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Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 49.1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.8266#0402
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Der Gequälte

Liesbeth übt seit Monden auf
dem Klavier zu Weihnachten.
Kurz vor dem Fest fragt sie den
Papa:

„Vati, hast du auch einen
Weihnachtswunsch an mich?"

Papa denkt ein Weilchen
nach, dann sagt er:

„Za. du tätest mir einen
großen Gefallen, wenn du das
ganze Fest über nicht ein einziges
Mal .Stille Nacht, heilige Nacht'
spieltest . .

Unternehmer-Dialektik

„Sic haben mir versprochen.
Äerr Chef, meine Gage zu er-

Nach der Aussperrung

Zeichnung von G. D a n k w e r

Der llommuniit: „Schade! tln äem h'euer wollt' ich mir
gerade meine Suppe kochen!“

höhen, wenn Sie mit meiner
Leistung zufrieden sind. Nun
bin ich genau seit einem Jahr in
Ihrem Betrieb."

„Allerdings, ich bin aber mit
Ihnen nicht zufrieden."

„Weshalb nicht?"

„Das fragen Sie noch? Sie
verlangen doch eine Gehaltser-
höhung!"

Credo, quia absurdum!

Äans fragt:

„Papa, glaubst du noch an
den Weihnachtsmann?"

Papa seufzt, indem er an die
gehabten Ausgaben denkt:

„Natürlich, Äans. I ch m u ß
sogar daran glauben . . ."

Heiligabend bei Generaldirektor Krause

Er schenkt der Hausfrau milde Scherzesworte,
den Kindern einen hohlen Weihnachtsmann,
und einen Seitenblick der Sahnentorte
und fängt vom Vaterland zu reden an.

Frau Generaldirektor prüft wie immer
noch einmal der Geschenke Zahl.

Es steht, etwas entfernt vom Kerzenschimmer,
daneben auch der Tisch für’s Personal.

Sowas macht sich versöhnlicher und netter.

Denn Frau Direktor ist so seelengut.

Sie schenkt der Köchin Gerodcs „Palmenblätter ”
und einen nicht mehr ganz modernen Hut.

Dann rauscht das Tischgebet zur Zimmerdecke,
die „Stille Nacht” rauscht machtvoll hinterher.
Und dann rollt man zum Klirren der Bestecke
tiefinnere Probleme hin und her:

Der Hausherr spürt mit leicht verklärten Mienen
die alte deutsche Einheitsrührung fast.

Zum Weihnachtskarpfen sind wie stets erschienen
der Herr Pastor nebst Frau als Ehrengast.

Daß unser Volk zum Religiösen neige,
und daß der Karpfen seinesgleichen sucht,
daß Christus rein german’sdie Züge zeige,
wenn er die Wechsler aus dem Tempel flucht.

Und daß er nur symbolisch meint hienieden,
wenn er befiehlt, daß man die Feinde liebt . . .

So ist es!

Man glaubt nicht, welchen tiefen 8eelenfrieden
ein Bankkonto und eine Weihnacht gibt.

Gustav Junghans

Zeichnung von Bruno Granaß

„Ihre Bäume Sind aber recht verschieden!“

„Ja, willen Sie, meine Dame, das is wie bei den
Ulenlchen: Die Bäume, die auf gutem Boden ge-
wachten lind, gefallen Ihnen, und die Bäume, die das
nich fo gut gehabt haben, erregen Ihr Mißfallen!"

Das Raketenaulo

„Das Raketenauto ist
doch eine glänzende Er-
findung !"

„Unbedingt! Ich be-
haupte sogar, daß durch
das Raketenauto die Woh-
nungszwangswirtschaft
gänzlich aufhören wird!"

„Was hat denn die mit
der Einführung der Ra-
ketenautos zu tun ?"

„Aber sehen Sie denn
nicht ein. daß die Raketen-
autos mit den auf die
Straße gesetztenMenschen
besier aufräumen werden
als die harmlosen Nuckel-
pinnen?!"

Zn Doorn

Zeichnung von Kurt Hiigelow

„Zehn Weihnachten veriallen von meinem Volk!
Ich bin überzeugt, ich bin total von 6ott veriallen!“

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