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Im Anfang war der ltumme
Film.

Die Lampe

Es war einmal eine wun-
derschöne kleine venezianische
Lampe, die irgendwo in vor-
nehmer Umgebung hing. Alle
sahen diese Lampe mit Wohl-
gefallen an.

„Schön bin ich und begehrt,"
sagte sie, „und das ist Macht."

„Pah," sagte der Strom.

„ohne mich wärst du ohne
Seele. Würde ich dich nicht
speisen, dann wärest du nichts.

Ich bin die Macht."

„Äat sich was," kicherte die
Kohle. „Würde ich dich nicht
gebären, wärest du eine Utopie,
ein gedachtes Etwas oder eine
unbekannte Größe." Jetzt kam
die Spitzhacke und lachte die Kohle aus. Die
Gemüter waren auf das höchste erregt, als ein
altes Kabel sagte: „Jedes von euch ist nicht
in der Lage, mächtig zu sein: Macht bedeutet
es, wenn ihr zusammenhaltct."

Das sahen sie ein.

Und die kleine venezianische Lampe leuchtete
einen Tag lang bescheidener.

Das Alibi

Professor Thomas von der Sternwarte hatte
zu einer seiner „Astronomischen Rachtwande-
rungen" eingeladen, die sich großer Beliebtheit
erfreuen. Bei der Endstation der Straßen-
bahn warteten über hundert Teilnehmer.
Meiner Familie sagte ich ein
Wiedersehen für Mitternacht
zu, aber es galt Venus und
Kassiopeia u.a. unsichere Kan-
tonisten abzupasien, sowie ge-
wisie Nebel in der Milchstraße
zu studieren, die sich partout
erst zwischen 4 und 5 Uhr
morgens einstellen. Mir wurde
schwül. Um secksc früh landeten
wir, eine schon etwas benom-
mene Gesellschaft, im Cafe.

Dabei war ein ältliches
Ehepaar, Äerr P. samt Ge-
mahlin, denen ich weilte schwie-
rige Situation klarlegte. Da
erbarmte sich Frau P. meiner
und schrieb mir eigenhändig
einen Zettel: „Womit bestätigt wird, daß
Lerr E. die ganze Nacht bei mir verbrachte.

Frau P. am 23. Juni morgens."

Mail kennt sich

„Paben Sie in der gestrigen Abendzeitung
die neueste Reklame von Schneider & Parker
gesehen? Einfach widerlich?"

„Ja, ich habe mich auch furchtbar geärgert,
daß uns nicht so etwas eingefallen ist!"

Literatur und Industrie

„Kennen Sie Byrons Werke, Pcrr Direktor?"
„Nee. Wieviel Dividende haben die gezahlt?"

Zur Geschichte des Tonfilms

Zeichnungen von KurlHitgetow

Dann sagte man lick, dall der
sprechende Film eigentlich eine
wunderbare Vervollkommnung
sein würde

Sinn und Widersinn

Aphoristisches von P. Bildau

Wer gar keinen Spaß ver-
steht, wird erst recht nicht ernst
genommen.

*

Dem Erwerbslosen nützt eS
wenig, daß mit dem Esten der
Appetit kommt; es wäre bester
für ihn, wenn mit dem Appetit
das Esten käme!

*

Wie komisch, daß eine Zei-
tung, die keiner hält, dennoch
nicht gehen will!

*

Berechnende Frauen sind
oft unberechenbar.

Es gelang (chließlich auch,
Musik zu fixieren

bi\e es auch gelang, Geräufcbe
zu fixieren.

Absolute naturtreue einer
szenischen Darstellung wurde
schließlich erreicht.

Und so entdeckte das Publikum
eines Tages zu feinem Erstau-
nen, daß die höchste Vervoll-
kommnung des Tonfilms eigent-
lich die Sprecbbühnc lei . . .

Die Macht der Gewohnheit ist nichts als
eine Schwäche.

*

Die schneidigsten Leute sind häufig zugleich
die ungeschliffensten.



Es ist schwer, zwei Lerren zu dienen, aber
unmöglich, zwei Damen zu dienen!

*

Es ist viel schlimmer, wenn eine Frau
sich Gedanken macht, als werln sie zu
Wort kommt.

Die Teilung

Der Sohn des Herrn Gene-
raldirektors lag im Bett und
schrie. Als hätte er furcht-
bare Schmerzen.

Man holte den Arzt. Der
Arzt fand nichts.

Man ließ aus der Haupt-
stadt einen Spezialisten kom-
men. Der fand nichts'.

Der Junge schrie weiter.
Da ließ auf Anraten deS
Hausmädchens die gnädige
Frau den Schäfer, der sich
auf sowas verstand, kommen.
Der sah sich den Zungen an:
„Bringt mir ein nasteS
Handtuch und laßt mich mit
dem Knaben allein?"

Eine Minute später schwieg der Knabe.

„Lieber Mann," sagte die gnädige Frau,
„wie haben Eie das gemacht?"

„Sehr einfach," sagte der Schäfer, „ich
Hab' dem Bengel mit dem nassen Handtuch
auf's Maul geschlagen!"

Der neue Freund

„Ich habe einen neuen Freund " sagt, bei-
nahe berstend vor Glück, die kleine Filmstatistin.

„Wer ist es denn?" erkundigen sich neidisch
die Kolleginnen.

„Ein ganz großes Tier! Uralter Adel!
Sein Großvater hat die Kreuzzüge mitgemacht,
das hat er mir selbst gesagt!"

„Welche Kreuzzüge?"

„Alle, alle!"

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