10689
Befette dich selbst!
Altere Leute berichten, daß früher ganz all-
gemein ein Fett im Gebrauch war, das man
Butter nannte. Auch Schmalz soll es einmal
gegeben haben. Seitdem aber die Kühe und
Schweine den Hochmutsfimmel gekriegt haben
und nur noch für Bankdirektoren und fünf-
zehnfache Aufsichtsratsmitglieder produzieren,
hat sich das übrige Kleinvolk der Margarine
zugewendet, die nun auch anfängt, stolz zu
werden und nur noch für Beamte von der
zehnten Gehaltsklasse an zu erschwingen ist.
Da die Wagenschmiere und das Haaröl eben-
falls schon lange dem Zug zur Höhe folgen,
wären die Bratkartoffeln in der Pfanne des
Armen in Gefahr, in ihrem eigenen Fett ge-
sotten zu werden, — wenn die Wissenschaft
nicht wäre!
Im Moment der höchsten Fettlosigkeit schickt
sie uns einen glänzenden Sonnenblick in die
ausgekratzte Butterdose. „Befette dich selbst!"
so lautet der kategorische Imperativ der mo-
dernen Chemie, die soeben in ihren Fachblät-
tern triumphierend darauf hinweist, daß es
Bakterien gibt, die Fett produzieren. Mikro-
skopische Kühe also, die mit Vorliebe auf See-
tang weiden und ihre Butter direkt in den
Topf machen, ohne gemolken zu werden.
Kein Wunder, daß sämtlichen Rindviechern
die Kalbshachsen vor Konkurrenzneid zittern-
Denn nun kann es nicht lange mehr dauern
und jede Hausfrau hat ihre Kuh im Topf:
Fettpilze, die eifrig auf ein paar Seetangblät-
tern wuchern. Denkt: ein Fettopf, der leer ge-
strichen sich immer wieder selbsttätig von neuein
füllt — dieser Fettpilz wird uns alle zu Glücks-
pilzen machen! ^_ i>-
Was man uns leiht
„Also auch der Besuch der ReparationS-
kommisfion in Berlin scheint ergebnislos ver-
laufen zu sein?"
„Wieso denn? Das Ausland wird uns be-
stimmt etwas leihen!"
„Was denn?"
„Sein Ohr!"
☆
Das Opfer
.Es gibt raum jemanden, der durch den Krieg so ge-
schädigt und in seiner Existenz erschüttert worden ist,
wie ich." (Stinnes)
Zähren feuchten meine Wange,
Tief im Zwerchfell bohrt der Schmerz,
Mitleid frißt wie eine Schlange
Mir das kummervolle Lerz.
Wasser, rinn es!
Keiner hat wie er gestritten;
Keiner hat wie er gelitten —
Keiner so wie Stinnes.
Wer auch sonst dem Kriege grollte.
Ward nicht so wie er geäfft;
Denn es ging nicht wie es sollte.
Das Maschinenramschgeschäft.
Des Gewinnes
Klumpen schien ihm noch zu knapp.
Andre kriegten auch was ab —
Traurig für Lerrn Stinnes.
Mancher starb an Magenleere,
Mancher nahm sich einen Strick.
Stinnes nahm die ganze Schwere
Seines Daseins aufs Genick.
Trüben Sinnes
Gründet er und fusioniert.
Doch wieviel er profitiert.
Weiß er nie... du armer Stinnes! Pan
Zweierlei
Verlorene Müh'
Mitglieder der Organisation 6 sprechen in
geheimer Versammlung über den Rücktritt des
Reichskanzlers Wirth. „Zu dumm," sagt einer,
„wo wir schon bis in alle Einzelheiten den
Plan zu Wirths Ermordung ausgear-
beitet hatten." ^ H. Maro
Die Anruhen im Rheinland
Mit Bitterkeit stellte der Proletarier fest:
„Der Ausgang wirkt wie ein Symbol: Die
Reichen verloren einige Schaufensterscheiben,
das Proletariat Tote und Verwundete!"
Die Reichen antworteten: „Ganz recht! Wir
haben also den größeren Schaden!"
Sprichwörter
Unrecht Gut versteuert Nichts.
Wer nicht arbeitet, der soll sehr gut essen.
Sitze rechts und scheue niemand.
vie schönsten Weihnachts-Geschenke
sind komplette Jahrgänge des mit vielen farbigen
humoristisch-satirischen Lildern ausgestatteten
* ❖ wahren Jacob ♦ ♦
wir liefern noch bis zum 20. Dezember zu dem Kus-
nahmepreis von 200 Mark den Jahrgang ungebunden
und 500 Mark gebunden, vorhanden sind noch Jahr-
gänge 1893—1899, 1901-1913, 1915-1921 ungebun-
den. gebunden 1894-1899, 1901, 1902, 1920, 1921.
Bestellungen sind zu richten an den Verlag des
wahren Jacob, Stuttgart, Furtbachstrahe 12.
