10674
„Lofkonzerl"
Es stinkt, ihr lieben Leute,
Ringsum nach Medizin.
Bald bimmelt Grabgeläute
Nicht nur im schönen Wien:
Europa, das ist kränklich,
Schrumm und bumm —
Die Zeiten sind bedenklich.
Verehrtes Publikum.
Man schneidet sich die Striemen
Aus unsrer armen Laut,
Längst ist der Lungerriemen
Zerteilt, gekocht, verdaut.
Der Schieber nur wird speckig,
Schrumm und bumm —
Die Zeiten, die sind dreckig.
Verehrtes Publikum.
Gar bläulich friert die Neese.
Der Frost ist nicht beliebt.
Wenn bibbernd das Gekröse
Egal nur Kohldampf schiebt.
Die Kohle mangelt gänzlich,
Schrumm und bumm —
Die Zeiten, die sind brenzlich.
Verehrtes Publikum.
Die Frucht des Lohngewinnes
Nährt nicht uns armes Pack.
Nicht jeder ist ein Stinnes,
Nicht jeder Lubersac.
Die Losen sind zerrissen,
Schrumm und bumm —
Die Zeiten sind besch—eiden.
Verehrtes Publikum.
Rings knall» Champagnerproppen.
Wir trinken Tee, o je.
Es folgt der edle Troppen
Dem dicken Portmonneh.
Der Wuchrer macht sich mausig,
Schruinm und bumm —
Die Zeiten, die sind lausig,
Verehrtes Publikum.
Die Lerren Bürokraten,
Die nährt der Winterschlaf.
Es wächst, statt neuer Taten,
Manch neuer Paragraph.
Cs kritzeln tausend Federn,
Schrumm und bumm —
Die Zeiten, die sind ledern.
Verehrtes Publikum.
Doch darum keine Bange!
Wie man's dir auch vermiest,
Das Leben lacht, solange
Du deinen „Jacob" liest.
Es leb' der Lumoriste,
Schrumm und bumm —
Sonst wird die Zeit zu triste.
Verehrtes Publikum!! -v. E.
Eignungsprüfungen
Eine große Rolle bei der Berufswahl spielt
heute die „Eignungsprüfung". Wie wir hören,
soll diese Prüfung in folgenden Punkten weiter
ausgebaut werden:
Wer für den Beruf eines Dichters oder Künst-
lers Neigung zeigt, muß sich erst einer Prüfung
als Hungerkünstler unterziehen.
Wer einen Beruf zu ergreifen gedenkt, in
dem er später einmal Preise festzusetzen hat,
muß Proben in der Kletterkunst ablegen.
Will jemand heiraten, so hat er erst über-
zeugend nachzuweisen, daß er mit einer Familie
ohne Familienwohnung auskommenkann.
Ministerkandidaten haben vor Antritt ihres
Amtes Proben höchster Todesverachtung
abzulegen. _
Lieber Jacob!
Ein Beamter ist wegen eines Vergehens aus
dem Dienst entlassen worden. Seine Frau klagt:
„Was soll aus meinem Manne nun werden,
wo er so gar keine Arbeit, sondern nur Dienst
gewohnt ist!" *
Herr Schulze, der seinerzeit ein äußerst „feucht-
fröhliches" Studentenleben geführt hat, bemit-
leidete kürzlich die jetzige Studentengeneration:
„Was haben die Studenten in diesen mise-
rablen Zeiten eigentlich von ihrem Studium?
Da ist beispielsweise mein Neffe Karl, der
Studiosus; der arme Kerl hat faktisch noch
nicht ein einziges Mal im Rinnstein ge-
legen!" *
„Die Monarchie", sagte neulich der ehemalige
Hoflieferant Bicheke, „muß entschieden wieder-
hergestellt werden. Ich besitze noch 8000 Ge-
schäftsbriefe mit dem Hoflieferantentitel."
