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Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 49.1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.8266#0088
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Hundeleben!

Vor dem städtische»

Arbeitsnachweis.

Der überraschend
hereingebrochene
Frost hat Hunderte
arbeitslos gemacht,
die sich nun zur An-
meldung oder Aus-
zahlung drängen.

Bis auf die Straße
müssen sie Schlange
stehen. Nur mühsam
und gequält bricht
hier und da ein kurzes
Gespräch auf. Von
Sorge und Not. Ein
kräftiger Holzarbei-
ter erzählt verbissen
von seinen vergeb-
lichenBemübungen,

Arbeit zu erhalten.

Nach monatelan-
gemAuf-der-Straße-
Liegen war cs ihm
endlich geglückt.

Doch schon nach we-
nigen Wochen war
die Freude wieder
vorbei. Nun muß er
erneut stempeln ge-
hen. „Ein wahres
Hundeleben!"

stöhnt er auf.

„Hundeleben?"

Ich wollt, ich hät-
te ein Hunde-
leben!", antwortet
ein blasser schmäch-
tiger Bursche neben
ihm. Der hateeeben
ausgelernl und war
entlassen worden,
weil er einem Lehrling Platz machen mußte, mit dem sein Chef mehr
verdiente als mir einem Äusgelernten. „Ich wollt, ich hätte es
so gut wie die drei Hunde meines Chefs. Dann brauchte ich nicht

mitzerrisscnenSchu-
hen und Kleidern
herumzulaufen!" Er
blickte bekümmert
auf seinen faden-
scheinigen Rock, der
nicht den geringsten
Schutz gegen Wind
und Wetter mehr
bot, und auf sein
elendes Schuhzeug
heruntcr.„DieHun-
de meines Chefs tra-
gen Gummischuhe
und Gummimäntel,
wenn es regnet! Und
pelzgefütterte Män-
tel. bei Frost und
Kälte.Und wenn die
mal verreisen-Herr
Gott,istdas 'ncAus-
regung, daß auch
ja nichts vergessen
wird! Na, was so
ein Hundcvicch auf
der Reise auch alles
haben muß! Einen
Reisckvrb. Reise-
decken.Wvlliäckchen
— damit es fich nicht
erkältet! —eine Rei-
seapotheke, Eßnäpf-
chen, dann eine
Gummibadewanne
(damit es nach der
Fahrt gleich gebadet
werden kann) mit
allem, was dazu
gehört: Badetuch,
Schwamm, Seife,
Wasch- und Kamm-
garnitur, und Spiel-
zeug nicht zu ver-
gessen! Ich wollt, ich
hätte alsKind balbso vielSachen zum SpielengehabtwiedicseHunde...
Ein Hundeleben? Mancher Mensch wäre froh, wenn er solch ein
„Hundeleben" führen könnte!"

Der Frühling kommt

Zeichnung non H!> ns Rewald

„0 Oskar, welch' ein glück, an Deinen Lippen zu hängen . . .!“

Auf dem Brautomobil

Zeichnung von S. Sit®

„Sag’, Ilona, bin ich der ertte, den Du
liebtt?“

„Ja, Schatz! Aber warum fragt ihr
Männer immer danach?“

Ein Finan;genie

Lorenz Kieselstein war wütend, als er er-
fuhr, daß von einem Schuldner niemals
Geld herauszukriegen war.

„Lassen Sie mich hingehcn", sagte der
neucingestellte Buchhalter.

Er wurde abgeschickt und kam nach einer
Stunde mit dem Geld wieder.

„Wie haben Sie das fertig gebracht?"
fragte Kieselstein bewundernd.

„Ganz einfach—ich habe dem faulenKcrl
gedroht, daß ich allen anderen Gläubigern
mitteilen würde, er hätte uns bezahlt, falls
er nicht zahlt!"

Der Knoten

Müller hat sein Taschentuch verloren. Ist
darob sehr traurig.

„Der Verlust wird wohl zu verschmerzen
sein", tröstet einer.

„Ls ist mir ja auch nicht um das Tuch",
meint Müller verzweifelt, „aber ich hatte
doch einen Knoten hincingemacht, um
etwas ganz Wichtiges nicht zu vergessen!"

Beim Grog

Zeichnung ». K. S t o « t

„Die Kälte im Weißen Meer war fo fchlimm,
daß wir uns hüten mußten, unlere Polar*
hunde zu streicheln!"

„So? Warum denn?“

,Ja, fiehft Du, ihre Schweife waren fo
Iteif gefroren, daß f e abbrachen, wenn die
Köter wedeln wollten!“

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