Befette dich selbst!
Altere Leute berichten, daß früher ganz all-
gemein ein Fett im Gebrauch war, das man
Butter nannte. Auch Schmalz soll es einmal
gegeben haben. Seitdem aber die Kühe und
Schweine den Hochmutsfimmel gekriegt haben
und nur noch für Bankdirektoren und fünf-
zehnfache Aufsichtsratsmitglieder produzieren,
hat sich das übrige Kleinvolk der Margarine
zugewendet, die nun auch anfängt, stolz zu
werden und nur noch für Beamte von der
zehnten Gehaltsklasse an zu erschwingen ist.
Da die Wagenschmiere und das Haaröl eben-
falls schon lange dem Zug zur Höhe folgen,
wären die Bratkartoffeln in der Pfanne des
Armen in Gefahr, in ihrem eigenen Fett ge-
sotten zu werden, — wenn die Wissenschaft
nicht wäre!
Im Moment der höchsten Fettlosigkeit schickt
sie uns einen glänzenden Sonnenblick in die
ausgekratzte Butterdose. „Befette dich selbst!"
so lautet der kategorische Imperativ der mo-
dernen Chemie, die soeben in ihren Fachblät-
tern triumphierend darauf hinweist, daß es
Bakterien gibt, die Fett produzieren. Mikro-
skopische Kühe also, die mit Vorliebe auf See-
tang weiden und ihre Butter direkt in den
Topf machen, ohne gemolken zu werden.
Kein Wunder, daß sämtlichen Rindviechern
die Kalbshachsen vor Konkurrenzneid zittern-
Denn nun kann es nicht lange mehr dauern
und jede Hausfrau hat ihre Kuh im Topf:
Fettpilze, die eifrig auf ein paar Seetangblät-
tern wuchern. Denkt: ein Fettopf, der leer ge-
strichen sich immer wieder selbsttätig von neuein
füllt — dieser Fettpilz wird uns alle zu Glücks-
pilzen machen! ^_ i>-
Was man uns leiht
„Also auch der Besuch der ReparationS-
kommisfion in Berlin scheint ergebnislos ver-
laufen zu sein?"
„Wieso denn? Das Ausland wird uns be-
stimmt etwas leihen!"
„Was denn?"
„Sein Ohr!"
☆
Das Opfer
.Es gibt raum jemanden, der durch den Krieg so ge-
schädigt und in seiner Existenz erschüttert worden ist,
wie ich." (Stinnes)
Zähren feuchten meine Wange,
Tief im Zwerchfell bohrt der Schmerz,
Mitleid frißt wie eine Schlange
Mir das kummervolle Lerz.
Wasser, rinn es!
Keiner hat wie er gestritten;
Keiner hat wie er gelitten —
Keiner so wie Stinnes.
Wer auch sonst dem Kriege grollte.
Ward nicht so wie er geäfft;
Denn es ging nicht wie es sollte.
Das Maschinenramschgeschäft.
Des Gewinnes
Klumpen schien ihm noch zu knapp.
Andre kriegten auch was ab —
Traurig für Lerrn Stinnes.
Mancher starb an Magenleere,
Mancher nahm sich einen Strick.
Stinnes nahm die ganze Schwere
Seines Daseins aufs Genick.
Trüben Sinnes
Gründet er und fusioniert.
Doch wieviel er profitiert.
Weiß er nie... du armer Stinnes! Pan
Zweierlei
Verlorene Müh'
Mitglieder der Organisation 6 sprechen in
geheimer Versammlung über den Rücktritt des
Reichskanzlers Wirth. „Zu dumm," sagt einer,
„wo wir schon bis in alle Einzelheiten den
Plan zu Wirths Ermordung ausgear-
beitet hatten." ^ H. Maro
Die Anruhen im Rheinland
Mit Bitterkeit stellte der Proletarier fest:
„Der Ausgang wirkt wie ein Symbol: Die
Reichen verloren einige Schaufensterscheiben,
das Proletariat Tote und Verwundete!"
Die Reichen antworteten: „Ganz recht! Wir
haben also den größeren Schaden!"
Sprichwörter
Unrecht Gut versteuert Nichts.
Wer nicht arbeitet, der soll sehr gut essen.
Sitze rechts und scheue niemand.
vie schönsten Weihnachts-Geschenke
sind komplette Jahrgänge des mit vielen farbigen
humoristisch-satirischen Lildern ausgestatteten
* ❖ wahren Jacob ♦ ♦
wir liefern noch bis zum 20. Dezember zu dem Kus-
nahmepreis von 200 Mark den Jahrgang ungebunden
und 500 Mark gebunden, vorhanden sind noch Jahr-
gänge 1893—1899, 1901-1913, 1915-1921 ungebun-
den. gebunden 1894-1899, 1901, 1902, 1920, 1921.
Bestellungen sind zu richten an den Verlag des
wahren Jacob, Stuttgart, Furtbachstrahe 12.