Aus dem Leben großer deutscher Männer
Der schlichte Mann mit dem schlichten
Namen Scholz fühlte sich seit jeher für
einen bescheidenen Posten im politischen
Betrieb einigerinaßen geeignet aber
so oft er sich um die Stelle eines
Bürgerblockwärters bewarb, drohte der
vielzitierte Karren der deutschen Po-
litik zu entgleisen. Äerr Dr. Scholz
ist Jurist — er hätte Maschinenkunde
studieren müssen, um zu wissen, daß
man ein Fahrzeug nur dirigieren kann,
wenn man etwas von den Kräften ver-
steht, die seinen Motor in Gang setzen.
Sein großes Vorbild Bennigsen scheint
mehr davon gelvußt zu haben — der
war zu einer Zeit nationallibcral, als
die andern noch konservativ waren —
er ttat in Opposition, weil er im
Volke Kräfte spürte, die unterdrückt
wurden und denen er gern ein kleines
Ventil hätte öffnen wollen — aber auch seine Erfindungen sind
veraltet.
Der Schüler Scholz hatte den Bürgerblock zum Patent an-
gemeldet — aber als die Firma Pergt und Marx die Sache
ausprobierte, ging sie reichlich schief. Herr Scholz ist ungebeugt
geblieben, hat sein Brot ohne Tränen weiter gegessen und
wartet unentwegt auf seine Stunde.
Das Leben dieses verkannten Genies
war abwechslungsreich und sonderbar.
Es führte ihn auf den Vorstandssitz
des Vaterländischen Frauenvereins und
vom anderen Geschlecht zum eigenen
zurück: zum Herrenhaus.
Die Liebe zum Wechsel hat dem
sonst so schlichten Manne das Dasein
interessant gemacht. Er hat die vielen
kleinen Freuden ausgekostet, die der
Abgang von Ministern dem Minister-
stürzer bereiten. Man kann dem Partei-
freund Stresemann den Vorwurf nicht
ersparen, daß er von sich aus seinen
lieben Scholz um diese kleine Freude
gebracht hat — was dieser mitRecht als
lieblos und unfreundschaftlich empfand.
Er aber rächte sich nicht, es sei denn
durch die kleine Unhöflichkeit, daß er den
Spaßverderber Sttesemann bei jeder
Gelegenheit zu seiner Linken gehen läßt.
Er ist ein verttäglicher Mann: seine Bedenken gegen den
Parlamentarismus hindern ihn nicht, im Reichstag mitzu-
frühstücken und seine streng bürgerliche Gesinnung schließt nicht
aus, daß er von der Arbeit des Proletariats lebt. Mit Stolz
zählen ihn die Deutsche und die Deutschnationale Volkspartei
so halb und halb zu den ihrigen. G-g.
II.
Ernst Scholz.
Zeiclinung von Sandbcrg
Beruf
Massieren ist heute große Mode.
Ueberall etablieren sich Maffagesalons.
Kommt neulich ein Mädchen in ein
Abzahlungsgeschäft und will ein Kostüm
kaufen. „Auch Teilzahlung?" fragt sie.
„Gern," notiert die Kasse, „ZhrName?"
„Ly Lu."
„Beruf?"
„Langestraße 23, Tür 12. Auch
Sonntags!"
Welch günstige Lage!
Zeichnung von Friedrich Braun
„20 Jahre bin ich jetzt in Ihrer Fabrik
und verdiene immer noch 30 Mk. die Woche!“
„20 Jahre? ünd 30 Ulk. die Woche? Denken
Sie mal an! Wenn Sie jede Woche 3 Ulk.
gespart hätten, könnten Sic sieh jetzt ’ne Aktie
bei uns kaufen!“
Der schwarze Mann im'Park
„Herr Wächter, mein Junge ist schon
wieder auf den Kastanienbaum geklettert.
Schnauzen Sie ihn mal ordentlich an!"
„Dazu bin ich leider nicht berechttgt.
Aber ich werde Sic zur Anzeige bringen.
Unter fünf Mark kommen Sie sicher
nicht weg!"
. *
Sport
Beim Eishockey entsteht ein Gewühl.
„Zst ein Mann verletzt?" fragt
ängstlich eine alte Dame.
„Nöh," sagt der Gefragte, „bloß
der Schiedsrichter!"
Beim Jubiläums-Fest-
offen in Doorn
gab es:
Falsche Königin-Suppe mit Hirn-
klößchen. — Knurrhähne mit
Ochsenmaulsalat. — Boeuf royal
mit Prinzeßkartoffeln. — Kaiser-
spargel in geschmolzener Butter.
— Prinzregenten - Pudding. —
Stürzpastete mit feinem Ragout.
— Feigen. — Kompott.
Für Militär war derKaiser-
rock mit Ordensbrust vorge-
schrieben, für Zivil der Smo-
K i n g mit Doornröschen
im Knopfloch.
Der Ehebund
Ein junges Bauern - Ehepaar lag
ständig im Stteit und wird von dem
Dorfgeistlichen ermahnt:
„Seht Euch doch mal Hund und
Katze an, wie friedlich und einträchtig
die oft zusammen leben."
„Za, Herr Pastor! Binden Sie die
aber mal zusammen, wie sie uns beide
verbunden haben, da werden Sie was
erleben!"
