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Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 49.1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.8266#0405
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(Fortsetzung von Seite tz>

entschloß sich, dem großen
Dichter - Philosophen be-
stimmte zeitgemäße Fragen vorzulegen. Man
suchte zunächst vom Autor der „Macht der
Finsternis" zu erfahren, wie er über den ge-
genwärtigen russischen „Arbeiterstaat" dächte.
Antwort: „Ihr sollt dem Aebel nicht wider-
streben !" Auf die Frage, welches die richtige
leninistische Plattform wäre, konnte nicht ein-
wandfrei festgestellt werden, ob von Negation
oder Korruption die Rede war. Damit
war dieses Interview beendet.

Das Medium erhielt nun die strikte Ein-
weisung, doch endlich den Geist Lenins herbei-
zuzitieren. Denn deswegen und nur deswegen
war man doch schließlich versammelt. Die
Vermittlerin zwischen materieller und imma-
terieller Welt versprach, ihr möglichstes zu tun.
Man konnte auch tatsächlich wahrnehmen, daß
sie krainpfhaftc Anstrengungen machte, mit der

vierten Dimen-
sion in Ver-
bindung zu
treten. Da
— als sie
gerade be°
deutungs-

Was im nächsten Jahr passieren wird! Lustige Zeitungsschau

Zeichnungen non Hans Rewald des „WührLN ZaC0l>".

Nach dem „StaderTageblatt" vom 19.11.28
hat der Stahlhelmer Dr. Rüthnick in einem
Vortrag über das beabsichtigte Volksbegehren
des „Stahlhelm" sich folgenden Satz geleistet:
„Der Deutsche fühlt sich frei, wenn er sich
Unfähigen oder Unwürdigen unterordnen soll.
Diesem Freiheitsgedanken wird die jetzige Ver-
fassung nicht gerecht."

Nun wissen's wir also! Wir bitten den
„Stahlhelm", seine große Aktton zur Aenderung
der Verfassung möglichst bald einzuleiten!

Lin sensationeller Prozeß wird
äie Welt in Atem halten. Sen-
sationell dadurch, daß er weder
unter Gymnafiaften, noch unter
sexuell verbogenenCypen ipielt!

Von der Keuschheit auf Reisen

Auf dem Nürnberger Bahnhof bemühen
sich ein Äerr und eine Dame um ein Quartier,
gewünscht werden zwei Zimmer mit je einem
Bett.

Ein Gepäckträger behauptet^ das^ sei in ganz
Nürnberg
nicht mehr auf-
zutrciben.

Nichts-
destoweni-
ger begibt
sich das

Die Annäherung der Nationen wird Fortschritte machen. Cs wird
sogar gelingen, die Schwierigkeiten zu beseitigen, die diefer Annäherung
Seitens des Völkerbundes in den Weg gelegt werden!

Auf derlnielPiu-Piu impidlchi-
Archipel kommt ein Arbeitgeber
auf den Einfall, feine Leute an-
ständig zu bezahlen. Bald dar-
auf wird durch pilchner fest-
gestellt, daßes eine IntelPiu-Piu
gar nicht gibt!

volle Zeichen gab, als
wollte sie sagen, der
gewünschte Geist sei
zur Stelle, wurde pol-
ternd die Tür auf-
gerissen, ein Rotfront-
kämpfer in vollem
Kriegsschmuck stand auf der Schwelle und sprudelte
atemlos die Worte über die Lippen: „Kameraden!

Ekki-Telegramm aus Moskau: Leninismus
wird endgültig liquidiert! Neue Thesen
unterwegs!"

Sebastian Zwiebelkopf war im wahrsten Sinne
des Wortes — entgeistert. — Er fühlte

ficf) einer Ohnmacht nahe. Aber dieser j^lephine Baker wird der Abwechslung halber

Schwächezustand dauerte nur einige bekleidetauftreten, und zwar mit einem Strumpt-

Die Tflule Gerbart Raupt-
manns wird in eine neue Ehe-
irrung verwickelt werden, und
kein Sohn wird uns durch ein
neues Drama erschüttern!

Paar auf eigeneFaust
auf die Ouarttersuche,
kehrt aber bald in ge-
senkter Sttmmung auf
den Bahnhof zurück.

Den alten Gepäckträger dauert's und er sagt treu-
herzig:

„Ja, wann's denn gar nicht anders sein kann —
ja, mei, i versteh's halt net: so a scheene Dame . . .!
— also, wann's denn gar nicht anders sein kann,
sagen S': wann S' die Betten im Zimmer weit
auseinanderstellen täten, ging's dann net?"

Minuten. Dann sprang er auf, ergriff
vom Küchenherd einen Feuerhaken, zer-
trümmerte damit sämtliches Geschirr, dessen er
habhaft werden konnte, und brüllte mit der
Sttmme eines Tobsüchttgen: „Das ist meine
Plattform, das ist meine Plattform, das ist
meine Plattform . . ."

Gut gemeint

Auf einer Revoluttonsfeier neulich im No-
vember sollte neben Ehorliedern und einer
schönen Rede auch eine Aufführung von
„Dantons Tod" geboten werden.

Vor Beginn der Feier begab sich der Vor-
sitzende auf die Bühne'und sprach also:

„ . . . und dann bitte ich, während der
Darbietungen das Rauchen einstellen zu wollen.
Ferner bitte ich die Jugendlichen, den Aelteren
ihre Plätze einräumen zu wollen, weil . . .
weil Dantons Tod so lange dauert!"

band!

Der Cvang. prauenverein wird
ein Verbot des Fernsehers for-
dern, weil er das Familienleben
zu zerrütten geeignet ist. Line
Kommission wird jedoch feit*
Itellen, daß nichts mehr zu zer-
rütten ist.

Geographisches

Geographiestunde.

„eingenommen," sagte der Lehrer,
Wir Wären vor 50 Stunden von der
Wescküste Englands in Richtung New-
york weggefahren, wo wären wir da jetzt?"

„In der Kabine, seekrank," anttvortete der
Schüler.

O ahnungsvoller Engel du. . .!

„Papa, die Frau ist die bessere Äälfte des
Mannes, nicht wahr?"

„Ja, das wird behauptet."

„Lind wenn ein Mann zweimal heiratet,
dann bleibt wohl nichts von ihm übrig .. .?"

Das Hamburger Wetter

Einer kam nach Hamburg und schimpfte auf
das dortige Wetter:

„Regen, Regen, nichts als Regen!"

„Aber," wagte jemand schüchtern zu be-
merken, „der Lamburger Sommer hat Ihnen
doch sicher Freude gemacht?"

„Bedaure," war die Antwort, „an dem Nach-
mittag habe ich gerade geschlafen!"

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