen. Den Ta-
bak nahmen wir der Einfachheit halber aus
meinem Beutel. Die Kosten der Unterhal-
tung bestritt mein Hauswirt. Herr Deutscher
entpuppte sich als echter Deutscher.
Mir wurde ein Vortrag gehalten, der sich
gewaschen hatte und der über zwei Pfeifen lang
währte, in dessen Verlauf mir — an Hand von
Beispielen natürlich! — klipp und klar bewiesen
wurde, daß an der ganzen Misere des Lebens,
der wirtschaftlichen Lage und an was sonst noch
alles einzig und allein das jüdische Kapital
Ein Früchtchen
„Mit Nachbars Karlchen kann man nicht verkehren,
der ist schon siinf Jahre alt und weiß niemals, wie
der Dollar steht!"
schuld ist, daß die Juden wucherten, schacher-
ten und schoben, daß sie wuchern, schachern
und schieben, daß sie wuchern, schachern und
schieben werden sn gros und en detail, solange
sie eben nicht ausgcrottet seien — — und des-
halb Kampf bis aufs äußerste! Dieser stinkigen
Bande — daß die Juden einen ihnen eigenen
Geruch haben, erfuhr ich bei dieser Gelegen-
heit auch — haben wir jede neue Teuerungs-
welle, die über unser armes Vaterland sich
wälzt, zu verdanken. Niemand anderem. Daß
darum jeder echte Deutsche die Juden und ihre
Unternehmungen meiden muß — in jeder Be-
ziehung —, sei eine Selbstverständlichkeit!!
Ich dachte an die letzte Mietpreissteigerung
und ich schwieg: Hausbesitzern darf man nicht
ungestraft widersprechen — auch wenn sie
Deutscher heißen.
Mein Schweigen wurde für Zustimmen ge-
halten. Und dafür galt ich als ein verständi-
ger Mann, mit dem „man" ein vernünftiges
Wort reden konnte.
Eine Woche verging. Ich wurde wieder ein-
geladen. Auf einen Sprung, zu einer Pfeife
Tabak. Nebenbei mußte ich einen neuen An-
zug bewundern, den sich mein Hauspascha zu-
gelegt hatte, da er mit seinen Anzügen „so gut
wie abgebrannt" gewesen war.
Ein schöner Anzug. Wie sich der Stoff an-
fühltsl Und billig! Bloß 6000. Denselben An-
zug in einem anderen Geschäft hatte er sich
angesehen. 6500 sollte er dort kosten. Genau
derselbe Stoff. Dieselbe Machart. Was die
dran verdienen! Das ist doch Wucher!
Für 5000 Mark fand ich den Anzug auch
nicht zu teuer.
„Wo haben Sie gekauft?" Er nannte die
Firma.
„Ja — aber — hm — das ist doch ein jüdi-
sches Unternehmen!"
„Das ist mir gleich. Ich Hab' doch einen
billigen und guten Anzug."
„Die Juden wuchern, schachern, schieben doch
alle! Jeder echte Deutsche muß doch die Juden
und deren Unternehmungen meiden — in jeder
Beziehung. Oder nicht?"
„Wo ich weiß, daß ich reell bedient werde —
wo ich ein gutes Geschäft machen kann--
warum nicht? Und einen Spaß muß ichJhncn
erzählen — einen Spaß, sage ich Ihnen! Ich
legte fünf Tausender hin und bekam zwei Hun-
derter 'raus. Was die gerechnet haben, weiß
ich nicht. Zwei Hunderter gut gemacht! Die
stinkige Bande muß beschissen werden, daß ihr
die Augen übergehen."
Herr Deutscher strahlte übers ganze Gesicht.
Er war mit sich äußerst zufrieden. Dann be-
gann er, sich eine Pfeife von meinem Tabak
zu stopfen und Hub an, seinen Vortrag über
die Schädlichkeit der Judenbande im Wirt-
schaftsleben und anderswo zu wiederholen.
Ich unterbrach ihn: „Wissen Sie denn nicht,
daß die Kassiererin das zuviel herausgegebene
Geld ersetzen muß?"
Das wußte Herr Deutscher. „Warum paßt
sie denn nicht auf!"
„Herr Deutscher, Sie sind kein Jude. Das
habe ich soeben gemerkt. Aber ein Gauner
allerersten Ranges sind Sie. Sie sind. . ."
Hauswirten soll man nicht widersprechen.
Herr Deutscher, vierfacher Hausbesitzer von
Beruf, schob mich unsanft zur Tür hinaus.
