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Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 49.1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.8266#0077
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Der Herr Verkehrtsamt-
ma»n Lehmann ärgerte sich
auch. Den hatte seinStamm-
tischfreund, der alte Sani-
tätsrat Krause geärgert. Mit
einem übrigens ganz alten
Witz, aber das brauchte die
deutsche Beamtenschaft sich
wirklich nicht bieten zu lassen.

Das wärefrühcr nicht möglich
gewesen, da herrschte Zucht
undOrdnung. Nein, das war
zu stark. Ob er den großen
Bcamtcnfriedhvfschon kenne,
hatte der gefragt. „?" „Na,
die Derkchrtsdirektion. Da
ruhen doch viele hundert Be-
amte!" Na wissen Sie!!

In dieser Stimmung fing er
an, die Beschwerde des Ober-
verkehrtinspcktors Müller zu
bearbeiten. Und er sah sofort,
daß der Mann recht hatte.

Das war auch so ein Zeichen
der neuen Zeit. Jawohl, deut-
licher konnte sich Respekt-
losigkeit und Insubordination
nicht zeigen. Aber in seinem
Dezernat sollte dieser neue
Geist nicht einzichen. Dafür
wollte er sorgen. Natürlich
hatteHerrMüllervoUkommen
recht. Müller? Müller? Ja, den kannte er doch vom Kriegerverein
her? Und vom Verein der Heimattreuen? Ein netter Herr, der
Müller. Gar nicht angekränkelt von der neuen Freiheit, wie leider so
viele, viele seiner Kollegen. Und seine Untergebenen sollte er gut in
Zucht haben. Natürlich, einem solchen pflichtgetreuen Beamten

mußte sein gutes Recht ge-
schehen.

Und so kam es, daß nach
einigen Wochen schon zur
Freude seiner Frau dem
Herrn Oberverkehrtsinspcktor
Müller geantwortet wurde,
daß die Behörde unverzüglich
in eine Prüfung der Ange-
legenheit treten werde, und
daß usw.

Was soll ich nun noch lang
erzählen, tatsächlich erschien
nur wenig weitere Wochen
später eine Kommission vom
Dezernat für das Wohnungs-
wesen, maß die Wohnungen
aus und stieg zum naiven Er-
staunen der Frau Meier sogar
in die Keller.

Und abermals, nur wenige
Wochen später, erging eine
Verfügung der hohen Be-
hörde, daß „im Interesse
der gereckten Zuteilung der
Räume dcrVerkehrtsinspcktor
Meier seinen Keller dem
HerrnObervcrkehrtsinspektor
Müller abzutreten habe, da
dieser einrsseiner gehobeneren
Stellung entsprechenden grö-
ßeren Haushaltes wegen be-
rechtigte Ansprüche auf größere Nebenräume habe."

Damit war der Versuch, Unordnung in die doch durchaus gerechte
und loyale Weltvrdnung zu tragen, beseitigt. Frau Meier staunte.
Frau Müller triumphierte. Und Herr Müller hatte seinen idealen
Schwung wieder.

Ostelbier

Zeichnung von <5. Siew

,Icb freu' mich immer, wenn landwirtfcbaftlicbe flusttellung in der Stadt
ilt! Ulan amülieri (ich und hört und ficht ein paar üage lang nichts
von der Landwirttcbaft!“

Gedenke ...

Zeichnung von Kons Landwehrman»

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