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Der Reinfall

„Ich gebe prinzipiell nichts! Sie find wahr»
fcheinlicb auch einer von denen, die nicht gerne
arbeiten, dafür aber lieber rumfumpfen! Hee,
mein Lieber, was beißt hier Notlage! Meinen
Sie, ich verdien’ mein Geld scheffelweise? Ich
muß von früh bis spät schwer arbeiten und leiste
mir kein Vergnügen, fjab’ ich Sie übrigens nicht
in letzter Zeit schon wiederholt gesehen?"

„Jawohl, ich war bis vor kurzem Nachtportier
in der €xentric--Bar!“

Eine Tragödie

Zeichnungen von
Z. Malechowski

Ein Höherer Beamter eines Reichs-
ministeriums

sprach eines Morgens also:

„So Schätzchen, ich gehe jetzt aufs Amt.
Sollte dein Lüsten schlimmer werden, so kaufe
dir für 15 Pf. Salmiakpastillen. Ich bewillige
dafür vorbehaltlich späterer Rechnungslegung
einen Zuschuß von 5 Pf. zu Lasten unseres häus-
lichen Medizinalfonds, Abschnitt XVII, sub. 4 a.
Du wirst fragen, warum nur 5 Pf. Dazu
bemerke ich: Dein monatlicher Wirtschaftsfonds
beträgt bekanntlich 500 Mk. Zn diesem Be-
trage ist der normale Verpflegungsaufwand ab-
gegolten. Nun ist wiffenfchaftlich festgestellt,
daß Salmiakpastillen nur zu 662/3 pCt. eigent-
lichen Leitwerk, zu 331/3 pCt.aberausgesprochenen
Nährwert besitzen und zwar infolge Vorkommens
von Vitaminen, Kalorien, Pferdeblut, Zucker
usw. usw. Da der entsprechende Geldwert
dieses Nährwertes aber bereits im Wirtschafts-
fonds enthalten ist, käme die völlige Anrechnung
des Pastillenpreises einer doppelten Zahlung von
Wirtschaftsgeld gleich, die im Zntereffe einer
sorgsamen Wirtschaftsführung nicht zu recht-
fertigen wäre, ja, dir eine Bereicherung ein-
tragen würde, die aus Sparsamkeitsgründen
meinerseits — ich darf wohl erwarten auch
deinerseits — nicht gutgeheißen werden könnte.
Du hättest überdies später einen Ueberschuß, für
den keine Etatsposition vorhanden ist und der
daher schon aus formalen etatsrechtlichen Gründen
vermieden werden muß.

Ein zweites: sollte dir durch den Genuß der
Salmiakpastillen der Appetit dergestalt verlegt
werden, daß du ganz oder teilweise auf deine
Tagesmahlzeitsportionen verzichten müßtest, so
melde mir derartige Vorfälle schriftlich in zwei-
facher Ausfertigung an, damit ich den Geldwert
verrechnen und auf den Wirtfchaftsfonds mit
der Wirkung verbuchen kann, daß der ersparte
Betrag von dir am Monatsschluß zurückgezahlt
oder — was im Effekt das gleiche wäre, dir
vom nächsten Wirtschaftsgeld gekürzt werde.

Endlich werde ich noch deinen Gesundheits-
zustand durch unseren Lausarzt laufend über-
wachen lassen, um zu prüfen, in welcher

in drei Bildern.

Weise der Genuß von Salmiakpastillen einerseits
und die Appetitsverlegung andererseits dein
Beflnden beeinflussen werden. Sollte durch be-
sagte Pastillen deine Nahrungsaufnahme ohne
erhebliche körperliche Schädigung gemindert und
durch Pastillen ersetzt werden können, so ständen
wir vor einer neuen Sachlage. Wir erhöhen
dann den Medizinalfonds um ein Geringes,
können dafür aber den Wirtfchaftsfonds erheblich
herabsetzen, erzielen also eine weitere Ersparung
von Reichs- — pardon — Privatmitteln."

Der neue Kopf

Graf Westarp hat endlich eingesehen, daß
die m 0 n a r ch i st i s ch e Idee an Gicht und
Verkalkung leidet. Da gegen diese Krank-
heiten stets Jod angewendet wird, will er dem-
entsprechend den Kopf seiner Zeitung in Zukunft
folgendermaßen drucken lassen:

„Neue preußische (Ureuz-)Jeitung"

, König

^ ' 3>

o %

Der Bankdirektor X

ist als geldgierig und geizig verschrien.

Treffen sich zwei Spitzbuben:

„Nun, wie geht's?"

„Bin gestern eingebrochen. Bei X"

„So? Wieviel hat er dir abgenommen . . .?"

Söhne

Saul hatte sechs Söhne.

„Zwei von ihnen sind Feuilletonredakteure",
erzählt er, „einer ist Schauspieler geworden,
zwei haben in Wien ein Geschäft gegründet
und der Jüngste ist Boxer."

„Und glauben Sie, daß der Jüngste die
andern alle ernähren kann?"

Stimmt!

Zeichnung von Lothar Neiz

„Den fluffatz .Unter Bund1 halt du
ja wörtlich von deinem Bruder ab-
geichrieben!"

„Ja, Berr Lehrer, es ift doch auch
derselbe Bund!"

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