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Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 49.1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.8266#0194
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Drei Könige brachten in Uniform
Zweckmäßige Geschenke,

Als Stahlhelm, Breeches u. Knotenstock
Am ledernen Wehrgehenke.

Inzwischen hörte man hoch in der Luft
Besoffene Engel gröhlen:

„Krieg auf Erden! Die Menschheit kann
Sich nunmehr die Knochen ölen'’.

Ihr Christus predigte späterhin
Vom Unterschiede der Rassen,

Und dieses war sein höchstes Gebot:
Du sollst deinen Nächsten hassen!

„Wie hoch lind wir jetzt?“ — „Zweitaulend»
dreihundert Meter!" — „So hoch schon?
ßerr Führer, jetzt dürfen Sic ruhig Du zu
mir tagen!“

Die rote Farbe

Eine sinnige kleine Geschichte.

Ein Mann ließ sich für bestimmten Zweck ein
Eisengerüst bauen, ein schönes, stabiles, neues
Eisengerüst, wenn man will, kann man die
Weimarer Verfassung darunter verstehen.

„Das muß rot gestrichen werden", sagte ein
Arbeiter.

„Ausgeschlossen, mein Lieber", sagte der
Mann, „ich kann rot nicht sehen! Ich werde
nervös, wenn ick) rot sehe!. Streichen Sie
. blau an!" Das Gerüst wurde blau gestrichen.

Was kommen mußte, kam: die Farbe platzte
ab und das Eisengcrüst hatte
unter den Witterungscin-
flüssen hart zu leiden.

„Streichen Sie'sschwarz",
sagte der Mann.

Der Effekt war der gleiche.

Und so kam's, daß das Ge:
rüst schließlich doch seinen
roten Anstrich bekam.

Weil es ohne den eben
nicht geht...

Lieber Wahrer Jacob!

Es war während der Wahl-
tage, als eines Abends beim
Schluß der Rundfunk-Dar-
bietungen mein achtjähriges
Töchterchen erstaunt aus-
rief: „Hör' doch mal, Papa,
die spielen ja Deutschland,

Deutschland über alles!"

Ich sagte, daß das doch
nichts Besonderes sei, der
Berliner Sender pflege jeden
Abend sein Programm mit
dem Deutschland-Liede zu be
schließen.

Und ich bekam zurAntwort:

„Ach,ich dachte,dasspielten
sie nur während der Wahlen!"

Wobei ich meinen beson-
deren Gedanken kalte.

Damit dem arischen Wotansgeist
Kein Schuft in die Quere käme,
Begründete er für die Anhängerschaft
Das Altarsakrament der Feme.

Bei einer Versammlung gebrach es einst
Den Hörern an Brot und Braten,

Da verteilte der göttliche Wundermann
Brotbeutel mit — Stielhandgranaten.

So zogen sic gen Jerusalem,

Um einen Putsch zu wagen,

Da wurde ihr Führer infolge Verrats
Ans Hakenkreuz geschlagen.

Zu seinen Aposteln sagte er noch:

„Am Heil-Ruf sollt ihr euch kennen!
Erfüllet die Straßen mit eurem Gebrüll,
Und midi sollt ihr „HeiF’and nennen!

Mit eurem zackigen Hakenkreuz
Sollt ihr die Welt verschmieren,

Dann wird sie die Lust am Christentum
Totsicher in Bälde — verlieren!"

Ferdinand Madlinger.

Der russische Sabotage-Prozeß

Zeichnung von Lothar Reiz

„Line exemplarifche Beitrafung ilt angebracht! Man hat den Deutschen
nicht das Gcringfte Nachweisen können. Daran erkennt man, mit welchem
Raffinement tie sabotiert haben!“

„Gnädige Frau, da ilt ein Mann mit einer
Sammelliste für arme Waisenkinder!“ — „Für
arme Waisenkinder gebe ich kein Geld, aus
denen werden doch bloß lauter Sozial-
demokraten!"

Hygiene Über alles!

Die liebe Ferienzeit kam heran. Mäxchen
reiste mit seiner Mama in den Schwarzwald.
Eine lange Reise. Als die Mutter müde wurde,
legte sie ihr Taschentuch an die Rückenwand
des Polsters in Höhe ihres Kopfes und versuchte
zu schlafen.

„Du. Mutti," fragte der Kleine, „warum
legst Du da ein Tasckjentuch hin?"

„Der Sauberkeit wegen, mein Kind, hier
haben schon viele Köpfe sick) angelehnt.",

Wochen sind seitdem vergangen. Mäxchen ist
längst wieder aus dem Schwarzwald zurück. Da
fährt er eines Tages mit
Fräulein in der Straßen-
bahn. Diese ist überfüllt,
und er muß auf Fräuleins
Schoß Platz nehmen. Nach-
dem man eineWeile gefahren
ist, wird der Kleine müde und
lehnt sich bei Fräulein an.
Plötzlich fährt er auf, nestelt
sein kleines Taschentuch aus
der Jacke und versucht es
am Busen des erstaunten
Mädchens zu placieren.

„Aber Max", fragt sie ver-
legen und leise, „was soll
denn das?"

„Na ja, Fräulein, das ist
besser, wer weiß, wieviel
Köpfe sich hier schon ange-
lehnt haben!"

Der Zwischenruf

Eindringlich führte der Red-
ner aus: „Wer nachgibt, wenn
er einsieht, daß er unrecht
hat, ist weise. Aber wer nach-
gibt, wenn er im Recht ist,
ist-"

Stimme aus dem Hinter-
grund: „Verheiratet!"

Auf den Bergen wohnt die Freiheit!

Zeichnung von Adalbert Hub

Oie Htahlhelmpkairer!

(Anläßlich des Hamburger Stahlhelm - Tages
wurden auch die „Stahlhelm - Pfarrer”
zur Teilnahme aufgefordert.)

Es ward i h r Herrgott zu Bethlehem
ln einer Kaserne geboren,

Wo ihm der militaristische Geist
Eindrang zu allen Poren.

Sie kennt das ...

Zeichnung von Helmut Berger

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