Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
DitKleider der Gnädigen

Zeichnung von Peter

„Das läge ick Ihnen, Liefe, daß
Sie lick nicht mal untergeben,
eins von meinen Kleidern zum
Ausgang anzuzieben!"

Liebe

In einem Salon wurde er ihr
vorgefiellt.

In einem Theater erinnerte er
sich ihrer Bekanntschaft.

In einer Straßenbahn sprach er
von Interesse.

In einem Kino erklärte er, daß
sie nicht alltäglich sei.

Und endlich:

„Ichkann nicht ohneSie leben!"
„Ich weiß nicht, wer Sie sind.
Woher Sie kommen, wohin Sie
gehen..."

.Ich weiß nur eines — ich liebe
Sie! Werden Sie meine Frau,
ich nehme Sie blind, unwissend,
wie ich sie finde!"

Schrecklicher Verdacht

Zeichnung t>. R. Piaehlcr v. vlbegraorn

Die Einlage

Weißgerber sucht für sein Geschäft einen Mitarbeiter „mit Einlage".
Dinkel möchte den Posten gern annehmen, hat aber Besorgnis, er konnte
seine Einlage verlieren.

„Sie gehen fa gar kein Risiko ein, werter Herr Dinkel", beschwichtigt
Weißgerber. „Ich zahle Ihnen monatlich dreihundert Mark Gehalt
und außerdem für Ihre Einlage die bankmäßigen Zinsen. Sie brauchen
garnichts zu tu», und am Ultimo kommen Sie um Ihr Geld. Ist dar
nicht eine schöne Sache?"

Dar leuchtet schließlich auch Dinkel ein. Er gibt das Geld her.

Am Ultimo war Weißgcrber pleite. Es kam, wie er gesagt hatte.
Dinkel war am Ultimo um sein Geld gekommen.

*

Rhein und Pleiße

Zeichnung von A 0 a lb t r i Hub

An des Kindes Wiege

Zeichnung von tz. Peter

„Icb glaube, unler Syndikus ilt ein
von der Sozialdemokratie bezahltes
Subjekt! Icb tage beute zu ihm: TTa,
lieber Schmidt, es lieht bös aus um
die nächiten iüah'en! willen Sie, was
er antwortet? ITJan müßte vertuchen,
lagt er, den fjerrn Reichskanzler zu
öfterem Reden zu veranlassen!"

„Nor am Rbaiin, da mecbt’cb läähm . . .!"

„ITiacbe geen Sabbericb, Graule, gannft dich doch in Ceipzch oodb
ganz Icbeene belaufen!“

Eine Erinnerung

Henry Clan, der sich gegen die Sklaverei wandte, wurde
in einer Rede von Befürwortern des Menschenhandels
»iedergezischt.

„DaS ist der Ton," erklärte er, „den man hört,
wenn die Wasser der Wahrheit in die Feuer der Hölle
tropfen!"

Glossen

Es ist nicht alles Gold,

Das man sieht glänzen,

Oft sitzen im weißen LuxuSaut'
Die dunkelsten Existenzen!

„Du lollteft doch aufpassen,
wenn Baby anfängt zu febreien!“
„Icb habe aufgepaßt! £s
febreit genau feit dreiviertel
fünf!".

„Auch wenn ich arm bin?"
„Auch wenn Sie noch ärmer
wären."

„Nun denn, ich bin dein! Und
noch eine Freude: Ich habe ein
Vermögen von 100000 Mark."
„ioo ooo Mark?" stammelte da
betroffen der Liebhaber, „so eine
Gemeinheit! Man hat mir doch
gesagt. Sie hätten wenigstens eine
halbe Million!" j.h.r.

Und abermals Liebe

„Nanu? Sie haben doch vor-
gestern erst geheiratet und jetzt
sind Sie schon wieder unter-
wegs?"

„Ja, ich mache meine Hoch-
zeitsreise."

„Und wo ist Ihre Frau?"

„Mein Gort, irgendwer muß
doch im Laden bleiben."

Nachts um r Uhr

Zeichnung von Willi Steineri

Es ist nimmer ein neues.

Sondern ein altes G schichte!:

So mancher Stammbaum endigt
In einem - „Früch tel!" iw

„Aber £lli, meinetwegen brauchte!!
Du doch nicht Io lange aufzubleiben,
ich habe doch einen F>aus(cblü[lel mit!“
„7a, ITIama, aber Großmama ilt
noch nicht zu Kaule!"

7
 
Annotationen