*
Die Befürchtung
Zeichnung von S, S i e w
„Schön iit das, im Wagen zu fahren — wenn
mich bloß keiner für den Vater von dem Affen
hält!“
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Der schlichte Mann mit dem schlichten
Namen Scholz fühlte sich seit jeher für
einen bescheidenen Posten im politischen
Betrieb einigerinaßen geeignet aber
so oft er sich um die Stelle eines
Bürgerblockwärters bewarb, drohte der
vielzitierte Karren der deutschen Po-
litik zu entgleisen. Äerr Dr. Scholz
ist Jurist — er hätte Maschinenkunde
studieren müssen, um zu wissen, daß
man ein Fahrzeug nur dirigieren kann,
wenn man etwas von den Kräften ver-
steht, die seinen Motor in Gang setzen.
Sein großes Vorbild Bennigsen scheint
mehr davon gelvußt zu haben — der
war zu einer Zeit nationallibcral, als
die andern noch konservativ waren —
er ttat in Opposition, weil er im
Volke Kräfte spürte, die unterdrückt
wurden und denen er gern ein kleines
Ventil hätte öffnen wollen — aber auch seine Erfindungen sind
veraltet.
Der Schüler Scholz hatte den Bürgerblock zum Patent an-
gemeldet — aber als die Firma Pergt und Marx die Sache
ausprobierte, ging sie reichlich schief. Herr Scholz ist ungebeugt
geblieben, hat sein Brot ohne Tränen weiter gegessen und
wartet unentwegt auf seine Stunde.
Das Leben dieses verkannten Genies
war abwechslungsreich und sonderbar.
Es führte ihn auf den Vorstandssitz
des Vaterländischen Frauenvereins und
vom anderen Geschlecht zum eigenen
zurück: zum Herrenhaus.
Die Liebe zum Wechsel hat dem
sonst so schlichten Manne das Dasein
interessant gemacht. Er hat die vielen
kleinen Freuden ausgekostet, die der
Abgang von Ministern dem Minister-
stürzer bereiten. Man kann dem Partei-
freund Stresemann den Vorwurf nicht
ersparen, daß er von sich aus seinen
lieben Scholz um diese kleine Freude
gebracht hat — was dieser mitRecht als
lieblos und unfreundschaftlich empfand.
Er aber rächte sich nicht, es sei denn
durch die kleine Unhöflichkeit, daß er den
Spaßverderber Sttesemann bei jeder
Gelegenheit zu seiner Linken gehen läßt.
Er ist ein verttäglicher Mann: seine Bedenken gegen den
Parlamentarismus hindern ihn nicht, im Reichstag mitzu-
frühstücken und seine streng bürgerliche Gesinnung schließt nicht
aus, daß er von der Arbeit des Proletariats lebt. Mit Stolz
zählen ihn die Deutsche und die Deutschnationale Volkspartei
so halb und halb zu den ihrigen. G-g.
II.
Ernst Scholz.
Zeiclinung von Sandbcrg
Beruf
Massieren ist heute große Mode.
Ueberall etablieren sich Maffagesalons.
Kommt neulich ein Mädchen in ein
Abzahlungsgeschäft und will ein Kostüm
kaufen. „Auch Teilzahlung?" fragt sie.
„Gern," notiert die Kasse, „ZhrName?"
„Ly Lu."
„Beruf?"
„Langestraße 23, Tür 12. Auch
Sonntags!"
Welch günstige Lage!
Zeichnung von Friedrich Braun
„20 Jahre bin ich jetzt in Ihrer Fabrik
und verdiene immer noch 30 Mk. die Woche!“
„20 Jahre? ünd 30 Ulk. die Woche? Denken
Sie mal an! Wenn Sie jede Woche 3 Ulk.
gespart hätten, könnten Sic sieh jetzt ’ne Aktie
bei uns kaufen!“
Der schwarze Mann im'Park
„Herr Wächter, mein Junge ist schon
wieder auf den Kastanienbaum geklettert.
Schnauzen Sie ihn mal ordentlich an!"
„Dazu bin ich leider nicht berechttgt.
Aber ich werde Sic zur Anzeige bringen.
Unter fünf Mark kommen Sie sicher
nicht weg!"
. *
Sport
Beim Eishockey entsteht ein Gewühl.
„Zst ein Mann verletzt?" fragt
ängstlich eine alte Dame.
„Nöh," sagt der Gefragte, „bloß
der Schiedsrichter!"
Beim Jubiläums-Fest-
offen in Doorn
gab es:
Falsche Königin-Suppe mit Hirn-
klößchen. — Knurrhähne mit
Ochsenmaulsalat. — Boeuf royal
mit Prinzeßkartoffeln. — Kaiser-
spargel in geschmolzener Butter.
— Prinzregenten - Pudding. —
Stürzpastete mit feinem Ragout.
— Feigen. — Kompott.
Für Militär war derKaiser-
rock mit Ordensbrust vorge-
schrieben, für Zivil der Smo-
K i n g mit Doornröschen
im Knopfloch.
Der Ehebund
Ein junges Bauern - Ehepaar lag
ständig im Stteit und wird von dem
Dorfgeistlichen ermahnt:
„Seht Euch doch mal Hund und
Katze an, wie friedlich und einträchtig
die oft zusammen leben."
„Za, Herr Pastor! Binden Sie die
aber mal zusammen, wie sie uns beide
verbunden haben, da werden Sie was
erleben!"
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Die Befürchtung
Zeichnung von S, S i e w
„Schön iit das, im Wagen zu fahren — wenn
mich bloß keiner für den Vater von dem Affen
hält!“
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