Mein Flurnachbar behauptet, ich sei hinauS-
geflogen worden. Ernst Fischer von Gnandstein
Sie heitere Laune
mit Richters Anker-Steinbaukasten. „Mein Anlcr-
Sieinbaukasten ist mir tatsächlich ein wahrer
Freund, und dies ist nicht ein leeres Wort. Wenn
die einsamen Stunden kommen, voll Unmut und
Leid, dann finde ich in der Beschäftigung
mit dem giiker-Zleinbaukaften
meine Zufrieder heit wieder." So schreibt uns ein
Ankersreund »ach Uebersendung unserer Glü.k-
wünsche zum Geburtstage, die jedem Mitglied des
RAV (Richters Ankersteinbaustasten-Veretn) zr-
gehen. — Ter RAV fördert innige Zusammenarbeit
u. gegenseitigen Gedankenaustausch. Vereinsorgan
ist die Illustrierte Ankerzeitung, die regelmäßig
kostenlos zuacstellt wird. Auch dieser Vorteil steht
einzig da. Verlangen Sie unsere Druckschrift Ja -8.
F. Ad. Richter & Co. A.G. Rudolstadt.
Kehrt wieder
Nürnberger Inserat
Schorschl L.'
Kehre zurück! Es sei alles vergessen!
(Auch Deine Reden).
Deine Brüder: V. S.P. D.
Juwelenkleider
werden jetzt von den amerikanischen Dollar-
königinnen getragen. Eine Robe sieht unvoll-
ständig aus, sagen sie, wenn nicht mindestens
für 6000 Dollar — rund 60 Millionen Mark -
Edelsteine und Perlen daran herumbaumeln.
Und eine Robe darf nicht unvollständig aus-
sehen!
Darum ist es ein wahres Glück, daß das
Volk sich ausziehen läßt. Sonst hätten die
Damen nichts anzuziehen.
Lohe Politik
Gestern waren sie noch Brüder.
Leute aber, heute
Staunt ihr, liebe Leute:
Wie begifte» sie sich wieder!
Thrazien und die Dardanellen,
Nennt sie — und die Lidern schwellen
Drohend auf den Stirnen.
Überhitzt und rabiat
Raffelt, faucht der Apparat
In den Diplomatenhirnen.
Noten fliegen durch die Drähte.
Nedewasser raufcht.
Alle Welt, sie lauscht:
Platzen wieder mal die Nähte?
Die Journale und Gazetten
Künden es in großen, fetten
Lettern: Wieder ist was los!
In Angora und Athen
Gibt's Erbauliches zu sehn.
Unsere Zeit, ha, ist doch groß!
Lorch, rings auf dem Balkan knurrt es.
Selbst der kleinste Köter bellt.
Und in Rom und Prag, da murrt es:
Auf, und ordnen wir die Welt!
Dies erhabne Ziel zu meistern
Und sie recht zusammenkleistern.
Wäre groß, antik! ...
Und die offne und geheime
Lohe, höchste Politik
Bringt sie gänzlich aus dem Leime. Pan
Theorie und Praxis
Herr Deutscher, was mein Hauswirt ist, ist
er von sehr kleiner Gestalt, hat Dackelbeine,
ist krummnasig und geborener Anlisemite, ist
Mitglied der „Liga zum Schutze der deutschen
Kultur", des Kegelvereins „Alle Neune", des
Hausbesitzervereins „zur Wahrung der berech-
tigten JnteressendernotleidendenHausbesitzer",
des Gesangvereins „Liedertafel", des Schützen-
vereins, ist eifriger Leser der „Deutschen Zei-
tung" und fanatischer Gegner der roten Blätter.
Von Beruf ist er vierfacher Hausbesitzer.
Neulich wurde ich eingeladen zu einer Pfeife
Tabak und einem Plauderstündchen. Den Ta-
bak nahmen wir der Einfachheit halber aus
meinem Beutel. Die Kosten der Unterhal-
tung bestritt mein Hauswirt. Herr Deutscher
entpuppte sich als echter Deutscher.
Mir wurde ein Vortrag gehalten, der sich
gewaschen hatte und der über zwei Pfeifen lang
währte, in dessen Verlauf mir — an Hand von
Beispielen natürlich! — klipp und klar bewiesen
wurde, daß an der ganzen Misere des Lebens,
der wirtschaftlichen Lage und an was sonst noch
alles einzig und allein das jüdische Kapital
Ein Früchtchen
„Mit Nachbars Karlchen kann man nicht verkehren,
der ist schon siinf Jahre alt und weiß niemals, wie
der Dollar steht!"
schuld ist, daß die Juden wucherten, schacher-
ten und schoben, daß sie wuchern, schachern
und schieben, daß sie wuchern, schachern und
schieben werden sn gros und en detail, solange
sie eben nicht ausgcrottet seien — — und des-
halb Kampf bis aufs äußerste! Dieser stinkigen
Bande — daß die Juden einen ihnen eigenen
Geruch haben, erfuhr ich bei dieser Gelegen-
heit auch — haben wir jede neue Teuerungs-
welle, die über unser armes Vaterland sich
wälzt, zu verdanken. Niemand anderem. Daß
darum jeder echte Deutsche die Juden und ihre
Unternehmungen meiden muß — in jeder Be-
ziehung —, sei eine Selbstverständlichkeit!!
