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Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 49.1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.8266#0331
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Lieber Wahrer Jacob!

Steuerkontrolle

Konkurrenzen

Meine Frau, die erst seit unserer Verhei-
ratung Deutsche ist. hat rum erstenmal allein
im Konsum eingekauft. Nach ihrer Rückkehr
fragt sie mich, «a< denn „Kaiserauszu-mehl
bedeute, von dem die Verkäuferin gesprochen
habe. „Hat da« etwa« mit der Flucht Wilhelm«
nach Doorn ru tun?"

Vom Sport

Kohlmeyer fühlte sich schauderhaft elend, übel
und alles mögliche. Folglich ging er rum Arjt.
Kohlmeyer ist nicht schlank — im Gegenteil!
Also sagte der Arrt:

„Sie sind ru fett. Ihnen fehlt Bewegung.
Sir müssen Ihr faule« Fleisch ein bißchen in
Schwung bringen! Treiben Sie Sport! Der
Sport ist rin Segen — sehen Sie sich mal
die sehnigen Gestalten
unserer Sportsleute an!

Prächtige Burschen da«,

Herr! Kerngesunde Jun-
gen«! Schauen Sir dran
in keine Zeitung? Wie?

Aber Sir lesen natürlich
nur dir Börsenberichte!

Stecken Sie Ihr« Nase
mal in den Sportteil und
lesen Sic nach, was ge-
sunde Körper leisten kön-
nen und wie sie sich dabei
befinden. Sehen Sie mich
nicht so an, Herr! Ja-
wohl, e« bringt mich in
Aufregung, wenn ich in
der heutigen Zeit Leute
wir Sie herumlaufen
sehe! Sie find eine Ohr-
feige für'« zwanzigste
Jahrhundert, Herr, ja-
wohl! Wa« sind Sie ei-
gentlich von Beruf?"

Kohlmeyer wischte sich
verschüchtert den Schweiß
von der Stirn:

„Sportrcdakteur, Herr
Doktor!"

Zeichnung von C. M e s f c r l

„Ls beltekt begründeter Verdacht, daß Sie dem Staat die Kundesteuer hinterziehen!
Ich fordere Sie daher in wohlwollender Absicht auf, den verborgen gehaltenen Bund
vorzuzeigen widrigenfalls ich zur Bausdurchtucbung schreiten müßte!“ —„Ich Io»
einen Bund besitzen? Wie sollte ich mir einen solchen Luxus erlauben können?“ —
„Leugnen Sie nicht! In Ihrer Stube ist zu wiederholten Malen, besonders des
Abends, lautes und anhaltendes Knurren und Bellen vernommen worden!“ —
„Aber das war ja mein Klagen!“

Briand in Genf

DieseGefchichte Hat drnVorzug der Wahrheit.
Sie teilt nur einen Dummeniungenstrrich mit,
aber einen nachdenklichen und — nehmt mir«
nicht übel — entzückenden Dummrnjungrn-
streich.

Da gibt r« also dicht bei Berlin eine Ge-
meind« und eine Kirche. Demzufolge gibt e«
dort natürlich auch einen Gemeindrkirchenrat.
Und dieser Gcmeindekirchenrat hat nun auf dem
kleinen grünen Play, der dir Kirche umgibt, rin
schöne«, stattliche«, vollkommen deutsche« Schild
ausgestellt mit der Aufschrift: „Da« Spielen
der Kinder auf dem Kirchplatz ist verboten!
Der Gemeindrkirchenrat."

Da« Schild macht somit einen bedeutenden
Eindruck amtlicher Befugnis. Korrekt, geordnet,
autoritativ schaut e« darein.

Man merkt, wie selig derGemeindekirchenrat
ist, daß er auch etwa« ver-
bieten darf und so vom
Ruhm eine« behördlichen
Charakter« naschen kann.
Gut.

Nun komme ich kürzlich
in aller Frühe an dem
Schild vorüber und sehe,
daß jemand („Buben
händr" würde da« Lokal-
blättchen schreiben) unter
da« genannte Schild ein
andere« genagelt hat, von
derselben Größe.

Oben heißt r« nun, wie
gesagt:

„Das Spielen der Kin-
der auf dem Kirchplatz ist
verboten! DerGemeinbe-
kirchenrat."

Und darunter, auf dem
neuen Schild, steht ge-
schrieben :

„Dann lasset dir Kind-
lein zu mir kommen!
Jesu« Christus."

ZriUmungkN von

? o t-ti « r «t t i |

Der Fußball-Schieds-
richter, der nach einer
anderen Stadt zog, verabschiedete sich vom Fuß-
ballklub.

Der Tormann weinte furchtbar.

„Nanu", sagte der Schiedsrichter, „früher
haben Sie doch immer so auf mich geschimpft.
Und nun, wo ich gehe, bricht Ihnen beinahe da«
Herz! Wir kommt denn das?"

„Ja, sehen Sie", wischt« sich der Mann dir
Tränen ab, „das ist so. Ein miserabler Schieds-
richter waren Sie ja. Aber solange ich in dem
Klub bin, solang« habe ich die Beobachtung ge-
macht, daß, wrnn «in Schiedsrichter weggeht,
immer ein noch schlechterer kommt. Da« war da«
letztemal so und da« wird auch viermal so sein.
Deshalb — huhuh« — «eine ich!"

Natürlich sind wir für den Völker-
frieden —“

aber nur für den Völkerfrieden auf
gesicherter Grundlage!“

Die kniefreie Aussicht

Zeichnung von Bruno Gronofi

„Ich möchte nur willen, weshalb der
Berr nicht Platz nimmt!“

Einige Tage später war
da« Schild mit dem
Bibelzitat wieder ver-
schwuuden.

Woraus erhellt, daß der
Gemrindekirchenrat klar
zum Ausdruck zu bringen wünscht, daß außerhalb
der Kirche die Verfügungen de« Gcmeindekirchrn-
rat« gelten und nicht dir de« Jesu« Christus.

Die Frage

«Mick bringen kein« zehn Pferd« dazu, mich zu
verheiraten."

„Wieviel PS müssen e« denn sein, Frollei« ?"

Verhindert

Zu einer Grupp« von Männern am Ufer kommt
eine aufgeregte Fra« gelaufen: „Mein Mann ist
ertrunken. Kommen Sie schnell und helfen Sie!"

„Wir können jetzt nicht fort", erwidert einer
der Männer, „wir absolvieren gerade einen Leben«
rettungskursu«!"

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