Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
eigenen Körper einen kleinen
Versuch vornehmen zu taffen!"

Lind ehe noch der Doktor zu
Worte kam, hatten ihn zwei
Polizisten gepackt, eine Wärterin
des Inquisitionsspitals setzte die
haarscharse Kanüle der Spritze
an seine Land. „Wir werden
ja sehen!" Die Spitze stach zart
in die Laut und die Wärterin
sah fragend zum Dichter. Dieser
blinzelte: „Drei Wochen!" Die
Wärterin drückte vorsichtig los
— da schlug ein Polizist mit
der Faust auf ihre Land, fo
daß die Kanüle bis zum Strich
,Zwei Jahre^ in die Land des Doktors drang und dieser
zurücksank.

Vor einer sehr interessierten Versammlung der Direktoren
verlas der Lintersuchungskommiffar diensteifrig einen Bericht
über die „eigenartige Erfindung des weiland schlafenden
Doktors der Medizin Jakob Nebel" und das Protokoll seiner
Vernehmung. Die Direktoren markierten eine Gelangweiltheit,

als ob sie die ganze

Aus Bayern mch.s angmg-

0.. „ f , „ . aber m manchem Gel st

entstanden phantastische
Bilder von riesigen
„Schlafhäusern", in
denen man die Vor-
räte dereingeschläferten
Arbeitsmaschinen, der
„Menschen" für das
etwaige Eintreten einer
Konjunkturwelle auf-
stapeln konnte. Als
der vor lauter Ehrfurcht
immer mehr ersterbende
Kommissar mit dem
letzten Satz gar nicht
mehr fertig werden
wollte, trat einer der
Fabrikanten wie von
ungefähr hinter ihn und
rrrtsch stach die Kanüle in seinen Oberarm, daß er wie

„Vater, was 15 dos, a ITlifcbeben?“
„Dös is, wann er aus Minke und
sie aus Berlin is!“

Dr. Nebel zurücksank,
schrecklich, aber selbst, wenn
man Arbeit hat, ist es fast
unmöglich, der Gefahr zu
entgehen, von Staats-
wegen eingeschläfert zu
werden. Lat da einer,
der Teufel hole den Kerl,
eine Injektionsspritze er-
funden, mittels der man
Leute einschläfern kann.
Last du nun keinen be-
sonders guten Kittel an,
oder wartest du so'n
bißchen untätig auf der
Sttaße, um dein Mädel
mal in die Wange ztt
kneifen, nimm dich in acht,
es kann ein , Einschläfe-
rungsorgcustkommen! Llnd
wenn dll noch soviel
schaffen wolltest, noch so
sehr dein Mädel lieben
wolltest, sie glauben dir

.Die Zeit ist für uns Arbeitslose

Diese Tafeln

nicht, du mußt schlafen! Schlafen,
das ist etwas Entsetzliches, sie
lassen einen am Leben, ohne
daß man leben darf und etwas
davon hat! Das ist Tyrannei!!"
— Der Abgeordnete, der im
Parlament für die Abschaffung
des furchtbaren Mittels eintrat
und dieses Tagebuch eines Ar-
beitslosen verlesen wollte, sank
müde auf seinen Sitz. Er war
von der von den Industriellen
bestochenen Opposition, der er
selbst angehörte, eingeschläfert
worden. Man gab das Mittel
nicht preis und hielt wie ein
Ring zusammen. Das „Arbeitslosenproblem" war ver-
schwunden. Aber schließlich verkaufte es doch noch privater
Ehrgeiz gegen eine Riesensumme unter der Land und so kam
es in den Besitz von Gaunern und diente auch dem illegalen
Verbrechen. Die Revolverfirmen machten Bankerott, die
Waffenfabriken sagten Konkurs an. Kanonen, Schnellfeuer-
geschütze und Bombenflugzeuge wunderten in die Museen.
Die Stadt, in der

vr.Nebel schlief, wim- Cafe „Kok(ttN"

melte von Dieben, Zeichnung von Lothar Reiz

Räubern und Frauen-
schändern. Raubmorde
wichen den Raubein-
schläferungen. Man
brauchte nur am lichten
Tage unbemerkt wie
ein Taschendieb hinter
einem bepelzten Lerrn
odereinem zarten Fräu-
lein herzugehen und
ein kleines Schlummer-
spritzchen zu applizieren,
um dann in einem Taxi-
Auto seine Beute zu
genießen. War das
nicht ein herrliches Le-
ben? Schließlich schlief
alles steif und fest und

auf Jahre hinaus in dieser Stadt. Als erster erwachte
I)r. Nebel und ging staunend durch eine Dornröschenstadt,

begriff aber die Situation,
die er dazu benutzte, um
mit Frau und Besitz und
einem fetten Wechselchen
(alsLohnseinerErfindung)
in eine bessere Gegend zu
verschwinden.

„steine Ahnung haben diese Redakteure
von Rumor! Jetzt haben fie mir den
Tamofen Witz von Marc Twain auch
zurückgefcbickt!“

Unbefugter

find in der Habe von Brückenberg bei Krummhübei zu leben!
Zur Nachahmung empfohlen!

Die

Nutzanwendung

„Wenn ihr jetzt Gutes
tut," predigte ein Prediger,
„so werdet ihr im Limmel-
reich reichen Lohn dafür
empfangen!"

„Kann ich nicht mal
fünf Mark Vorschuß
kriegen . . .?" meckerte
eine Stimme aus dem
Publikum.

3
 
Annotationen