Ich dachte an die letzte Mietpreissteigerung
und ich schwieg: Hausbesitzern darf man nicht
ungestraft widersprechen — auch wenn sie
Deutscher heißen.
Mein Schweigen wurde für Zustimmen ge-
halten. Und dafür galt ich als ein verständi-
ger Mann, mit dem „man" ein vernünftiges
Wort reden konnte.
Eine Woche verging. Ich wurde wieder ein-
geladen. Auf einen Sprung, zu einer Pfeife
Tabak. Nebenbei mußte ich einen neuen An-
zug bewundern, den sich mein Hauspascha zu-
gelegt hatte, da er mit seinen Anzügen „so gut
wie abgebrannt" gewesen war.
Ein schöner Anzug. Wie sich der Stoff an-
fühltsl Und billig! Bloß 6000. Denselben An-
zug in einem anderen Geschäft hatte er sich
angesehen. 6500 sollte er dort kosten. Genau
derselbe Stoff. Dieselbe Machart. Was die
dran verdienen! Das ist doch Wucher!
Für 5000 Mark fand ich den Anzug auch
nicht zu teuer.
„Wo haben Sie gekauft?" Er nannte die
Firma.
„Ja — aber — hm — das ist doch ein jüdi-
sches Unternehmen!"
„Das ist mir gleich. Ich Hab' doch einen
billigen und guten Anzug."
„Die Juden wuchern, schachern, schieben doch
alle! Jeder echte Deutsche muß doch die Juden
und deren Unternehmungen meiden — in jeder
Beziehung. Oder nicht?"
„Wo ich weiß, daß ich reell bedient werde —
wo ich ein gutes Geschäft machen kann--
warum nicht? Und einen Spaß muß ichJhncn
erzählen — einen Spaß, sage ich Ihnen! Ich
legte fünf Tausender hin und bekam zwei Hun-
derter 'raus. Was die gerechnet haben, weiß
ich nicht. Zwei Hunderter gut gemacht! Die
stinkige Bande muß beschissen werden, daß ihr
die Augen übergehen."
Herr Deutscher strahlte übers ganze Gesicht.
Er war mit sich äußerst zufrieden. Dann be-
gann er, sich eine Pfeife von meinem Tabak
zu stopfen und Hub an, seinen Vortrag über
die Schädlichkeit der Judenbande im Wirt-
schaftsleben und anderswo zu wiederholen.
Ich unterbrach ihn: „Wissen Sie denn nicht,
daß die Kassiererin das zuviel herausgegebene
Geld ersetzen muß?"
Das wußte Herr Deutscher. „Warum paßt
sie denn nicht auf!"
„Herr Deutscher, Sie sind kein Jude. Das
habe ich soeben gemerkt. Aber ein Gauner
allerersten Ranges sind Sie. Sie sind. . ."
Hauswirten soll man nicht widersprechen.
Herr Deutscher, vierfacher Hausbesitzer von
Beruf, schob mich unsanft zur Tür hinaus.
Mein Flurnachbar behauptet, ich sei hinauS-
geflogen worden. Ernst Fischer von Gnandstein
Sie heitere Laune
mit Richters Anker-Steinbaukasten. „Mein Anlcr-
Sieinbaukasten ist mir tatsächlich ein wahrer
Freund, und dies ist nicht ein leeres Wort. Wenn
die einsamen Stunden kommen, voll Unmut und
Leid, dann finde ich in der Beschäftigung
mit dem giiker-Zleinbaukaften
meine Zufrieder heit wieder." So schreibt uns ein
Ankersreund »ach Uebersendung unserer Glü.k-
wünsche zum Geburtstage, die jedem Mitglied des
RAV (Richters Ankersteinbaustasten-Veretn) zr-
gehen. — Ter RAV fördert innige Zusammenarbeit
u. gegenseitigen Gedankenaustausch. Vereinsorgan
ist die Illustrierte Ankerzeitung, die regelmäßig
kostenlos zuacstellt wird. Auch dieser Vorteil steht
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F. Ad. Richter & Co. A.G. Rudolstadt.
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