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Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 49.1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.8266#0386
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Poetischer Rüdeblick Man muß sich zu helfen wißen!

Lenin auf Wanderung

/VIs Ludendorff sein Hosenflattern
kriegte, — die Brille und den Kurs
nach Norden nahm, — als Wilhelm
hinterwärts nach Holland siegte, —
weil ihn der Geist der Ahnen über-
kam, — und als nach zirka dreißig
Thronverziditen — den allweil
besseren Bevölk’rungsschiditen —
das deutsche Herz durch’s Hosen-
bein entkam — Da stand Herr
Krause plötzlich stumm, — um eine
Republik herum . . .

Die große Zeit kam dann total ab-
handen. — Herr Schulz, der stets
die Männerfaust gereckt, — der
stets in Treue fest daheim ge-
standen, — Herr Schulz hat seinen
Manneszorn versteckt — und wid-
met vorerst seine Heldenkräfte —
dem rein german’schen Inflations-
geschäfte, — wobei er sich moralisch
leicht bedredet. — Trinkt dann am
Stammtisch Pereat — auf den kor-
rupten neuen Staat.

Doch als man sab, im neuen Staat
blieb's friedlich. — So friedlich wie
im Bomster Kirchenchor, — Da
tauchte die Vergangenheit gemüt-
lich — partienweise neu empor. —
Die Seldtes, Düsterberge und Kon-
sorten — die holten schnell aus den
diskretsten Orten — die zartver-
filzten Ideale wieder vor. — Und
nun fühlt auch Hofbäckermeister
Krause — im neuen Staat sich ganz
zu Hause.

Nur der Prolet hat still die Hand
gerungen — und sah mit trauriger
Pupille zu — und sprach: „Mit

ein’gen leichten Aenderungen —
o, Republik, wie schön, wie schön
wärst du!!“ j-s.

Von der Liebe

Zeichnung von Max Scherch

„Bugult, Du kommst jetzt mit keim, oder
ick Klage auf Scheidung!"

„£rlt Klage, Minna, dann, komme ick!"

Zeichnungen von Ern st Weber

„Sie lind kein freund von Landschaften?
Lut

drehen wir das Bild um —“

Der Bereitwillige

Es ist begreiflich, daß dem sowjet-
russischen Nationalheiligen, dem großen
Lenin, das ewige Stilliegen in
seinem Mausoleum eines Tages lang-
weilig wurde. Er sah sich also nach
einem anderen Logis um und begab
sich auf Wanderschaft. Auf Erden
gefiel cs ihm nirgends, und er klopfte
endlich müde an der Himmelspforte
an und bat Petrus um Einlaß. „Wer
sind Sie?" fragte ihn Petrus. „Ich
bin Lenin, der große Lenin." —
„Dann muß ich bedauern, den Chef
eines verkrachten Konkurrenzunter-
nehmens auf Erden können wir nicht
aufnehmen." — Darauf begab sich
Lenin zur Hölle. Aber auch dort
wurde er aus den gleichen Gründen
abgewiesen: er hatte auf Erden zu
vielen Menschen die Hölle heiß ge-
macht. — And so mußte er sich traurig
wieder in seine Grabstätte am Kreml
zurückziehen.

*

Moskau

„So, Sie sind Kommunist? Welcher
Richtung gehören Sie denn an?"

„Za, wiffen Sie, darüber Hab' ich
nicht zu bestimmen!"

*

Äausinschriften

„Dieses .Haus steht in
Gottes Hand" stand am Giebel
eines schönen Hauses. An der Haus-
tür war zu lesen:

Hier wacht

die Wach- u. Schutz-Gesellschaft m. b. H.

„Herr Direktor, ich möchte um
Vorschuß bitten!"

„Da könnte ja jeder kommen!"

„Sehr wohl, Herr Direktor, ich
werde den andern Kollegen auch
Bescheid sagen!"

Der Rat

Nach der Antersuchung gibt der
Arzt seinem Patienten Verhal-
tungsmaßregeln : „Vor allen Dingen
hüten Sie sich vor starke Er-
regungen."

„Gerne, Herr Doktor, vielleicht
berücksichtigen Sie das bei Ihrer
Rechnung!"

Das Kleinauto

„Nanu, warum ist es denn so-
eben mitten auf der Landstraße so
dunkel geworden?" — „Ach, wir
sind unter einem Lastwagen durch-
gefahren!"

*

Verfl... Fremdwörter!

Zeichnung von Lothar Reiz

„Verzeihung, Gnädigfte, ich bin Maler und
luche eine Dame mit £mbonpoint . . .!"

„0 wie schade! Ich habe nur eine be-
scheidene Dreizimmer-Wohnung!"

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