Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 49.1928

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.8266#0383
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
wieder einmal in Berlin, stieg
Bahnhof Alexanderplatz aus, wan-
dertc langsam durch die Münz-
ftraste und guckte und guckte. Es
gab da wieder viel Neues zu sehen.

Lim l Uhr hatte Onkel August eine
Verabredung am Potsdamer Play.

Er wollte auf die Minute dort sein.

Aber wie Onkel August in die
Tasche faßte, um seinen Chrono-
meter zu zucken, glaubte er, ihn
rühre der Schlag. Die Uhr war
nicht da. Weder in der rechten noch
in der linken Westentasche. Onkel
August verfluchte die Stunde, in der
er es ablehnte, einem Hausierer eine
diebessichere Uhrkette abzukaufen.

Die Uhr war hin.

Onkel August hatte mal was
von der Tüchtigkeit der Berliner
Polizei gehört. Es würde doch zu
Lause einen ungeheuren Eindruck
machen, wenn er berichten könnte,
wie er zusammen mit der Berliner
Polizei einen Dieb gefangen habe.

Also ging Onkel August schleunigst nach dem Alex und
erzählte dem Kommisiar vom Dienst, was ihm geschehen.

„War es eine wertvolle Uhr?" fragte der Kommisiar.

„Es war ein Geschenk meiner Kegelbrüder", sagte Onkel
August, „eine schwere silberne Uhr!"

Der Kommisiar versprach, das
Notwendige zu veranlassen, warnte
Onkel August noch vor den Ge-
fahren der Großstadt und ermahnte
ihn, sich vor Taschendieben zu hüten.

Etwas enttäuscht verließ Onkel
August das Präsidium.

Abends zog es Onkel August
unwiderstehlich nach der Münz-
straße. Da hielt ihn ein junger
Mann an und flüsterte:

„Wollen Sie eine Uhr kaufen?"
Und Hielt Onkel August seine
eigene Uhr unter die Nase.

Onkel August sah sich ängstlich
um. In der Nähe kein Mensch.
Nur ein paar scheinbare Genossen
des Anbieters.

„Kostet?" fragte Oickel August.
„Für Sie zehn Mark", sagte
der junge Mann.

Und das Geschäft wurde perfekt.

Immerhin hatte Onkel August
seine gute wertvolle Uhr für zehn
Mark gerettet. Und am nächsten Tage möchte er gerne fest-
stellcn, welchen Wert die Uhr eigentlich hat. Er ging also
zu einem Juwelier und ließ die Uhr taxieren.

„Die Ahr ist aus vernickeltem Eisen", sagte der Juwelier,
„und hat einen Wert von 2,50 Mark."

Durchaus richtig!

Zeictinnna von Hans R e w a i d

„was hat man geschrieben? Die flusfpcrrung [chädigt
den Gedanken der Republik? Das gerade Gegenteil
ift richtig: Der Gedanke der Republik schädigt den
Gedanken der flusiperrung!“

Konferenz der Schlotbarone

Zeichnung von SR. PfaehIer o. Othegraven

„Nun woll’n wir mal alle naebdenken, wie wir die Löhne erhöhen können. Jeder genehmigt drei Schnäpse. Wenn uns dann nilcht
eingefallen is, stellen wir den Gegenstand der Beratung zurück mangels genügender Klärung der Materie!"

3
 
Annotationen