Lieber Wahrer Jacob!
War det'n Jewirje de letzten Dage! Jberall bin ick rumjerennr mit meine Dreh-Kiste, um dir im Bild« vor>
hehren ru kennen, wat unsre politschen Prominenten zu Weihnachten jeschenkt kriejen. Aba ick Kab't jeschafft, un
wenn der Streefen ovch nich vvllständich is, so treeste ick mir damit, det am heiljen Amd sowieso manche Winsche
unerfillt bleiben werden.
Der Herr Reichskanzler wird sich koloffal za det sinuiie Jcschenk freie», wat ,'e ihm
ankern Boom leien wcrn un wahrscheinlich wird er seine liehe Kran 'n ianzen Amd
lang draus vorsingn.
Den ollen Hlndeaburchen ham sc een
Riesen-Mikroskop jeschcnkt, damit er
iklne Hlndenburch-Spendr wahrnehmen
kan«.
Dlffc Schlummerrolle iS sor'n Zuftizminisier Hergt
bestimmt. Sein Freind Claß hat se ihm jekoost.
Der Herr ReichSicrichtS Präsident soll' n
Stoobsauger ieschenkt krieien, Det ian,r
deitschc Bolk wird, wenn der eene »ich
irniezen sollte zusammcaleien, am mehre
zu koosen!
Gtresemann kriejt oon seine Partei 'n mächtien
Posten Kisten ieschenkt, damit er im nächsten Jahr
seine Jenfer Erfolic ooch alle nach Berlin schaffen
kann.
Janz besonders anicstrengt dam sich Herrn ». KcudellS Freinde, Er
kricit een wundabaret Jcmäldc, det eene in tiefe Jcdanken versunkene
Arbeeter-Familic (ZentrumS-Kulör) darstellen duhi. Der Kinstler hat
dem Bild den Titel stieben: »Wo krieien wa bloß det Jeld for'k
Schuljcse? her?" Et wird den Herrn Innenminister riesig freien,
wat sich Arberter Familien for Jcdanken machen!
Wat dem Buricrblock von seine Anhänger zu'i
Wahliahr 1928 iewinscht wird!
Jr»f Westarp hat von seine Mannen det ickriejt, wat de hier siehst. Et iS der Ader er hat noch wat iekricit. Nämlich diese intcrcffant« Kollektion, damit er
bekannte olle Kohl, der bei de nächsten Wahlen wieder uffjewärmt werden soll, seine WatzlauSsichtcn heben fann.U
Womit ick vableibe mit ville Jrieße Dein jetreier J»tthilfNauke,an Jörlitzer Bahnhof, jleich links.
Mister Roß legte sich auf die breite Sofa-
bank, die hinter dem Küchcntisch stand. „Gute
Nacht", sagte der Arbeiter noch. „Gute Nacht."
Dann war er allein und schlief ein.
Als er erwachte, war cs Heller Tag. Er-
staunt umstanden ihn die Kinder des Arbeiters,
der schon auf war. „Na, Mutter, was Hab' ich
da aufgekehrt", sagte der zu seiner Frau. Sicht
er nicht ganr anständig aus? Wenn wir ihm
einen anderen Rock anziehen, sieht ihm kein
Mensch an, daß ich ihn auf der Straße ge-
funden habe, was, Mutter? Und wie ist's mit
dem Kaffee? Und setz' mal Kuchen auf den
Tisch. Wozu ist denn Weihnachten. Und dann
sieh nach, ob im Schrank nicht noch eine alte
Jacke von mir hängt!"
Mister Roß blieb den ganzen Tag im Kreise
(Schluß auf Seite 15)
10
War det'n Jewirje de letzten Dage! Jberall bin ick rumjerennr mit meine Dreh-Kiste, um dir im Bild« vor>
hehren ru kennen, wat unsre politschen Prominenten zu Weihnachten jeschenkt kriejen. Aba ick Kab't jeschafft, un
wenn der Streefen ovch nich vvllständich is, so treeste ick mir damit, det am heiljen Amd sowieso manche Winsche
unerfillt bleiben werden.
Der Herr Reichskanzler wird sich koloffal za det sinuiie Jcschenk freie», wat ,'e ihm
ankern Boom leien wcrn un wahrscheinlich wird er seine liehe Kran 'n ianzen Amd
lang draus vorsingn.
Den ollen Hlndeaburchen ham sc een
Riesen-Mikroskop jeschcnkt, damit er
iklne Hlndenburch-Spendr wahrnehmen
kan«.
Dlffc Schlummerrolle iS sor'n Zuftizminisier Hergt
bestimmt. Sein Freind Claß hat se ihm jekoost.
Der Herr ReichSicrichtS Präsident soll' n
Stoobsauger ieschenkt krieien, Det ian,r
deitschc Bolk wird, wenn der eene »ich
irniezen sollte zusammcaleien, am mehre
zu koosen!
Gtresemann kriejt oon seine Partei 'n mächtien
Posten Kisten ieschenkt, damit er im nächsten Jahr
seine Jenfer Erfolic ooch alle nach Berlin schaffen
kann.
Janz besonders anicstrengt dam sich Herrn ». KcudellS Freinde, Er
kricit een wundabaret Jcmäldc, det eene in tiefe Jcdanken versunkene
Arbeeter-Familic (ZentrumS-Kulör) darstellen duhi. Der Kinstler hat
dem Bild den Titel stieben: »Wo krieien wa bloß det Jeld for'k
Schuljcse? her?" Et wird den Herrn Innenminister riesig freien,
wat sich Arberter Familien for Jcdanken machen!
Wat dem Buricrblock von seine Anhänger zu'i
Wahliahr 1928 iewinscht wird!
Jr»f Westarp hat von seine Mannen det ickriejt, wat de hier siehst. Et iS der Ader er hat noch wat iekricit. Nämlich diese intcrcffant« Kollektion, damit er
bekannte olle Kohl, der bei de nächsten Wahlen wieder uffjewärmt werden soll, seine WatzlauSsichtcn heben fann.U
Womit ick vableibe mit ville Jrieße Dein jetreier J»tthilfNauke,an Jörlitzer Bahnhof, jleich links.
Mister Roß legte sich auf die breite Sofa-
bank, die hinter dem Küchcntisch stand. „Gute
Nacht", sagte der Arbeiter noch. „Gute Nacht."
Dann war er allein und schlief ein.
Als er erwachte, war cs Heller Tag. Er-
staunt umstanden ihn die Kinder des Arbeiters,
der schon auf war. „Na, Mutter, was Hab' ich
da aufgekehrt", sagte der zu seiner Frau. Sicht
er nicht ganr anständig aus? Wenn wir ihm
einen anderen Rock anziehen, sieht ihm kein
Mensch an, daß ich ihn auf der Straße ge-
funden habe, was, Mutter? Und wie ist's mit
dem Kaffee? Und setz' mal Kuchen auf den
Tisch. Wozu ist denn Weihnachten. Und dann
sieh nach, ob im Schrank nicht noch eine alte
Jacke von mir hängt!"
Mister Roß blieb den ganzen Tag im Kreise
(Schluß auf Seite 15)
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