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Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 49.1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.8266#0305
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auch dem Stampfer, Müller,
Wels, Severin« und Künstler
bekannt.

*

So mußten sie denn
darauf bedacht sein,
den verhaßten S o w -
jetstaatzu einem mili-
tärisch in Frage kom-
menden Gegner umzu-
wandeln !

Die Bewaffnung der Roten
Armee erschien diesen Agen-
ten Chamberlains als das ge-
eignete Mittel, ihre verwerf-
lichen Ziele zu erreichen!

Wohl ausgesonnen, Pater
Lemormant!

Mit Eifer gingen sie daran,
das saubere Planchen durch-
zuführen! Vielen Genossen
wird das, was wir hier ent-
hüllen, schier unglaublich er-
scheinen wollen, obwohl sie
durch die lichtvolle ideologi-
sche Schulung der dritten
Internationale eigentlich daran
gewöhnt sein sollten, die un-
glaublichsten Sachen als die
selbstverständlichsten Dinge
von der Welt hinzuneh-
men. Wir machen diese Ge-
nossen (falls ihre Begriffs-
stutzigkeit Komintern-Artikeln
gegenüber anhalten sollte,
wird die GPU., von einigen
Tscheka genannt, mit einem
Bleikügelchen ihr wert-
geschätztes Hirn sondieren
müssen) nur auf folgendes
aufmerksam: Die Sozialdemo-
kratie hat beispielsweise
jahrelang den Wehretat der
deutschen Republik bewilligt,
sie hat Soldaten, Gewehre
und Kanonen bewilligt, sie hat
auch in jüngster Zeit einen
Panzerkreuzer bewilligt. Sol-
daten. Gewehre, Ka-
nonen und Panzerkreu-
zer sind also sozial-
demokratische Ange-

legenheiten. Wenn in der
Roten Armee der Sowjet-
Union Soldaten. Gewehre. Ka-
nonen und Panzerkreuzer de- j
merkbar geworden sind, so
liegt eine

Verseuchung mit sozial-
demokratischem Gift vor.

Das ist der wahre, klare,
nackte Sachverhalt.

Ein Massenprotest der Ar-
beiter der ganzen Welt wird
den Söldnern des imperialisti-
schen Kapitals die Antwort
geben.

Was die dritte Internatio-
nale angeht, so kann über
ihre Stellungnahme kein Zwei-
fel bestehen. Sie hat sich ent-
schieden, sie hat gesprochen.
Wir verweisen den Leser auf
das in der vorliegenden
Nummer der „Prawda“ ver-
öffentlichte Weltmanifest der
dritten Internationale: „An

alle Sektionen der dritten In-
ternationale“.

Petrograder Fabrik-
arbeiterin bei ZielQbungen!
Das sind die Ziele der Sozial-
demokratie!

Weitere Einzelheiten des Weüskandals.

Die Militarisierung des

Berlin, den 20. Sept. 28.

Ein Gang durch die Räum-
lichkeiten des Berliner „Vor-
wärts"-Gebäudes genügt, um
festzustellen, daß Stampfer
seit langem systematisch dar-
an gearbeitet hat, das „Vor-
wärts“-Gebäude zu einem
militärischen Faktor
ersten Grades zu machen.

Wir betraten (in der von
der Zentrale der KPD. vor-
geschriebenen Spitzel - Klei-
dung) die Räume der Drucke-
rei und waren geradezu ver-
blüfft über die Ungeniertheit,

„Vorwärts‘‘-Gebäudes.

mit der das Setzer-Personal
sich im militärischen und ma-
ritimen Jargon bewegte. „Jib
mir mal d e t Schiff 'rüber“,
rief einer der Setzer einem
Kollegen zu. Womit er natür-
lich das Panzerschiff meinte.
Wir überzeugten uns persön-
lich, daß das in Rede stehende
Schiff eine widerstandsfähige
Metallplatte aufwies. „Ick
kann sonst nic-h ausschie-
ß e n“, setzte der betreffende
Arbeiter seinen Anruf fort.
An einem der Schriftkästen
der Werksetzerei fand sich

Ein Riesentank. Vergleiche dazu die in Deutschland überall
unter Duldung der Sozialdemokratie errichteten Tank-Stellen!

Bewaffnete Fabrikarbeiterinnen eines Moskauer Betriebes!
Ein Meisterstück sozialdemokratischer Wühlarbeit!

klar und deutlich die Auf-
schrift „Colone 1“, ein Be-
weis, wie weit die Verbrüde-
rung der „Vorwärts“-Redak-
tcure mit französischen Mili-
tärs gediehen ist. Ouer über
das „V o r w ä r t s“-Gebäude
zieht sich eine Antenne
von genau derselben Art, wie
sie auf Kriegsschiffen üblich
zu sein pflegt, ln der Kantine
(!!!) der Druckerei wurde
Gulasch ausgegeben! Wir
kennen diesen Gulasch, den
berüchtigten Inhalt der Gu-
lasch Kanone! Fanden sich
doch auch in dieser Kantine
ganze Batterien geleerter
Bierflaschen! Wer da weiß. mit

wie leichter Mühe die sog.
Friedensindustrie Deutsch-
lands sich auf die Produktion
von Kriegsmaterial umstellen
kann, wird auch wissen, aus
welchen Gründen der Stamp-
fer die genannten Batterien
nicht 'anzutasten gewillt ist.
Und ist nicht in seiner Redak-
tion ein Bernstein be-
schäftigt??? Welch merk-
würdige Vorliebe für Dinge,
die gemeinhin an der Küste
der Ostsee und zwar dei»
östlichen Ostsee, vorzukom-
men pflegen! Und gehört
nicht auch zu den Ideologen
der Sozialdemokratie sin
Kampf! meyer?

Bewaffnete Turner Sowjet-RuBlands! Auch e>n Geniestreich
der Sozialdemokratie! Auf den im Turnverein „eübten Bauch-
weilen soll sich einst der Panzerkreuzer A schaukeln!

Die Heuchelei der linken.

Auch die slchslsche Sozialdemokratie für Kanonen!

Aus Zwickau wird uns
geschrieben:

Mir gelang es neulich, an
einer internen Sitzung sozial-
demokratischer Funktionäre
teilzunehmen. Die Erregung
über die bekannte Panzer-
kreuzer-Affäre kam in stärk-
ster Weise zum Ausdruck und
es wurde beschlossen, eine
Reihe von Mitgliederversamm-
lungen einzuberufen. Der Vor-
sitzende nannte hinsichtlich
der Referenten einige Namen,
worauf aus der Mitte der
Versammlung der bezeich-

nende Zuruf kam: „M i r

woll’n große Ganonen
ham, die großen Ga-
nonen sollen schbrä-
eben!“ Mit lebhaftem Bei-
fall wurden diese Worte auf-
genommen!

Also auch die sächsische
Linke, auf die einige unserer
kommunistischen Genossen
noch immer Rücksicht nehmen
zu müssen glauben, he-
ge i stertsich fürgroße
Kanonen! Von Severing
bis Seydewitz — es ist alles
eins!

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