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Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 49.1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.8266#0062
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Jetzt ist es heraus!

Nach der »cucsteu Statistik soll Deutschland
sechs Millionen Franc» mehr habe» als
Männer!

„Sehen Sie, ich habe cs immer gesagt: Es
fehlt in der deutschen Republik a» Männern!"

-p

Ein kostbares Stück!

«Hundert Mark soll die Vase kosten? Die
Hai ,a einen Sprung!"

«Eben drum kostet sie hundert Reichsmark!
Seine Hoheit Prinz Hin; Kunz Jochen haden
sie fallen lassen ...!" '

Scherzfrage

„Wer liest heute noch „die Rote Zahne?" —
„Nur ein paar Rote Fahnattker!"

Der alte Droschkenkutscher

Zeichnung '.'Ln G e r b a r d Ha u v t

„Mr linst zu mx mehr nutz, Lieie! fluch
die jungen teuf nehmen lieh jetzt alle
ein fluto. Ich glaub', kie tun garnit mehr
vorher darüber reden!“

Gute Antwort

Ein Prvseffor der Naturwissenschaften und
cm Pfarrer machten zusammen einen Ausflug.
Nach einem opulente» Mittagniadl bekam der
Pfarrer Lust zu rauche» und zog eine Zigarre
aus der Tasche, um sic in Brand zu stecken.
Höflich holte der Professor ein Streichholz her
vor. das aber, als der Pfarrer cs nahm, sofort
wieder ausging. Auch ein zweites und drittes
wollte nicht brenne».

Da meinte der streitbare Diener der Kirche:
«Sehe» Sie, Herr Professor, das Lickt der
Wissenschaft verlöscht!"

„Gewiß, Hochwürden". clilgegnete der Pro
fessor, ..immer, wenn cS die Kirche
in die Hand nimmt!"


Zeichnung non Kurt H ü g e l o w

.,Fialen Sie uns mal den Staub weg, Herr Schornsteinfeger, aber zu Raufe, wir haben nämlich noch keinen Staublauger!

überlegte, ob ihm bei dem hypnotischen Erpcriuieiil ein Fehler unter
laufen sein könnte. In seiner Broschüre staiid nichts davon.
Inzwischen standen die Ballqäste auf den Tischen und Stühlen herum
und faben in die fassungslose Gruppe hinein. Liner schrie: ..Dem iS'ja
schlecht wor'n schütt's eahm do a kalt s Wasser in's Krawattl...!"
,Na, mit an» Flaumfeder müaßt's ihm unter d'Nasen kitzeln! .. ."
FrauLoichingcr fühlte sich als überheizter Dampfkessel. Aus ihren Ohren
kam Rauch. Auf ihrer Zunge lag die Trockenheit ungespritzter Asphalt-
straßcn. Sic brachte kein Wort heraus. Lswar die tiefste Blamage ihres
Lebens Ereignis.'geworde» .. . Aber da kam noch mehr. Fräulein Hansi
versuchte ein letztes Mittel, um den Hatschier Loichinger;u lebendigen
Aeußcrunge» zurückzurufen: sie streichelte ihm sanft mit ihren Lilien-
Händen den Schnurrbart uiid klappte seine Augendeckel ganz spielerisch,
wie benVcrschluß einer blechernen Sparbüchse, abwechselnd auf und zu.
Jetzt kamen in dem Hatschier Loi
chingcr die Maharadschagefühle zu
höchstcrEntfalruna ... Lr küßtedas
Jimmerfräulei». daß ihm daeWaffer
aus den Auge» lief. Frau Loichinger
schrie kreischend auf ...!

Alle im Saal stellten sich aus die
Zehenspitzen und ließen die Augäpfel
Heraushangen.

Die Gattin warf ihr Brusttuch über
beide, damit dir Schande verdeckt
bliebe. Sic streichelte ihn, damit er
die eheliche Treue nicht öffentlich
verscherze. .. Aber Pcxi ging wei-
ter. Er stellte sich auf den Tisch, das
Zimmerfräulein im Arm und er-
klärte feierlich und alle» Ernstes,
daß seine Liebe allen tm Saal an

Alkohol und Fasching

„Darf ich Sie um Feuer bitten?“

wesende» Schöne» offen stände - ! Er fühlte sich als der Sultan,

Pascha und Maharadscha dieses Vereins -!

Das mochte vielleicht im Bai parc angchen, aber nicht im Familien-
abend einesSpar- und Sterdekaffenvereins. Und Peter Morasch glaubte
sich als Beschützer der Hansi zum Handeln verpflichtet - und entriß dem
Loichinger die Haremsdame wärmstaschenwarm von seiner Herzens-
plattforni. Der ganze Verein entlud sich in keuchenden Krämpfen. Wolken
brüchc an Gelächter stelcn über die fragwürdige Familiengruppc der.
Pepi Loichinger fand bald zu seinen hatschierlichen Grundtöne» zurück.
In seinerHandhielt er denKragen des Dcrwischswie cincRose gepreßt:
,Was hast denn Du mir tva? Damisch wolltest mir mach«? Mi?
An königlich bayerischen Hatsckier mit sechsunddreißig Dienst
fahren?...? Peter Morasch vibrierte in seiner Faust wie der
Klöppel einer Ladcnklingel. Pepi erinnerte sich an nichts mehr.

Seine Maharadschagcfühle waren
wie »i der Westentasche verschwun-
den. Aber gerade deshalb empfand
er die Isoliertheit doppelt ernie-
drigend.

„Und wer is Schuld daran? Der
Pvlack! Dös unfrankierte Muster
ohne Wen! Und die da. die ganz
Ander! . . . Dös Flitscherl! . ..
Und am Erste» is' kündt!... Naeba
können's in an Hascnstall wohna ...
Keht's hoam und laßt's Euch den
Bauch wascha!

Und mir, Alte, mir verlassen die
„Orientalische Nacht" - Und
wenn nachst's Jahr wlcder a sol
chcncrausländischcrSchmarrn aran
„Wumm . . .!'* schiert wird, nach« tritt i au« . . ."

Zeichnunu vor» Kurt £> ü g c l o w
 
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