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Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 49.1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.8266#0147
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Bas Mäzdken von dem Marne, dez
das Gzufeln nickt leinen konnte.

Zrichnungri, von Paul T » c s i n -

Es war einmal ein Mann, ansässig im deutschen Westen, sehr arbeitsam,ssehr gottesfürchtig, und obwohl er ständig mit dem schwarzen Mann

»iilging. lernte er doch nicht das Gruseln.

Den will ich mal auf die Probe stellen, sagte der schwarze Mann und kielt Da ließ der schwarze Mann einen seiner dienstbaren Geister in einem

jenem einen Beschluß unter die Nase, bei dem jedem normalen Arbeiter unheimlich phantastisch-gruslichen Spiel aut'tretcn — jener schaute mit

das Gruseln «»gekommen wäre, aber jener fand garnichtS bei dcrSache. unbewegter Seele zu und es gruselte ihn nicht im mindesten.

Nachtrag

zum pensionierungsgeseh der
Beamten und Angestellten

Der Magistrat zu Schildburg »er
ordnet hiermit was folgt:

8 i.

Nachdem das neue Verfahren des
russischen Gelehrten Proponoff den
Beweis erbracht hat, daß die Uebcr-
tragung von tierischen Drüsen auf
Menschen letztere >4» Jahre alt
werden läßt, ordnet der Magistrat
hiermit an, daß lünftig sämtliche
Beamten und Angestellten sich bei
Erreichung des60. Lebensjahres einer
entsprechenden Operation zu unter-
ziehen haben. Beamte und Ange
stellre, die vor Erlangung des 6». Le-
bensjahres verstorben sind, sind von
dieser Vorschrift befreit.

8 2.

Verboten ist die Uebertraguna

-r) von Ziegendrüsen, da die
Beamten und Angestellten
sonst zuviel zu meekern haben;

b) von Geflügeldrüsen jeg-
licher Art, da zu befürchten
ist, daß die Beamten und An
gestellten künftig ein flatter-
haftes Benehmen zur Schau
tragen, was namentlich für
60und mehr Jahre altewcib
licheAngestellte in derBevöl
kerung unangenehm auffallcn
könnte;

c) von Pferde- und Escls-
drüsen. Derartige Ope-
rationen schließen nicht aus,
daß staatliche Angestellte bei
Forderung von Gehaltszu-
lagen und ähnlichem über die
Stränge schlagen;

ck) von Känguruh drüsen.
Diese verleiten zu großen
Sprüngen. Beamte und An-
gestellte haben sich sittsam zu
bewegen, auch an den Tagen
der Gehaltszahlungen.

Da machte der schwarze Mann die Schule duster, aber auch das
zog nicht.

Der schwarze Mann lud idm ein Panzerschiff auf, aber es wollte
jenem immer noch nicht gruseln.

Der schwarze Manu erschien in Gesellschaft erschreckender Ge-
stalten - Effekt gleich Null.

Der schwarze Mann ließ den Or. Josepb Wirtb in den Orkus be-
fördern, jener fand das zwar auffällig, aber das Gruseln lernte er
trotzdem immer noch nicht.

Da sagte der schwarze Mann: „Du lernst das Gruseln wirklich
nicht, Du bist der richtige Zentrumswähler!"

8 3-

Der Magistrat ordnet der Einheit-
lichkeit halber an, daß die Beamten
und Angestellten der Gruppen i bis lS
sich Affen drüsenübertragen lassen.
Diese Drüzen bieten ein« gewiss«
Gewähr dasür, daß künftig schneller
(mit affenartiger Geschwindigkeit)
gearbeitet wird. Hingegen haben sich
d',: Beamten der höheren Gruppen
Drüsen von Elefanten, Rinoze-
rossen. Nilpferden usw. über-
tragen zu lassen, um die in den staat-
lichen Betrieben vorhandene Schwer-
fälligkeit nicht rn Fortfall kommen
zu lassen. Es ist danach zu streben,
daß innerhalb der Betrieb« durch die
affenartige Geschwindigkeit und die
Schwerfälligkeit eine gewisse Stetig-
keit entsteht.

8 4.

Beamte undAngestelltc berGruppen
i bis 12 können künftig nur nach
Vollendung de» 139. Lebensjahres,
alle übrigen Beamten bei Erreichung
des 100. Lebensjahres ihre Versetzung
in den Ruhestand verlangen.

Schildburg, im April 1928.

Der Magistrat.

Der Zwiscbenrufcr

I»eine sozialdemokratische Wahl-
versammlung barte sich ein Völ-
kischer eingeschlichcn, der den Redner
andauernd unterbrach und idm:
„Lauter, lauter!" zurief. — Der Vor-
tragende merkte den Braten und
sagte in aller Ruhe: „Wie ich sehe,
hat der Zwischenrufer sehr lauge
Ohren; also wird er doch wohl hören
können, was ich hier spreche!"

Als Herr Geßler

während des anrollenden PhoebuS-
Skandals sein Amt als ReichSwehr-
minister niederlegte und eine idyl-
lischere Gegend aufsuchte, nannte
man ihn in eingcweibtcn Kreisen den
„Lohma nn Kneifer".

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