*
Der Frau Schieber ist von einem Taschen-
dieb das Portemonnaie entwendet worden.
„Ja, Lieschen," sagte sie zu ihrem Töchterchen,
„arme Leute würden nun zur Polizei rennen."
H. Mar«
Faszifien-Kundgebung
Arbeiter Italiens! Wie ihr wißt, ist der
Kapitalismus eine Wirtschaftsversaffung, die
nie und nirgend den Interessen der Arbeiter-
klasse zuwiderlief. Deshalb will der Faszismus
den Kapitalismus!
Ihr wißt ferner, Arbeiter Italiens, daß der
Sozialismus gegen eure Interessen ist. Des-
halb ist der Faszismus gegen den Sozialismus!
Wir werden eure Lebenshaltung heben; zu-
nächst verbieten wir die sozialistische Presse —
es ist ein Skandal, euch die sündhaft hohen
Abonnementsgelder abzunehmen!
Wir verbieten auch die kommunistische Presse;
sie hat, indem sie die Moskauer Weisungen be-
folgte, uns brav unterstützt. Jetzt, da der Faszis-
mus den Sieg errungen, ist sie überflüssig ge-
worden.
Arbeiter Italiens! Eure Genossen, die deut-
schen Arbeiter werden durch den Versailler
Vertrag in der niederträchtigsten Weise aus-
gebeutet. Wollt ihr tatenlos zusehen? Auf,
helft am Ausplündern!
Arbeiter! Der Faszismus ist die Internatio-
nale des Nationalismus! Schon jubeln desSiegs
Signale auch in den bayerischen Bierkellern
Der Faszismus ist der Friede! Er wird die
Serben in die Pfanne hauen! Der Faszismus
bringt Brot, es soll den Agrariern Venetiens
wohl ergehen! Der Faszismus bedeutet warme
Stuben für den Winter — wir werden euch
einheizen, Arbeiter Italiens, daß euch Hören
und Sehen vergehen soll! w.
„Lofkonzerl"
Es stinkt, ihr lieben Leute,
Ringsum nach Medizin.
Bald bimmelt Grabgeläute
Nicht nur im schönen Wien:
Europa, das ist kränklich,
Schrumm und bumm —
Die Zeiten sind bedenklich.
Verehrtes Publikum.
Man schneidet sich die Striemen
Aus unsrer armen Laut,
Längst ist der Lungerriemen
Zerteilt, gekocht, verdaut.
Der Schieber nur wird speckig,
Schrumm und bumm —
Die Zeiten, die sind dreckig.
Verehrtes Publikum.
Gar bläulich friert die Neese.
Der Frost ist nicht beliebt.
Wenn bibbernd das Gekröse
Egal nur Kohldampf schiebt.
Die Kohle mangelt gänzlich,
Schrumm und bumm —
Die Zeiten, die sind brenzlich.
Verehrtes Publikum.
Die Frucht des Lohngewinnes
Nährt nicht uns armes Pack.
Nicht jeder ist ein Stinnes,
Nicht jeder Lubersac.
Die Losen sind zerrissen,
Schrumm und bumm —
Die Zeiten sind besch—eiden.
Verehrtes Publikum.
Rings knall» Champagnerproppen.
Wir trinken Tee, o je.
Es folgt der edle Troppen
Dem dicken Portmonneh.
Der Wuchrer macht sich mausig,
Schruinm und bumm —
Die Zeiten, die sind lausig,
Verehrtes Publikum.
Die Lerren Bürokraten,
Die nährt der Winterschlaf.
Es wächst, statt neuer Taten,
Manch neuer Paragraph.
Cs kritzeln tausend Federn,
Schrumm und bumm —
Die Zeiten, die sind ledern.
Verehrtes Publikum.
Doch darum keine Bange!
Wie man's dir auch vermiest,
Das Leben lacht, solange
Du deinen „Jacob" liest.
Es leb' der Lumoriste,
Schrumm und bumm —
Sonst wird die Zeit zu triste.
Verehrtes Publikum!! -v. E.
Eignungsprüfungen
Eine große Rolle bei der Berufswahl spielt
heute die „Eignungsprüfung". Wie wir hören,
soll diese Prüfung in folgenden Punkten weiter
ausgebaut werden:
Wer für den Beruf eines Dichters oder Künst-
lers Neigung zeigt, muß sich erst einer Prüfung
als Hungerkünstler unterziehen.
Wer einen Beruf zu ergreifen gedenkt, in
dem er später einmal Preise festzusetzen hat,
muß Proben in der Kletterkunst ablegen.
Will jemand heiraten, so hat er erst über-
zeugend nachzuweisen, daß er mit einer Familie
ohne Familienwohnung auskommenkann.
Ministerkandidaten haben vor Antritt ihres
Amtes Proben höchster Todesverachtung
abzulegen. _
Lieber Jacob!
Ein Beamter ist wegen eines Vergehens aus
dem Dienst entlassen worden. Seine Frau klagt:
„Was soll aus meinem Manne nun werden,
wo er so gar keine Arbeit, sondern nur Dienst
gewohnt ist!" *
Herr Schulze, der seinerzeit ein äußerst „feucht-
fröhliches" Studentenleben geführt hat, bemit-
leidete kürzlich die jetzige Studentengeneration:
„Was haben die Studenten in diesen mise-
rablen Zeiten eigentlich von ihrem Studium?
Da ist beispielsweise mein Neffe Karl, der
Studiosus; der arme Kerl hat faktisch noch
nicht ein einziges Mal im Rinnstein ge-
legen!" *
„Die Monarchie", sagte neulich der ehemalige
Hoflieferant Bicheke, „muß entschieden wieder-
hergestellt werden. Ich besitze noch 8000 Ge-
schäftsbriefe mit dem Hoflieferantentitel."
*
Der Frau Schieber ist von einem Taschen-
dieb das Portemonnaie entwendet worden.
„Ja, Lieschen," sagte sie zu ihrem Töchterchen,
„arme Leute würden nun zur Polizei rennen."
H. Mar«
Faszifien-Kundgebung
Arbeiter Italiens! Wie ihr wißt, ist der
Kapitalismus eine Wirtschaftsversaffung, die
nie und nirgend den Interessen der Arbeiter-
klasse zuwiderlief. Deshalb will der Faszismus
den Kapitalismus!
Ihr wißt ferner, Arbeiter Italiens, daß der
Sozialismus gegen eure Interessen ist. Des-
halb ist der Faszismus gegen den Sozialismus!
Wir werden eure Lebenshaltung heben; zu-
nächst verbieten wir die sozialistische Presse —
es ist ein Skandal, euch die sündhaft hohen
Abonnementsgelder abzunehmen!
Wir verbieten auch die kommunistische Presse;
sie hat, indem sie die Moskauer Weisungen be-
folgte, uns brav unterstützt. Jetzt, da der Faszis-
mus den Sieg errungen, ist sie überflüssig ge-
worden.
Arbeiter Italiens! Eure Genossen, die deut-
schen Arbeiter werden durch den Versailler
Vertrag in der niederträchtigsten Weise aus-
gebeutet. Wollt ihr tatenlos zusehen? Auf,
helft am Ausplündern!
Arbeiter! Der Faszismus ist die Internatio-
nale des Nationalismus! Schon jubeln desSiegs
Signale auch in den bayerischen Bierkellern
Der Faszismus ist der Friede! Er wird die
Serben in die Pfanne hauen! Der Faszismus
bringt Brot, es soll den Agrariern Venetiens
wohl ergehen! Der Faszismus bedeutet warme
Stuben für den Winter — wir werden euch
einheizen, Arbeiter Italiens, daß euch Hören
und Sehen vergehen soll! w.